Alp-Conclusiones

Es wäre nun an der Zeit, die Trilogie-Gedanken zum nahenden Ende der Gross-, Volks- und gut finanzierten katholischen Kirche unter mitteleuropäischen Bedingungen zu gewissen einigermassen vernünftigen und dem bisher Geschriebenen nicht diametral widersprechenden Schlussfolgerungen zu bringen. Gut passt dazu auch, dass es nun – siehe das ganz aktuelle Foto mit dem blühenden wilden Kirschbaum auf unserer Alp auf 1060 müM – hier unten langsam Frühsommer wird, und erste Normalisierungen im alltäglichen Leben stattfinden. So darf von jetzt an auch etwa Gartenerde für die Gemüsebeete eingekauft werden, so dass das passive Eremitendasein ein Ende nehmen muss.

Ich persönlich denke nicht, dass diese gesundgeschrumpfte und materiell deutlich magerer da stehende Kirche bereit sein wird, radikal ad fontes zu gehen. Da ja der weltweite Gesamtapparat mit Papst, Kurie und Ortsbischöfen erhalten bleiben wird, wird es zwar ärmer, aber nicht radikal arm zugehen, wird es zwar wohl sozialer, aber nicht radikal-prophetisch tönen. Entscheidend wird schon sein, wohin der Nachfolger von Papa Francesco gehen wird, ob eher in Richtung weltabgewandter Sekte oder in Richtung prophetisch-sozialer Institution.

Andrerseits dürfte nichts Wesentliches fehlen, was Spezifikum der jesuanischen Grundbotschaft war und ist. Die Diskussionen auf dem Areopag werden nur Früchte bringen, wenn dieses Spezifikum deutlich gemacht und deutlich gelebt wird. Und da geht es nebst der Einfachheit im Lebensstil um den Pazifismus und den Verzicht auf Machtpositionen. Wenn ich nun ein historisches Modell für eine solche Haltung suche, kommen mir die Quäker und ihre Gemeinschaften in den Sinn.

Neben der biblischen Offenbarung steht gleichberechtigt die spirituelle Erfahrung des einzelnen Gläubigen mit seinem Gott. Der Besuch einer gottesdienstlichen Feier zusammen mit Gleichgesinnten, egal in welcher Stadt der Erde, schafft Gemeinschaft. Das Ethos der Bergpredigt, insbesondere ein radikaler Pazifismus, sowie sozialer Einsatz für Bedrängte sind das Zeugnis, das die Mitglieder abgeben. Dies könnte nun in meiner Vision mit einer einfachen Feier des Brotbrechens, sprich unserer katholischen Eucharistie, und mit einer ganz flachen Ämterstruktur verbunden werden und zum Fortleben der weltweiten Kirche, die den Bischof von Rom als oberste geistige Autorität, analog dem Dalai Lama, versteht, beitragen. Es gäbe keine «professionellen» Gemeindeglieder mehr, jede/r hätte seine Tätigkeit innerhalb der Gesellschaft. Dies alles könnte verbunden werden mit der Bereitschaft zum Dialog mit anderen Kirchen, Religionen und gesellschaftlichen Strömungen sowie der Überzeugung, der Welt Zeugnis darüber zu geben, welches die innersten Werte der Gemeinschaft sind.

Ein Vorschlag, mehr nicht.

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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