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Daniel Kosch

Sicherheit (#Wertedebatte 2)

Sicherheit ist uns viel wert. Wir haben Versicherungen für alles Mögliche. Für die Verstärkung der Sicherheitskräfte sprechen auch sparsame Politiker zusätzliches Geld. Für die Sicherheit ihrer Computer vor Viren und Hackern leisten sich Unternehmen teure «firewalls». Die Sicherheitstechnik in unseren Autos umfasst längst nicht mehr nur Sicherheitsgurte, sondern auch Airbags, eine gelb leuchtende Sicherheitsweste für Unfälle und eine Bordelektronik samt zahlreichen Warnlämpchen für mögliche Defekte. Noch klarer kommt der Wert von Sicherheit zum Vorschein, wenn wir an lebenswichtige Belange denken: Ernährungssicherheit, Arbeitsplatzsicherheit, Sicherheit vor Bedrohung an Leib und Leben.

Vertrauen ist gut – ist Kontrolle besser?

Umso mehr fällt auf, dass die Bibel der Unsicherheit des Menschen, seiner Angst und seinem Bedrohungsgefühl nicht primär «Sicherheit» entgegenstellt, sondern «Vertrauen». Anders als die einem Sicherheitsdenken entstammende Redensart «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser», lädt Jesus im Evangelium immer wieder dazu ein, Angst und Sorgen loszulassen, sich nicht an materielle Sicherheit zu klammern, sich barfuss, ohne Vorratstasche und sogar ohne Stock zur Abwehr von wilden Tieren oder Räubern auf den Weg zu machen. Und angesichts der Bedrohung durch Krankheit sagt er: «Dein Glaube, dein Vertrauen hat dich geheilt». Jesus setzt nicht auf «Nummer sicher», sondern auf «Vertrauen». Dies nicht nur deshalb, weil er Menschen im Blick hat, die sich Sicherheit gar nicht leisten könnten, sondern weil vieles, worauf Menschen setzen, nur vermeintliche Sicherheit gibt und weil übertriebenes Sicherheitsdenken das Leben erstickt. Zugespitzt könnte man die Haltung Jesu in Umkehrung der Redensart so formulieren: «Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser».

Wer loslässt, hat die Hände frei

Indem das Evangelium der Angst und dem Bedrohlichen im Leben nicht Angst, Sorge und Sicherheitsdenken sondern Vertrauen entgegensetzt, leistet es einen wichtigen Beitrag zur heutigen Wertedebatte. Denn es empfiehlt eine Haltung, die es dem Menschen ermöglicht, anders mit Ungewissheit und mit dem Unverfügbaren umzugehen:

  • loslassen, nicht festklammern,
  • trauen, nicht misstrauen,
  • sich einlassen, nicht abgrenzen,
  • beweglich bleiben, sich nicht verkrampfen,
  • neugierig fragen, nicht Antworten verteidigen.

In unserer von Umbrüchen, Ungewissheit und Unübersichtlichkeit geprägten Zeit ist es unmöglich und sogar gefährlich, alternativlos auf möglichst totale Sicherheit zu setzen. Auch die Fähigkeit, zu anerkennen, dass wir vieles weder steuern noch kontrollieren können, und uns so gelassen und vertrauensvoll wie möglich darauf einzulassen, dass das Leben unverfügbar ist, hat einen hohen Wert.

 

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4. November 2016 | 06:50
von Daniel Kosch
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