Heinz Angehrn

Übungen in Sachen Toleranz

scheinen mir nötiger denn je zu sein, wenn ich nur einen knappen Blick in die seriöse und weniger seriöse Presse werfe (von den social media natürlich ganz zu schweigen), darum eine kleine freche Auslegeordnung in Frageform
(mein Beitrag zur Fasnacht, mir verging die Lust am Reimen)

(auf diese Idee gebracht hat mich einerseits die jüngste Sitzung der Redaktion der Kirchenzeitung – wo ich als einziger Mann drei engagierten Frauen gegenüber sitze… – sowie die aufschlussreichen weltweiten Reaktionen auf den US-Präsidentschaftskandidaten Pete B., einen gläubigen Christen, und seinen Ehemann Chasten)

  1. Es wird zurzeit gefolgert, dass es eine neue Wertordnung in der Menschheitsfamilie gibt. Ganz zuunterst in dieser Ordnung stünden, so wird geunkt und geklagt, alle Exemplare des homo sapiens, die a) männlich, b) weiss und c) heterosexuell sind. Zuoberst stünden dann also lesbische (oder noch lieber Trans) schwarze Frauen.
    Fragen: Meint Ihr das im Ernst? Sind wir denn so doof?

  2. Der sogenannte «white trash», der Trump gewählt hat und es wieder tun wird, der Salvini am Strand bewundert, wie er seine nackte Heldenbrust präsentiert, und der mit polternd-tosendem Beifall jeder Schmähung von Frau Merkel durch die AFD-Männer (samt Frau Weidel, aber die steht dann doch höher, s.unter 1) beipflichtet, das wären dann alles Opfer, bedauernswerte weisse Hetero-Männer.
    Fragen: Gebt Ihr mir recht, dass das nun aber zu bunt wird?

  3. Um in Fragen Toleranz , Menschenrechte und Menschenwürde ein bisschen klarer zu sehen, empfiehlt der hier Schreibende zur Pflichtlektüre: a) Lessings Ringparabel (kurz und handlich), b) Kants praktische Vernunft (weniger kurz und weniger handlich) und c) Poppers Feinde der offenen Gesellschaft (noch länger, aber etwas süffiger).
    Frage: Warum zögert Ihr noch mit Lesen? Die Welt wäre so zu retten.

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20. Februar 2020 | 14:48
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Ein Gedanke zu „Übungen in Sachen Toleranz

  • stadler karl sagt:

    Sind Sie sich da sicher, dass die Welt mit der Ringparabel von Lessing, mit Poppers “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde” oder mit Kants “Kritik der praktischen Vernunft” zu retten wäre? Sie hätten auch Kants “Metaphysik der Sitten” zur Lektüre empfehlen können. Dieses Werk ist um einiges kürzer und das Wesentliche von Kants ethischen Ansichten steht auch drin. Nein, grosse Zweifel steigen auf! Damit will ich keineswegs Ihre Lektüre-Empfehlung in Frage steellen. Vielleicht mag ein Denken, wie es aus diesen Werken fliesst, mögen Werte, wie sie in diesen Werken vertreten werden, eine notwendige Bedingung bilden, sich gegenseitig besser zu verstehen, jedoch hinreichend dafür, dass wir im Hinblick auf Toleranz, Menschenrechte und -würde wirklich klarer sehen oder befähigt sind, solche Werte im persönlichen Umgang mit andern Menschen, oder weniger anthropozentrisch ausgedrückt, im Umgang mit der gesamten Umwelt, wozu wir ja auch gehören, wirklich hochzuhalten, erweist sich die Kenntnis solcher Werke noch lange nicht.
    Und finden Sie nicht auch, dass der Ausdruck “white trash”, der ja tatsächlich weiterherum in Gebrauch ist, ein scheusslicher Ausruck ist, recht ab- wertend, ganz ähnlich wie im früheren Amerika “Nigger”, oder wie bei uns manchmal zwischen “Eidgenossen”, “Eingebrügerten”, oder “Asylanten” unterschieden wird. Spaltend jedenfalls und von subtiler Verachtung geprägt! Und solche abwertenden und ausgrenzenden Haltungen trifft man, wenn oftmals auch nur ganz feiner Ausdurcksweise, aber keineswegs weniger verletzend, in verschiedensten Kreisen an. Solche Haltungen sind in allen Schichten zu spüren, unabhängig von Stand und Bildung, und nicht selten auch in ganz verschiedene Richtungen zielend. Aber wahrscheinlich ist dies alles sehr menschlich, anthropologisch gegeben, in alter Tradition stehend, ist doch bereits die Feldrede in der Bibel von diesem Spaltpilz befallen.

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