Asche
Meinrad Furrer

Übungsraum für nachhaltiges Leben

Gedanken zum Aschermittwoch

Für mich ein zu Unrecht vergessener Tag! Seine Symbolkraft ist unglaublich stark. Asche steht für die Vergänglichkeit des Lebens, aber auch für seine Wandlungskraft. Asche wurde früher zum Waschen benutzt und noch in meiner Jugend als Dünger auf den Feldern ausgestreut. Wenn Menschen sich an diesem Tag also Asche aufs Haupt streuen lassen, machen sie sich bewusst, dass wir das Leben immer wieder überdenken müssen, ungünstige Prägungen und Haltungen verändert werden können und dass es Mittel und Wege gibt, sich zu reinigen und Energie zu bekommen, anders weiter zu leben.
Die Fastenzeit bietet einen solchen Prozess an. Und sie macht dies durch Verzicht. Aber dies ist ein total uncooles Wort und motiviert die meisten nicht mehr etwas zu verändern: warum sollte ich verzichten? Allenfalls verzichten Menschen auf etwas, wenn es ihrer Gesundheit, ihrer Fitness oder ihrer Attraktivität nützt.
Ich meine, das reicht nicht.

Ich selber sehe einige Gründe, weshalb Verzichten etwas Urmenschliches ist.

  • Die Ressourcen unserer Erde reichen nicht dazu aus, dass alle Menschen immer grenzenlos konsumieren. Bewusster Verzicht ist ein Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt und der Ressourcen unserer Erde.
  • Nicht alle Menschen haben Zugang zum Lebensnotwendigen. Bewusster Verzicht kann dazu ermutigen, sich für mehr Verteilgerechtigkeit einzusetzen.
  • Über die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte hatten die Menschen nicht immer genügend zu essen. Unserer Körper und Seelen sind noch immer so gebaut, dass sie diesen Wechsel von Fülle und Reduktion brauchen, um vital zu bleiben.
  • Unsere Körper und Seelen haben ein grosses Potential, Prozesse in Gang zu setzen, die uns Zustände von Glück, Zufriedenheit und Verbundenheit ermöglichen. Wenn wir sie ständig von aussen stimulieren, nehmen diese Fähigkeiten ab.

Verzicht ist also zuerst ein ganz natürlicher Impuls, um für mehr Menschen ein gutes Leben auf dieser Erde zu ermöglichen. Es ist aber auch ein gutes Mittel, sein eigenes Leben zu intensivieren und vital zu halten. Gerade in Zeiten einer weltweiten Pandemie mit ihren ökonomischen, psychischen und gesundheitlichen Folgen können die 40 Tage der Fastenzeit uns einladen, da wieder genauer hinzusehen und unseren Lebensstil allenfalls zu verändern. Für mich sind 40tage.ch ein gemeinsamer Übungsraum für nachhaltiges Leben.
Wer übt mit?

Asche | © 2013 pixabay CC0 Public Domain
17. Februar 2021 | 10:03
von Meinrad Furrer
Lesezeit: ca. 1 Min.
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2 Gedanken zu „Übungsraum für nachhaltiges Leben

  • Hansjörg sagt:

    Verzicht auf Macht!

    Die alten Herren der Macht, lebend in ihrer Blase in Rom, könnten sich überlegen auf einen Teil ihrer Macht zu verzichten. Denn ich befürchte, dass die Ungleichbehandlung der Frauen in der kath. Kirche mehr mit Ängsten über einen Machtverlust zu tun hat, als mit reiner Glaubenslehre.

  • Meinrad Furrer sagt:

    Da haben Sie natürlich recht.
    Machtverzicht ist eine sehr wichtige Form von Verzicht. Ich bin aber überzeugt, dass nicht der Verzicht von Macht wesentlich ist, sondern der Verzicht von Machtmissbrauch. In jeder Institution und Beziehungsform gibt es Macht.
    und Sie haben auch vollkommen recht, dass in Zentrum der christlichen Glaubenslehre der Vericht auf Machtmissbrauch stehen muss. Für Jesus war es ein zentrales Anliegen, Macht so einzusetzten, dass sie andere Menschen ermächtigt.

    Dass die römisch katholische Kirche in diesem Bereich dem Anspruch von Jesus nachhinkt, ist offensichtlich.
    Papst Franziskus hat allerdings da in vielen Bereichen einen anderen Stil an den Tag gelegt. Und der synodale Prozess der katholischen Kirche in Deutschland zeigt zumindest das Bemühen, andere Wege zu gehen.
    Hoffen wir, dass dies Schule macht.

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