Luftaufnahme Kernkrafwerk Gösgen © Kernkraftwerk Gösgen
Walter Ludin

Weitere Atomkraftwerke?

Das Undenkbare ist wieder denkbar geworden: neue AKWs für die Schweiz. Die beiden Schweizer Parteien, die sich trotz gegenteiligem Volksentscheid dafür aussprechen, erhielten gegen Ende Jahr Unterstützung von prominenter Seite: vom Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde/IAEA. Es habe zwar atomare Unfälle gegeben, aber nicht sehr schlimme. Und einige Länder hätten bereits Lösungen für die Endlagerung der Abfälle gefunden.

Alles halb so schlimm? Fakt bleibt, dass jedes AKW eine Gefährdung für die Umwelt ist; und dass die Abfälle während Hunderttausenden von Jahren gefährlich strahlen. Die Beschwichtigung aus Wien tönt gut, geht aber an der Wirklichkeit vorbei.

Realistischer ist die Einschätzung der Schweizerischen Energie-Stiftung/SES: «AKW sind zu teuer, sie kommen zu spät, sie sind gefährlich und das Müllproblem ist nach wie vor ungelöst. Wir wollen und wir brauchen keine neuen AKWs.»

Der angesprochene Zeitfaktor ist nicht zu vernachlässigen. Denn bis ein neues AKW gebaut wäre, würden sicher fast zehn oder mehr Jahre vergehen. Und bis dann werden die erneuerbaren Energien bestimmt noch billiger sein, sodass Atomstrom unter finanziellen Aspekt kaum eine Chance hätte.

Das Hauptargument der Befürworter, die Einsparung von CO2, stimmt zwar. Aber es bedeute, den Teufel mit Beelzebul auszutreiben – mit Auswirkung auf Hunderte von Generationen, die unter unserm unbedachten Umgang mit atomaren Abfällen zu leiden haben.

Luftaufnahme Kernkrafwerk Gösgen © Kernkraftwerk Gösgen
3. Januar 2024 | 16:44
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Ein Gedanke zu „Weitere Atomkraftwerke?

  • stadler karl sagt:

    Dennoch: Das Forschen im Bereich der Nuklearenergie sollte nicht erschwert oder gar verunmöglicht werden. Tatsache ist, dass der Klimawandel in keiner Weise ein weniger gefährlicheres Problem darstellt als die Gewinnung von Nuklearenergie. Und der Energiebedarf steigt nach wie vor rasant an, auch in der CH. Einer der Faktoren, dass in den letzten zwei Jahren auch in der CH eine mögliche Energiemangellage ein akutes Thema war, bestand im Umstand, dass französische AKWs zum Teil infolge Revisionen abgeschaltet waren und die ordentliche Zulieferung nicht gesichert war. Auch Deutschland importiert nach der Abschaltung der letzten AKWs weiterhin Nuklearstrom in sein Netz und Robert Habek macht sich Sorgen, dass die Kohlekraftwerke wieder in den Markt zurückkehren könnten. Es ist einfach alles sehr komplex. Und wenn dereinst der Strassenverkehr dekarbonisiert sein wird – die EU will ab 2035 keine Neuzulassungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren erlauben – wird dies ebenfalls einen riesigen Schub an Strombedarf auslösen. Auch kleine Elektroautos benötigen recht viel Strom. Ich weiss das aus eigener Beobachtung. Wie dieser Bedarf gedeckt wird, weiss im Grunde heute noch niemand mit Sicherheit. Eine Hoffnung besteht vielleicht darin, dass dereinst Energie aus Kernfusion marktreif gewonnen werden kann. Dann fiele auch das schwerwiegende ungelöste Abfallproblem praktisch dahin.

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