Heinz Angehrn

Unweihnachtliche Atom-Gedanken

Ich versuche, das politische Jahr für mich zu einer Conclusio zu bringen. Ja: wie viele habe auch ich die grünen Parteien gewählt und bin froh, dass wir hier im (nebst Schwyz) wohl konservativsten Kanton der Schweiz (und dann wohnen wir noch in einer der konservativsten Gemeinden dieses Kantons!) zu einem Zugewinn der ökologischen Kräfte sowohl im National- wie im Ständerat beigetragen haben. Mit Freude beobachte ich auch die tektonischen politischen Verschiebungen im Land unserer grossen Nachbarn, denn die SPD war ja bis dato nicht im Geringsten eine Vorreiterin in Sachen Ökologie und ist in einer Koalition dem Fortschritt nur hinderlich. Mit Verärgerung höre ich auf die Realitätsverweigerung, die Politiker wie Trump und Bolsonaro betreiben, und sogar mit Abscheu auf die machistischen Kommentare der alten Säcke aus der Autolobby, die über Greta lästern, um noch mit ganz vielen PS einst ins Altersheim einzufahren, wo sie dann, sabbernd wie sie werden, die Zukunft des Planeten nichts mehr angeht. Shame on them all!

Aber und da habe ich ein ein ganz grosses Aber, das ich allen Mitkämpfenden für das Überleben des Planeten und möglichst vieler Tierarten (um den homo non semper sapiens sorge ich mich nicht) zum Jahresende und vor den Ansprachen der Mächtigen mitgeben möchte: Machen wir nicht alle einen riesigen Fehler, wenn wir nebst dem Beseitigen möglichst vieler fossiler Energiearten und dem Fördern aller möglichen erneuerbaren Energien von vornherein ausschliessen, mit Verweis auf bisherige schlechte Erfahrungen und hysterische Reaktionen der Wählerschaft kurz danach, dass nicht unsere Physiker mittelfristig mittels Verbesserung/Optimierung der Technologie und gleichzeitiger Ausschliessung von möglichst viel Risiko am Fortschritt des atomaren Gewinnens von Energie arbeiten sollen/dürfen?

Woher sollen in wenigen Jahrzehnten diese vielen Milliarden Menschen unter dann noch deutlich – ökonomisch, sozial, finanziell, bildungsmässig – verbesserten Bedingungen all die Energie nehmen, die für ein fortschrittliches (Zusammen)Leben, für all die vielen öffentlichen Transportmittel, alle digitale Vernetzung und Kommunikation, alle das Leben erleichternde Apparatur und den dazu gehörenden medizintechnischen Aufwand etc. etc. nötig ist? Wollen wir wirklich alle Meere und Hügel mit Windkraftwerken verzieren, wollen wir noch mehr Stauseen bauen und unsere Hausdächer und landwirtschaftlichen Flächen mit Sonnenkollektoren vollpflastern? Glauben wir zwar an fast alles Mögliche sprengenden technologischen Fortschritt, aber nicht bei der Gewinnung atomarer Energie? Es geht mir nicht in den Kopf, warum man solche Forschung von vornherein ausschliessen, quasi gesetzlich verbieten will.

Ich mahne, dass nicht nur die Auto-Lobbyisten, sondern auch wir ökologisch Bewegten über unsere Lebensdauer hinaus und an die künftigen Generationen denken. Zur Diskussion freigegeben.

Bildquellen

  • flag-176793_1920: pixabay.com
22. Dezember 2019 | 16:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Ein Gedanke zu „Unweihnachtliche Atom-Gedanken

  • stadler karl sagt:

    Aber Photovoltaikpanels auf Hausdächern sollten nun wirklich niemanden stören? Selbst in Altstadtbezirken, auf Kirchen- und Klosterdächern nicht! Wir können nicht den Fünfer und das Weggli haben. Wir leben im 21. Jahrhundert, wo alle nach mehr Wohlstand, zumindest nach Erhaltung des derzeitigen Standards rufen. Vor nicht allzulanger Zeit habe ich mit einem ehemaligen Parteipräsidenten (einem bürgerlichen) gestritten, weil auf dem Gotthard ein Windpark geplant ist. Natürlich gefällt uns allen die Bergwelt ohne diese Vogelscheuchen zurecht besser. Nach meiner Meinung gibt es, angesichts der derzeitigen Entwicklung im Energiebereich (Ausstieg aus der Kernenergie bei gleichzeitiger Verringerung des CO2-Ausstosses), dennoch die naheliegende Option: Stimmen die Windverhältnisse und lassen sich solche Anlagen mit allfälligen Vogelzugstrassen vereinbaren – für die Zugvögel bilden Windparks bekannlich ganz erhebliche Gefahrenquellen – dann sollten sie gebaut werden. Wir können doch nicht – die Landschaftschützer werden vehement widersprechen – erwarten, einen nachhaltigen Beitrag zur Verringerung des CO2-Ausstosses zu leisten versuchen bei gleichzeitigem Erhalt oder gar Mehrung des Wohlstandes und erwarten, eine Passgegend wie der Gotthard müsse dieselbe Ursprünglichkeit und Unberührtheit aufweisen wie zu Zeiten, als Göthe durch diese Gegend reiste.
    Aber was wir hier in der CH betreffend Verringerung des CO2-Ausstosses auch unternehmen: Es ist wahrscheinlich ohnehin nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Wenn man sich vor Augen hält, welche Unmengen rieisge Nationen wie China derzeit ausstossen (rund 30% der globalen Menge, mittlerweile doppelt so viel wie die USA); Indien holt in Riesenschritten etc. Die allermeisten Kohlekraftwerke stehen in Asien. Experten sagen, dass, auch wenn beispielsweise China riesige Anstrengungen unternimmt, andere Energiequellen zu erschliessen und zu nutzen(im Bereich Industrie, Verkehr etc.), wird eine weitere Steigerung in nächster Zeit dennoch wahrscheinlich sein, ebenso in Indien. In Europa ist eher eine Stagnation des CO2-Ausstosses zu verzeichnen, in den USA eine Abflachung. Aber eine weltweite Reduktion von 45% bis zum Jahr 2030, verglichen mit dem Jahr 2010, wie das von internationalen Gremien dringend empfohlen wird, oder eine Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1.5° C, verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter, wie das eigentlich das angestrebte Ziel der Weltklimakonferenz wäre??? Glaubt da, angesichts der derzeitigen Entwicklung, überhaupt jemand ernsthaft daran?
    Wir leben offensichtlich auf zu grossem Fuss. Und die Schwellenländer stossen mittlerweile ihrerseits ebenfalls viel zu viel aus, selbst wenn deren Bewohner nicht den gleichen Wohlstand geniessen dürfen. Das Klima kennt absolut keine Gerechtigkeit, keine ethische Normen. Es ist lediglich ein Prozess, kausal beeinflusst durch komplizierte Naturgesetze, was anderseits alle von uns natürlich nicht von der Verpflichtung entbindet, eine möglichst umweltvertägliche Lebensform zu wählen. Und Hoffnung darf man vielleicht setzen in die innovative Entwicklung der Wissenschaft und deren Umsetzung in neue Technologien. Und sie haben gewiss recht! Zumindest Forschung sollte auch im Nuklearbereich nicht verboten sein.

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