Heinz Angehrn

Each life matters !

Unangenehm berühren mich Wertskalen zum Thema, welche Minderheit/en denn schützenswerter als andere sind/ist. Der laufende US-Präsidentschaftswahlkampf etwa liess in mir eine solche Ahnung aufkommen, wie sich herausstellte, dass Pete Buttigieg bei schwarzen demokratischen Wählern keine Chance haben würde. Da begann ich so langsam die Zusammenhänge zu verstehen, die von seriösen Soziologen in den letzten Monaten (etwa in der NZZ) dargestellt wurden. In meiner bewusst unsachlichen Optik tönt das dort Gelesene etwa so: Aus aufgeklärter Gender-Sicht gilt heute:

Weisse sind per se schlechter als Schwarze
Männer sind per se schlechter als Frauen
Heteros sind per se schlechter als Homos
Alte sind sowieso schlechter als Junge
etc.

Daraus folgern dann so eigenartige Formulierungen wie:
«Alte weisse Männer sind die Wurzel jeden Übels.»
«Besser eine schwarze lesbische Frau als ein weisser schwuler Mann.»
«Die wertvollsten Menschen sind transsexuelle junge Menschen nicht weisser Hautfarbe.»

Und dann kamen mir bald die Nazis mit ihrer optischen Kennzeichnung der Gefangenen in den Lagern in den Sinn, ebenso die Hackordnung, die in diesen Lagern dann herrschte. Und es steigt in mir der Verdacht auf, dass es gesellschaftliche sich aufgeklärt gebende Trends gibt, die gerne wieder die Bürger/innen klassifizieren und kennzeichnen möchten.

Es folgert: Keine der in der Menschheitsgeschichte unterdrückten und diskriminierten Minderheiten (bei den Frauen ist allerdings der Terminus Minderheit fehl am Platz…) ist gut beraten, sich instrumentalisieren und zum «besseren Menschen» (tönt das nicht etwas nach den neuen Herren/Damen/Über-Menschen?) deklarieren zu lassen, denn:

Black lives matter – Queer lives matter – Jewish lives matter etc.
Each life matters.

Bildquellen

3. Juli 2020 | 06:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Ein Gedanke zu „Each life matters !

  • stadler karl sagt:

    Sie bringen es in Ihrem heutigen Beitrag auf den Punkt! Und wenn Sie die Frage von “aufgeklärten Trends” ansprechen: Wer sich ernsthaft mit dem geistesgeschichtlichen Phänomen der Aufklärung beschäftigt, merkt bald, dass “Aufklärung” letztlich keineswegs weniger komplex, vielfältig und kontrovers sich gestaltet als beispielsweise Glaubensfragen. So wenig wie in Glaubensfragen sich immer einfach dogmatisch zwischen “wahr” und “falsch” unterscheiden lässt, lässt sich unter dem Titel “Aufklärung” immer leicht entscheiden, was als “fortschrittlich” und “rückwärtsgewandt” zu gelten hat. Und auch der in der Rechtstheorie in unzähligen Werken abgehandelte Begriff der Rechtsgleichheit, der gerade auch in Bezug auf Minderheiten von enormer Bedeutung ist, kann sehr wohl auch instrumentalisiert und kaputt geredet werden. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass tragende Prinzipien dieses Begriffs, dass nämlich ungleiches ungleich und gleiches gleich zu behandeln ist, schlicht über Bord geworfen werden, indem auch die Bedeutung solcher Unterscheidungen gezielt verwischt wird. Dies kann übrigens sowohl mit reaktionärer wir mit fortschrittlicher Stossrichtung angestrebt werden.

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