Das Jahr der Barmherzigkeit ging kürzlich zu Ende. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, was in diesem Wort steckt und was es heisst, "Barmherzigkeit" ins Zentrum des christlichen Glaubens, der Theologie und des kirchlichen Lebens zu stellen.
Seit der Wahl Trumps zum Präsidenten der USA wird über Populismus diskutiert und darüber, wie ihm zu begegnen wäre. Die Erinnerung an Jesus gibt zwar keine Antworten, liefert aber Hinweise zur Unterscheidung zwischen der behaupteten Volksnähe der Populisten und echter Nähe zu den Menschen.
Der amerikanische Wahlkampf ist vorbei. Aber er hat Spuren hinterlassen. Und er regt dazu an, über den Umgang mit der Sprache nachzudenken. Auch bei uns.
Sicherheit ist uns viel wert, und das zu Recht. Denn Unsicherheit, Bedrohung und Angst machen das Leben schwierig. Das Evangelium jedoch setzt ihnen nicht «Sicherheit», sondern «Vertrauen» entgegen. Denn wir können das Leben letztlich nicht «im Griff haben», sondern müssen uns darauf einlassen, dass es unverfügbar und voller Überraschungen ist.
In den Schweizer Medien hat seit einiger Zeit der Begriff «Wertedebatte» Konjunktur. Dass sich hinter dieser edlen Formulierung mancherorts vermutlich eine weniger edle (Anti-)Islamdebatte verbirgt, ist bedauerlich. Aber wenn eine solche Debatte schon geführt werden soll, ist es aus Sicht der Kirche(n) zentral, die Leerformeln «Wertedebatte» und «christliche Werte» inhaltlich zu füllen: Welches sind unsere Werte? Was sind uns diese Werte wert?
Angesichts heftiger Kontroversen um die Rolle christlicher Werte und religiöser Überzeugungen in Staat und Gesellschaft ist es wichtig, an die Differenzierung der Bereiche zu erinnern, in denen religiöse Argumente zulässig sind, und Bereichen, in denen das Gebot religiöser Neutralität gilt.
In unserer schnell-lebigen Zeit ist ein vor 3 Jahren erschienenes päpstliches Dokument für viele schon "Schnee von Gestern". In bezug auf die Programmschrift von Papst Franziskus "Die Freude des Evangeliums" ist das bedauerlich, spricht es doch eine für lehramtliche Texte ungewohnt erfahrungsgesättigte und gleichzeitig theologisch reiche Sprache. Unabhängig von der Frage, welche strukturellen Reformen Papst Franziskus realisieren kann - er hat ganz neue Töne in die lehramtliche Sprache gebracht.
In seinen "letzten Gesprächen" zeichnet der emeritierte Papst, Benedikt XVI. ein kritisches der Kirche in Deutschland. Er spricht vom Überhang des Geldes, vom Überhang der Strukturen und von einem "ungeistlichen Bürokratismus". Auch Papst Franziskus warnt vor einer Kirche, die vom "Manager-Funktionalismus" geprägt ist. Damit werden echte Probleme angesprochen. Aber aus dieser Problematik gibt es keinen einfachen Ausstieg. In einer komplexen, hoch ökonomisierten Welt ist auch die Kirche auf Geld und komplexe Strukturen angewiesen, um ihren Auftrag wahrzunehmen.
Die Teilnahme am Gebetsleben der Mönche und eine kritische Diskussion über die Situation der Jugendpastoral haben mich nachdenklich gemacht: Wie sollen wir in einer Welt, die nicht mehr weiss, was sie glauben soll, von Gott sprechen? Wie steht es um das Verhältnis von Spiritualität und Welthastigkeit des Glaubens?
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