© Rainer Sturm/pixelio.de
Walter Ludin

Ein eher differenziertes Bild des unschönen Phänomens sexueller Missbrauch

Ich muss gestehen: Zuerst zögerte ich, dieses Buch zu lesen. Denn über sexuelle Übergriffe – vor allem in der Kirche – war in den letzten zehn Jahren bis zum Überdruss sehr vieles zu erfahren. Doch dabei wurden Hintergründe und Ursachen meistens, wenn überhaupt, nur kurz erwähnt.

Ganz anders in diesem Buch, das ich trotz allem studiert habe. In 37 Beiträgen kommen Vertreter und Vertreterinnen ganz unterschiedlicher Disziplinen zum Wort. Sachkundige von. Sozialpsychologie, Sexualethik, Kirchenrecht, Epidemiologie, Psychotherapie und Sexualpädagogik. So entsteht ein sehr differenziertes, realistisches Bild des sehr unschönen Phänomens, abseits von Verharmlosungen oder Übertreibungen.

Wertvoll sind auch die Zukunftsperspektiven. So plädiert der Mitherausgeber Stephan Leimgruber für eine Sexualaufklärung, die nicht von Sünde ausgeht, sondern die Sexualität als «gute Gabe Gottes» ansieht. Ebenso fordern verschiedenen Beiträgen abseits von Schlagworten, das «systemische Versagen» in der Kirche endlich einzugestehen und die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Hilpert Konrad, Leimgruber Stephan, Sautermeister Jochen, Werner Gunda (Hrsg):Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Raum von Kirche. Analysen – Bilanzierungen – Perspektiven. Herder 2020. ISBN/GTIN978-3-451-02309-5. 448 S., ca. CHF 80.90

Bildquellen

  • 670238_original_R_K_B_by_Rainer Sturm_pixelio.de: www.pixelio.de
© Rainer Sturm/pixelio.de
14. August 2020 | 08:26
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Ein Gedanke zu „Ein eher differenziertes Bild des unschönen Phänomens sexueller Missbrauch

  • Florin, Andri sagt:

    S. als strikt privater Bereich, denn darin liegt Individualität, und bei der heutigen Vermischung der Kulturen bleibe jede davon bei ihren Leisten, dh. Vorgaben. Einen Durchschnitt kann man nicht mehr so einfach vermitteln, das macht die Öffentlichkeit ohnehin. Da ist es wohl besser, das Thema beim einzelnen zu lassen zur gelebten persönlichen Ausgestaltung. Vor allem sollen keine Kinder verfrüht darauf gestossen werden, da war die bisherige kirchliche Zurückhaltung angebracht. Die seinerzeitigen religionskritischen (politaktivisten) Gruppierungen haben in Europa Verwüstungen hinterlassen, weil das Thema zerredet wurde in einer pauschalen Weise, die dem Gefühlsleben kaum Rechnung trugen – entsprechend sanken die Initiationstermine, um danach umso längere Zeit zur Verarbeitung zu beanspruchen. Die sog. “Frühreifen” konnten danach zeitlebens nicht mehr die Kurve kriegen und endeten in Gefühlskälte, um diese Sphäre zu vermeiden. Sie haben dafür alles andere gewissenhaft absolviert, wollten einfach nicht zurückkommen auf die früheren Erlebnisse. Das ist das Resultat ‘progressiven’ Zuredens, teuer bezahlt. Von diesem Missbrauch – ausserhalb der Kirche – hoffte ich auch etwas zu finden in diesem Buch. Nach dem ^klassischen römischen Motto : suum quique, jedem das S.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst diese HTML-Tags und -Attribute verwenden:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.