Heinz Angehrn

Covid – eine Zwischenbilanz im Ärger

Lang ist es her, seit ich mich hier im letzten Sommer zum uns alle bewegenden Thema geäussert habe. Inzwischen ist viel Wasser unseren Talfluss Brenno hinuntergeflossen, wurden Bischöfe nicht gewählt und dann doch ernannt, fanden Sportanlässe lust- und freudlos ohne Publikum statt, wurden sämtliche Heimbewohner, die es wünschten, geimpft, sank das Risiko, ernsthaft an Covid zu erkranken, deutlich, wurde es Winter und fast wieder Frühling, wurde nur noch Zoom-Konferenz gesessen, und noch immer erlässt unsere Regierung Zwangsmassnahmen, die kaum mehr zu rechtfertigen sind. Sie erfrecht sich, unterstützt von ihren Lieblings-Wissenschaftlern, uns weis zu machen, dass sie den Durchblick hat und darum weiss, was uns zum Wohle dient. Ich – nicht Covid-Leugner (die Krankheit existiert und hat für Risikopatienten ein etwa doppelt so hohes Sterberisiko wie eine normale Grippe) und guter Staatsbürger (werde dem Covid-Gesetz in der Referendumsabstimmung wohl zustimmen müssen) – erlaube mir, hier öffentlich folgende Fragen zu stellen:

1. (ad Masken): Könnt ihr, liebe Verantwortungsträger/innen, mir erklären, warum Ihr zunächst keine Maskenpflicht wolltet (es hatte nämlich viel zu wenige), dann plötzlich eine erliesst (es hatte nämlich viel zu viele), anders als unsere Nachbarländer die üppige Medizinalmaske nicht für nötig hieltet (es hat nämlich viel zu viele von den bisherigen) und uns wohl auch noch, wenn alle Impfwilligen geimpft sind, diese menschenrechtsverletzende Dinger aufzwingen werdet (bis ihr die letzte aus Euren Beständen auch noch verkauft habt)? Könnt Ihr nicht, shame on you!

2. (ad Impfen): Könnt Ihr, liebe Verantwortungsträger/innen, mir erklären, warum Ihr vollmundig verkündet habt, es werde nun in grossem Stile geimpft (dann aber die nötigen Zulassungen nicht im Schnellverfahren ermöglicht und auf tiefe Weltmarktpreise schielend den Israelis und Engländern den Vorzug gelassen habt), und warum Ihr bis dato in einem der reichsten und technologisch fortschrittlichsten Länder der Welt nicht fähig seid, Eure etwa 8 Millionen Bürger/innen zu impfen (noch immer sinnierend, ob es denn doch 16 Millionen Dosen brauche, obwohl die Untersuchungen zeigen, dass schon mit der ersten Dosis ein hoher Schutz gegeben ist)? Könnt Ihr nicht, shame on you!

3. (ad Restaurants): Könnt Ihr, liebe Verantwortungsträger/innen, mir, Eurem treuen Staatsbürger, jetzt endlich mal erklären, was denn so gefährlich und ansteckend daran sein soll, in einem Lokal mit Eurer geliebten Maske bis zum Tisch zu gehen, dort mit der gleichen Person, mit der man sonst tafelt, ein Nachtessen (endlich mal nicht kochen) zu geniessen, mit der Maske brav aufs Klo und zurück zu gehen, sich von maskierten Jünglingen bzw. Damen servieren zu lassen, und geordnet den Raum zu verlassen (während in Bergbahnen, Postautos und Bussen auf engstem Raum über und durch Eure geliebten Masken aerolisiert wird)? Könnt Ihr nicht (und den Gastro-Unternehmern den vollen Schaden begleichen, gleich auch nicht), shame on you!

4. (fast beliebig fortzusetzen…)

Es spielt übrigens null Rolle, ob die Damen oder Herren links oder rechts oder in der Mitte stehen. Beim Bewältigen dieser Krise haben alle versagt (nur erez Israel nicht, das muss mal gesagt sein).

Bildquellen

  • vaccine-5926664_1920: pixabay.com CC0
4. März 2021 | 12:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 2 Min.
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3 Gedanken zu „Covid – eine Zwischenbilanz im Ärger

  • stadler karl sagt:

    Aber Israel hatte auch grosse Schwierigkeiten. Im letzten Frühling hatten die Israelis enorm schnell reagiert, die Grenzen geschlossen, einen scharfen Lockdown verhängt, viel härter als bei uns, und siehe da: Sie galten als Musterknaben, viel weniger Tote als bei uns, niedrige Ansteckungsraten etc. Und dann kam es, wie es kommen musste. Widerstand regte sich, Unzufriedenheit machte sich breit und der Druck auf die Regierung wurde hoch. Also lockerte man wieder, relativ geschwind. Und es geschah, was geschen musste: Die Ansteckungsrate schnellte rasend in die Höhe, (Israel hatte plötzlich viel höhere Werte als wir) und auch die Todesraten stiegen stark an. Also auch die Israelis kochen nur mit Wasser. Das mit dem Impfen, das haben sie gut gemacht, vor allem zogen sie eine ausgezeichnete Logistik auf – das sind sich sich aufgrund ihrer mit Gefahen durchzogenen Situation eben gewohnt – und ja, sie sorgten dafür, dass sie frühzeitig über relativ viel Impfstoff verfügten. Und in Israel können sich alle impfen lassen, die es wollen, auch die arabischen Bürger, die ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen. Im ORF wurde da vor kurzem wieder etwas völlig Unwahres erzählt, dass sich im Staat Israel praktisch nur Juden impfen lassen könnten.
    Ja, Herr Angehrn, Sie haben recht, diese oder jene Massnahme lässt sich gewiss hinterfragen. Aber dennoch: Gesetzt, der BR würde jetzt überstürzt starke Lockerungen einführen und mutierte Varianten würden schnell zuschlagen, bevor der grösste Teil der Bevölkerung geimpft ist. Da gäbe es sicher auch von seiten der Bürgerlichen eine Standpauke. Ich bin kein Linker, aber wo sie recht haben, da haben sie recht.
    Und was die Kirche anbelangt: Stille Messen, ohne Ministranten, sind derzeit angesagt, trotz Einwänden von Liturgikern. Die Gläubigen mögen zuhause auf der Couch den Rosenkranz beten, einsame Waldspaziergänge unternehmen und sich individuellen Exerzitien widmen. Corona-Katholizität!

  • “Und in Israel können sich alle impfen lassen, die es wollen, auch die arabischen Bürger, die ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen.” Was aber ist mit den Palästinensern in den BESETZTEN GEBIETEN? Googelt doch mal “palästina. impfen”. und ihr, lieber Kari und lieber Heinz, bekommt eine etwas differenziertere Sicht als ihr von euren lauschigen Tessiner Stübchen aus habt ….

    • stadler karl sagt:

      Ja, es wäre endlich an der Zeit, dass Sie wenigstens in Ihrem Blog manchmal, was die Israel-Berichterstattung betrifft, als Journalist, der Sie ja sind, ein wenig wahrheitsgetreuer berichten, vor allem breiter und ausgewählter recherchieren und von Ihrer israel-feindlichen Fokussierung etwas abrücken würden.
      Noch im März 2020 äusserte sich der UN-Koordinator für den Friedensprozess im Nahen Osten sehr lobend über die Koordination zwischen den israelischen und palästinensischen Behörden bei der Reaktion auf die COVID-Pandemie. Damals wurde vom UN-Koordinator Nickolay Mladenov die zwischen Israel und Palästina etablierte Koordination im Zusammenhag mit der Bekämpfung von COVID-19 als “ausgezeichnet” bezeichnet. Kurz darauf stellte PA-Chef Mahmud Abbas jegliche Zusammenarbeit mit Israel ein, aus Verärgerung über den Trump-Friedensplan. Darüber wurde damals eingehend berichtet, selbst von den Palästinensern. Im Blog von Ludin liest man natürlich nie von solchen Ereignissen. Noch im Dezember 2020 sagten Mitarbeiter des palästinensischen Gesundheitsministeriums gegenüber der Zeitung “Jerusalem Post”, dass keine Mitarbeit mit Israel im Zusammenhang mit den Impfungen geplant sei. “Wir arbeiten selbst daran, Impfstoffe aus verschiedenen Quellen zu erhalten.” Aufgrund des Oslo-II-Abkommens sieht sich Israel nicht berechtigt, sich in die Gesundheitspolitik der Autonomiebehörde der Palästinenser entgegen deren Willen einzumischen. Das damalige Abkommen aus dem vention nichts. Jahre 1995 sieht ausdrücklich vor, dass die Gesundheitspolitik in den Zuständigkeitsbereich der Autonomiebehörden falle. Vor diesemm HIntergrund taugt ein Verweis auf die Genfer Konvention nichts. Diese Bestimmung fand auf Betreiben der Palästinenser in das Abkommen Eingang. Gut 95% der palästinensischen Bevölkerung in der Westbank unterstehen der autonomen Verwaltung der PA und nicht Israel.
      Dass die Israelis Engel sind, bzw. der Staat Israel ohne Schuld wäre, habe ich nie behauptet. Das wissen Sie bestens! Aber Ihre herablassende Haltung zeigt einmal mehr, dass für Sie in Ihrer urbanen Klosterzelle a priori feststeht, über mehr zuverlässige Informationen zu verfügen als jemand, der hierzulande in einem Gebirgskanton wohnt. Dennoch: Wahrscheinlich verfügen Sie nicht über eine gleichwertige Vernetzung in Israel, eine Vernetzung, die in keiner Weise im dortigen Rechtsblock verwurzelt ist. Aber gifteln Sie ruhig weiter und säen Hass, alles unter dem Titel Evangelisierung und Verkündigung!

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