Heinz Angehrn

Zwischenruf

Da ich die ersten Ferientage nach dem Pandemie-Isolations-Horror im Elsass verbringen und mich wieder einmal vom Bleniotal und meiner Arbeit für die SKZ kurz distanzieren darf, nur dies in Kürze zu zwei miteinander verbandelten Mitteilungen auf kath.ch:

Einmal erfahren wir, dass eine deutsche Richterin in Köln zwei Theologen-Priester wegen diskriminierender Äusserungen gegenüber homosexuellen Menschen (»Parasiten» u.ä.) in der Zeitschrift «Theologisches» zu mickrigen vierstelligen Geldstrafen verurteilt hat. Das Verfahren sei damit eingestellt. Herr Professor Manfred Hauke, an der Fakultät in Lugano wirkend, ging als Herausgeber der Zeitschrift bisher straflos aus.

Immer noch offen ist, ob die Mitglieder des Churer Priesterkreises den Verhaltenskodex ihres Bistums unterzeichnen werden. Mit ihrer Begründung, warum sie dies nicht tun wollen, bewegen sie sich zumindest am Rande von homophoben theologischen Auffassungen, deren primitiver Gebrauch jetzt in Köln unter Strafe gestellt wurde. Noch schlimmer wird sie Sache dadurch, dass sie ihre Ablehnung des Kodex ja damit begründen, dass er der wahren Lehre der Kirche widerspreche.

Ergo: Ist die Lehre unserer Kirche in Sachen gleichgeschlechtlich fühlende und lebende Menschen noch zu halten? Oder verdienen alle, die sie heute noch im Tonfall und mit der Begründung wie vor 100 Jahren wiederholen, selber eine Anklage vor Gerichten, die die Menschenrechte schützen?

zu verfolgen … Und ein grosser Dank an Wolfgang Rothe, der dies (deutschschweizer Ausdruck) «durchgestiert» hat …

Bildquellen

  • : pixabay.com
21. Mai 2022 | 09:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

2 Gedanken zu „Zwischenruf

  • stadler karl sagt:

    Die diesbezügliche Lehre der Kirche ist schon lange nicht mehr zu halten und sie war im Grunde nie vertretbar, nicht erst seit den “Erkenntnissen der Humanwissenschaften”. Das ist bloss eine nicht vertretbare Immunisierungsstrategie seitens der Theologie. Jedoch: Wer lediglich die traditionelle Sexuallehre Lehre der Kirche öffentlich vertritt, weiter aber gegen homosexuelle Menschen in keiner Weise ausfällig, schwer verletzend oder abwertend wird – wie im besagten Beitrag in der Zeitschrift “Theologisches” – und ihnen auch mit Respekt begegnet, kann kaum vor Gricht gestellt werden. Das ist von der Glaubensfreiheit her abgedeckt.
    Etwas stört aber ganz allgemein in der Diskussion um solche Themen: In gewissen Teilen der Kirche gewinnt man den Eindruck, als ob Menschen, die der LGBT-Bewegung angehören, fast die einzigen wären, denen heutzutage, im Zeitalter des revidierten Ehebegriffes, Diskriminierung, Ablehnung oder anderweitige Widerwärtigkeiten widerfahren würden. So allgegenwärtig ist dieses Thema in manchen krichlichen Medien. Dabei passen sich die Kirchen ganz dem diesbezüglichen Veränderungsprozess von Wertehaltungen im säkularen gesellschaftlichen Umfeld an. Aber es ist bloss gut vierzig Jahre her, als ich einen 20-jährigen in einem Strafverfahren vertrat, welcher sich mit einem 16-jährigen einliess – damals lag das Schutzalter für Homosexualität, im Gegensatz zu Heterosexualität, nicht bei sechzehn, sondern bei zwanzig Jahren, und unmögliche Bemerkungen anhören musste, weil im Plädoyer deutlich Wert darauf gelegt wurde, dass die Strafzumessung nicht strenger ausfallen dürfe als in ähnlich gelagerten heterosexuellen Fällen. Damals hätte man für einen Mandanten auch kaum einen Seelsorger gefunden, der ungezwungen und ohne Infragestellung der sexuellen Präferenz Unterstützung geleistet hätte. Umkehr und Reue bildeten die Fixpunkte.
    Als Institution sollte die Kirche nicht während zweitausend Jahren diesbezügliche Wertehaltungen der Menschen zu prägen versuchen, dies unter Inanspruchnahme der Kenntis der göttlichen Wahrheit, und kaum setzt im säkularen Umfeld ein tiefgreifender Veränderungsprozess ein, der in keiner Weise von der Kirche angestossen wurde, wird mit allerlei hermeneutischen Begründungen, die teilweise gar umstritten sind, für ein neues bibelveständnis geworben und auf eine Anpassung der Lehre hingewirkt. Oder Menschen werden, die vielleicht nicht gerade im Stande oder willens sind, in ihrer tradierten Glaubenshaltung und ihrem Wahrheitsverständnis sofort alle innerkirchlichen Veränderungsprozesse mitzutragen, ganz subtil, aber nicht weniger effizient als zu den klerikalsten Zeiten, an die Wand gedrängt und ihnen einen Mangel an Reflektionsfähigkeit zu unterstellt. Das ist nicht nur äusserst unanständig, das kann sich auf schwere Weise verletzend auswirken auf Menschen, die unter andern Umständen im kirchlichen Bereich sozialisiert wurden.
    Solange die Kirche nicht radikal davon Abstand nimmt, sich in die Sexualmoral der Menschen einzumischen, wirkt sie jedenfalls vollends unglaubwürdig!

  • Michael Bamberger sagt:

    Solange die Lehre der Kirche, wie sie im Katechismus in den Artikeln 2357, 2358 und 2359 verkündet wird, wie folgt lautet:

    “Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind”…Sie sind in keinem Fall zu billigen…für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen…Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen…”

    hat eine Organisation, die sich eine derart menschenverachtende und menschenrechtswidrige Ideologie auf die Fahne schreibt, in einer freien Gesellschaft nichts zu melden noch zu suchen. Sollte die Manie der Mitglieder dieser Organisation anderen Leuten mit erhobenem Zeigefinger unter die Bettdecke zu schauen nicht kurierbar sein, stünden unter den abertausenden von eigenen Klerikern und Nonnen genügend Figuren zur Verfügung, um diesen Zeitvertreib weiter zu verfolgen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst diese HTML-Tags und -Attribute verwenden:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.