Heinz Angehrn

Tag der Befreiung

Halleluja! Wie lange mussten wir auf den Moment warten, wo sich unsere Regierung endlich unser erbarmte und uns wieder in die Freiheit der mündigen und selbstverantwortlichen Kinder der offenen Gesellschaft entliess. Wie traurig sind sie jetzt, die Feinde der offenen Gesellschaft, dass sie uns nicht länger vorschreiben können, wann und wie und warum wir unsere Atem- und Sprechhöhlen zu verhüllen haben.
Sie werden sicher neue Wege finden, uns zu entmündigen, sei es, indem sie zensieren, was wir essen und trinken dürfen und was nicht, oder welche Bücher wir in welcher Fassung zu lesen haben. Der Vorschläge sind Legion, man/frau denke nur an CRT, an die Gendersprache, an Radikalveganer und was noch kommen mag.

Es hat kaum einen Sinn, in der medienhysterischen Welt, in der wir tagtäglich leben, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren. Es hat auch wenig Sinn, darauf zu verweisen, dass das Virus trotz aller Verhüllungen seinen cleveren Weg gefunden hat, fast die ganze Bevölkerung zu kontaminieren. Noch weniger Sinn hat es, darauf zu verweisen, dass weiterhin jede/r selbständig entscheiden kann und wird, wie er/sie sich schützen will.

Der Durchschnittsmensch, homo non semper sapiens, ist eben furchtbar gern Marionette, ja Lemming, sehnt sich nach seiner Horde und möchte in die Höhle zurück kriechen, überlässt darum das Denken und Entscheiden bereitwillig den Puppenspielern, «denen da oben», um sie dann, wenn etwas schiefgeht, doch als Schuldige zu etikettieren. Wie jämmerlich, wie unendlich armselig. Manchmal möchte der hier Schreibende darum mit Immanuel Kant, Ludwig Wittenstein und Karl Popper auf die einsame Insel auswandern. Nur Mövengeschrei, die können wahrlich nichts dafür, dass sie seelenlose Masse sind; wir aber schon:.

«Statt als Propheten zu posieren müssen wir zu den Schöpfern unseres Geschicks werden. Wir müssen lernen, unsere Aufgaben zu erfüllen, so gut wir nur können, und wir müssen auch lernen, unsere Fehler aufzuspüren und einzusehen. Und wenn wir einmal von der Idee abgekommen sind, dass die Geschichte der Macht unser Richter sein wird, wenn wir nicht mehr von der Frage besessen sind, ob uns die Geschichte wohl rechtfertigen wird, dann wird es ins vielleicht eines Tages gelingen, die Macht unter unsere Kontrolle zu bekommen.» (S.347)

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  • man-5706960_960_720: pixabay.com
1. April 2022 | 00:01
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 1 Min.
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8 Gedanken zu „Tag der Befreiung

  • stadler karl sagt:

    Herr Angehrn, Sie sind, wenn auch nur ganz subtil, bösartig im Urteil gegenüber anderen Menschen, die eine bestimmte Sachlage, vorliegend die Corona-Epidemie, nicht gleich beurteilen wie Sie! Sie reden ähnlich wie manche sonst gewiss sehr liebenswürdige Leute, mit denen ich mich ab und zu mich an einem Stammtisch treffe und die ebenfalls sinngemäss behaupten, wer die Corona-Politik des BR befürwortete oder den Epidemiologen und Virologen Glauben schenkte, sei ein unkritischer, gedankenloser und allzu williger Mitläufer. So weit so gut, jedem und jeder seine Meinung! Aber, Herr Angehrn, Sie begehen nichts weniger als einen intellektuellen Frevel, wenn Sie sich mit Ihrem Argument im Kontext der Corona-Debatte salopp auf Kant, Wittgenstein oder Popper berufen, die mir als Autoren auch ein wenig vertraut sind. Es ist äusserst wichtig, sich nicht allein mit der praktischen Philosophie Kants zu befassen, sondern sich auch vertieft mit dessen theoretischen Bemühungen, wie man sich der Welt nähern könnte, auseinanderzusetzen. Poppers “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde” ist gewiss ein wunderbares Kleinod liberaler Denkungsart. Aber, um ihn im Zusammenhang mit der Coroana-Debatte ins Feld zu führen, ist vonnöten, sich auch ganz intensiv mit seinen theoretischen Schriften, wie “Logik der Forschung” oder “Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie” zu befassen. Und wenn Sie schon Wittgenstein in diesem Zusammenhang bemühen: Ich wäre nicht erstaunt, wenn dieser mit dem Schürhaken gegen Sie gestikulieren würde, wie damals gegenüber Popper, wenn Sie in seiner Anwesenheit den Menschen, die die Empfehlungen der Mehrheit der Epidemiologen und Virologen mittrugen und sich an die Anordnungen des BR zu halten bemüht waren, ein Defizit an liberaler Grundhaltung und Kritikfähigkeit attestieren würden.

  • Michael Bamberger sagt:

    Lieber Heinz Angehrn,

    meines Erachtens trifft Karl Stadler’s Votum in allen Punkten zu.

    Was mir in Ihren Ausführungen fehlt, ist Ihre persönliche Vision eines “richtigen” Kurses durch die Pandemie. In anderen Worten: Was wären Ihre Entscheidungen während der letzten zwei Jahre gewesen, ständen Sie als Bundesrat in der Verantwortung?

  • Hansjörg sagt:

    Da haben’s die Oberen der kath. Kirche natürlich viel einfacher. Diese alten, puppenspielenden Männer in Rom können Frauen seit Jahrhunderten diskriminieren und nicht als gleichwertige und gleichberechtigte Menschen behandeln. In der kath. Kirche sind Frauen auch im Jahr 2022 noch Menschen 2. Klasse, denn sie dürfen nicht alle Berufe der Kirche ausüben.
    Was jammert Herr Angern da über zwei Jährchen Maskenpflicht?

  • Heinz Angehrn sagt:

    Also, liebe Herren, meine Antwort auf Basis liberalen Denkens und eines liberalen Menschenbildes:
    Ich hätte erwartet, dass unsere Regierung dem Volk in wenigen, prägnanten, medizinisch-naturwissenschaftlich abgesicherten Merksätzen klar macht, wie man in der akuten Phase der Pandemie erkranken und wie man andere anstecken kann. Und wie man davor geschützt sein kann und andere davor schützen kann. (Und ab dem Moment, wie die Impfung erhältlich war: Was das nun an der bisherigen Ausgangslage änderte.) Und dann hätte ich an das Ende dieser einfachen Merksätze geschrieben: Wir, Ihre Regierung, erwarten von Ihnen, dass sie auf Grundlage dieser Informationen selber entscheiden, wann und wie Sie Sich von Drittpersonen ganz fernhalten oder Schutzmassnahmen treffen (bzw. ab dem Moment … ob Sie Sich impfen lassen).
    Sie wollten eine Antwort.

    • Michael Bamberger sagt:

      Lieber Herr Angehrn,

      danke für Ihre Replik.

      Fragen Sie sich doch mal, warum kein einziges Land dieser Welt eine derartige Corona-Strategie gewählt hat, wie Sie sie vorschlagen? Nicht einmal Schweden ist so weit gegangen, wie Sie es fordern. Und Schweden ist dabei nota bene mit seiner Politik bei den weit überdurchschnittlichen Corona Todeszahlen gescheitert (siehe unten).

      Schauen Sie sich nun mal Ihren Aufruf in dieser leicht adaptierten Form an:

      “Ich hätte erwartet, dass unsere Regierung dem Volk in wenigen, prägnanten, medizinisch-naturwissenschaftlich abgesicherten Merksätzen klar macht, wie man sich beim Autofahren durch das Tragen von Sicherheitsgurten schützen kann…Und dann hätte ich an das Ende dieser einfachen Merksätze geschrieben: Wir, Ihre Regierung, erwarten von Ihnen, dass sie auf Grundlage dieser Informationen selber entscheiden,…”

      Belastend hierzu kommt noch das Faktum, dass ein Fahrer ohne Gurte nur sich selber in Gefahr bringt und niemanden anders, ganz im Gegenteil zu Corona.

      https://www.focus.de/corona-virus/kritik-an-liberaler-politik-fragwuerdiger-laissez-faire-ansatz-studie-vernichtet-schwedische-corona-sonderweg_id_77553163.html

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