Heinz Angehrn

Alp-Conclusiones

Es wäre nun an der Zeit, die Trilogie-Gedanken zum nahenden Ende der Gross-, Volks- und gut finanzierten katholischen Kirche unter mitteleuropäischen Bedingungen zu gewissen einigermassen vernünftigen und dem bisher Geschriebenen nicht diametral widersprechenden Schlussfolgerungen zu bringen. Gut passt dazu auch, dass es nun – siehe das ganz aktuelle Foto mit dem blühenden wilden Kirschbaum auf unserer Alp auf 1060 müM – hier unten langsam Frühsommer wird, und erste Normalisierungen im alltäglichen Leben stattfinden. So darf von jetzt an auch etwa Gartenerde für die Gemüsebeete eingekauft werden, so dass das passive Eremitendasein ein Ende nehmen muss.

Ich persönlich denke nicht, dass diese gesundgeschrumpfte und materiell deutlich magerer da stehende Kirche bereit sein wird, radikal ad fontes zu gehen. Da ja der weltweite Gesamtapparat mit Papst, Kurie und Ortsbischöfen erhalten bleiben wird, wird es zwar ärmer, aber nicht radikal arm zugehen, wird es zwar wohl sozialer, aber nicht radikal-prophetisch tönen. Entscheidend wird schon sein, wohin der Nachfolger von Papa Francesco gehen wird, ob eher in Richtung weltabgewandter Sekte oder in Richtung prophetisch-sozialer Institution.

Andrerseits dürfte nichts Wesentliches fehlen, was Spezifikum der jesuanischen Grundbotschaft war und ist. Die Diskussionen auf dem Areopag werden nur Früchte bringen, wenn dieses Spezifikum deutlich gemacht und deutlich gelebt wird. Und da geht es nebst der Einfachheit im Lebensstil um den Pazifismus und den Verzicht auf Machtpositionen. Wenn ich nun ein historisches Modell für eine solche Haltung suche, kommen mir die Quäker und ihre Gemeinschaften in den Sinn.

Neben der biblischen Offenbarung steht gleichberechtigt die spirituelle Erfahrung des einzelnen Gläubigen mit seinem Gott. Der Besuch einer gottesdienstlichen Feier zusammen mit Gleichgesinnten, egal in welcher Stadt der Erde, schafft Gemeinschaft. Das Ethos der Bergpredigt, insbesondere ein radikaler Pazifismus, sowie sozialer Einsatz für Bedrängte sind das Zeugnis, das die Mitglieder abgeben. Dies könnte nun in meiner Vision mit einer einfachen Feier des Brotbrechens, sprich unserer katholischen Eucharistie, und mit einer ganz flachen Ämterstruktur verbunden werden und zum Fortleben der weltweiten Kirche, die den Bischof von Rom als oberste geistige Autorität, analog dem Dalai Lama, versteht, beitragen. Es gäbe keine «professionellen» Gemeindeglieder mehr, jede/r hätte seine Tätigkeit innerhalb der Gesellschaft. Dies alles könnte verbunden werden mit der Bereitschaft zum Dialog mit anderen Kirchen, Religionen und gesellschaftlichen Strömungen sowie der Überzeugung, der Welt Zeugnis darüber zu geben, welches die innersten Werte der Gemeinschaft sind.

Ein Vorschlag, mehr nicht.

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3. Mai 2020 | 06:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 2 Min.
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2 Gedanken zu „Alp-Conclusiones

  • stadler karl sagt:

    An den Pazifismus vermag ich, trotz Bergpredigt und jesuanischer Ideale, vor dem Hintergrund anthropologischer Gegebenheiten einfach nicht zu glauben. Man muss ja nur unser eigenes Verhalten in mancher Hinsicht ein wenig analysieren! Aber Ihren Vorstellungen betreffend Machtstrukturen einer künftigen Kirche wäre gewiss mehr abzugewinnen als dem Ist-Zustand. Vielleicht könnte als historisches Vorbild teilweise auch die Bewegung der Katharer dienen, die ja damals furchtbar verleumdet und verfolgt wurden.
    Ein schönes Bild von der Alp haben Sie gespostet. Ich verweile – als Glied der Risikogruppe – seit dem 16. März auch in einer etwas abgelegenen Gegend in der oberen Leventina, habe einen Stoss Aktenordner und Proviant mitgenommen und arbeite teilweise von hier aus, soweit dies geht und das Internet funktioniert und friste mein Leben als Einsiedler. Irgendwie tut das ja auch gut. Bei schönem Wetter sehe ich aus der Ferne den mächtigen Torent Alto, wie er in der Abendsonne majestätisch über Biasca und dem Ausgang des Bleniotales thront. Erweisen Sie ihm die Referenz, sonst wird er Ihnen auf den Kopf fallen!
    Und wie geht es übrigens Ihrem Hund? Sie haben der Leserschaft schon lange nichts mehr von ihm erzählt. Zwischendurch darf er ruhig auch in einem Kirchenblog erwähnt werden.

    • Rosmarie Mühlbacher sagt:

      Lieber Heinz
      super Dein Vorschlag im letzten Blog vom 3.5.! Ist mir ganz aus dem Herzen gesprochen!

      Träumen darf man ja – selbst in Zeiten von Corona wurde es noch nicht verboten…

      Herzlich,
      Rosmarie Mühlbacher, St. Gallen

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