Markus Baumgartner

Trotz schlechtesten Voraussetzungen zur Legende geworden

Man könnte es ein ungewöhnliches Leben nennen. Doch das ist untertrieben: Er war Sklave, er hatte keinen Namen, er wusste von keinen Eltern, er war von schmächtiger Statur, er hat in einem von Rassendiskriminierung geprägten Land eine schwarze Hautfarbe. Trotzdem wurde aus ihm ein genialer Erfinder, Menschenfreund, Förderer, Diskriminierung verhindernder und im tiefen Glauben an Gott verankerter Mann. Die Rede ist von Prof. Dr. George Carver, einem der grössten Erfinder in der Geschichte der USA. Er wurde vor 160 Jahren geboren und man hatte nicht erwartet, dass er das Kindesalter überleben würde. In seinem Leben hat er fast 80 Jahre lang aus einem unglaublichen Reservoir an Willen, Mut und Glauben geschöpft.

Als Botanik- und Landwirtschaftslehrer für die Kinder ehemaliger Sklaven wollte George Carver das Los der am weitesten untenstehenden Menschen verbessern. Seine Vielfalt von Entdeckungen ist spektakulär: Auf Carvers Konto gehen hunderte von neuen Farbstoffen aus Pflanzen, mit denen Wolle und Baumwolle gefärbt werden konnten, über 100 Verwendungen für die Süsskartoffel und etwa 300 (!) für die unscheinbare Erdnuss: Er stellte daraus Milch her, welche in Afrika hunderte von Kindern vom sicheren Tod rettete. Er stellte eine Hautsalbe her, die vielen von Kinderlähmung geprägten Menschen zu starker Linderung verhalf. Er erfand ein Mittel gegen Kopfschmerzen, als es noch kaum eine Pharmaindustrie gab. George Carver erfand aus der Erdnuss nicht nur eine Vielfalt von Farb- und Essensanwendungen, sondern auch Getränke, Haushaltprodukte wie Putzmittel, Rasiergel und Seife, Kosmetik, viele medizinische Produkte und eine Vielfalt von Anwendungen wie Benzin, Gas, Schmieröl, Druckerschwärze, Kunststoff, Gummi und Papier. Kein Wunder, wurde er «Mr. Peanuts» genannt. Mit seiner unstillbaren Neugier und seinem ausgeprägten Wissen über Chemie und Physik setzte Carver seine Forschungen an der Erdnuss fort, wie eine DOK auf YouTube zeigt. Er war auch ein begabter Pianist und Maler und stellte seine Werke auf der Weltausstellung 1893 aus.

Bescheidener Mann

Für alle seine Erfindungen meldete er nie ein Patent an, weil es für den Gebrauch und die Förderungen von allen war. Auch die Schecks für seinen Wochenlohn von 29 US-Dollar löste er praktisch nie ein, sondern verschenkte sie oft an Bedürftige. Zudem lehnte er jegliche Lohnerhöhungen ab, so dass er am Schluss weniger als ein Assistent verdiente. Georg Carver wollte die Bauern von der Monokultur Baumwollanbau abbringen und sie zum Anbau von bodenverbessernden, proteinreichen Pflanzen wie Sojabohnen und Erdnüssen überreden und ihnen Selbstversorgung und Umweltschutz beibringen. Er erreichte dies durch eine innovative Reihe kostenloser, einfach geschriebener Broschüren, die Informationen über Nutzpflanzen, Anbautechniken und Rezepte für nahrhafte Mahlzeiten enthielten.

Ein Menschenfreund

1864 in Missouri als Sklave mitten im Bürgerkrieg geboren, hatte George weder Geburtsurkunde noch einen eigenen Familiennamen. Er wurde von Sklavenhändlern entführt und dann von Moses Carver gekauft. Er behandelte seine Sklaven menschlich und liess den jungen George in den Feldern herumstreifen, weil er ein gebrechliches, kränkliches Kind war. Er nannte ihn den Pflanzendoktor, weil er sich rasend schnell Kenntnisse über die Natur aneignete. Als erster Dunkelhäutiger an der Universität in Iowa fiel der junge Mann auf: er schrieb Gedichte, spielte Klavier, knüpfte Teppiche und malte. Das «Time Magazine» nannte ihn 1941 Jahre später »the black Leonardo», wie die Neue Zürcher Zeitungberichtet,

Kein Geld, keine Stellung, kein Ruhm

George Carver war mitverantwortlich, dass aus einer Handvoll Studierenden die Universität von Tuskegee (https://www.tuskegee.edu/support-tu/george-washington-carver/carver-peanut-products  US-Bundesstaat Alabama) mit Tausenden entstand. Vier Millionen Menschen waren nach der Abschaffung der Sklaverei frei geworden – aber frei wozu? Sie strebten nach einem würdigen Platz in der Gesellschaft. Der Rektor schrieb George bei seiner Berufung: «Ich kann Ihnen kein Geld, keine Stellung und keinen Ruhm bieten. Ich biete Ihnen stattdessen Arbeit an – harte, harte Arbeit – die Aufgabe, ein Volk aus der Erniedrigung, der Armut und der Verschwendung zur vollen Persönlichkeit zu führen.» George Carver wusste, dass dies sein Ort sein wird. Er blieb dort bis zu seinem Tod. Sein Institut nannte er «God’s Little Workshop». Er veröffentlichte verschiedene Artikel über seine Arbeit und gewann nationale Anerkennung. George Carver beriet das nationale Landwirtschaftsministerium. 1921 wurde er als erster Afroamerikaner als Experte im Kongress angehört. Er war ein persönlicher Freund des weissen Milliardärs und Autoproduzenten Henry Ford. Franklin D. Roosevelt and Thomas Edison gehörten zu seinen Verehrern. Zudem beriet er den Mahatma Gandhi in Fragen der Landwirtschaft und Ernährung.

Kraft und Ideen aus dem Glauben

George Carvers praktische und wohlwollende Herangehensweise an die Wissenschaft basierte auf seinem tiefen Glauben an Gott, dem er alle seine Errungenschaften zuschrieb. Er war stets davon überzeugt, dass Glaube und Forschung nicht nur miteinander vereinbar sind, sondern dass ihr Zusammenspiel unerlässlich ist. Er war stets bescheiden, was seinen Erfolg anging, und sah sich selbst als Vermittler, durch den die Natur, Gott und die natürlichen Reichtümer des Landes zum Wohle aller Menschen besser verstanden und geschätzt werden konnten. Wurde er angegriffen, in den Medien falsch dargestellt oder gar diskriminiert, dann wehrte er sich nie. «Er konnte nicht hassen», wie es der Autor Lawrence Elliot in der Biografie festhielt. Für seine Erfindungen bezog er sich immer auf ein Buch: die Bibel: «Die Bibel lehrt, dass Gott uns alles zu unserem Nutzen gegeben hat.» Daher vertraute er in allem Gottes Führung und seinen Eingebungen an. An der Universität führte er seit 1907 wöchentlich einen Bibelabend durch. Der war so spannend gestaltet, dass hunderte von Studierenden dabei waren. Das Erbe des 1943 Verstorbenen lebt bis heute weiter. An seiner Beerdigung wurde gesagt: «Er hatte den Verstand eines Wissenschaftlers und das Herz eines Heiligen.»

Quelle thehenryford.org
27. Februar 2024 | 06:51
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 3 Min.
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