Walter Ludin

Trotz Bewunderung für Juden …

Antisemitismus ist dumm! Vor allem wenn man die hervorragenden kulturellen Leistungen so vieler Juden und Jüdinnen betrachtet. …
Jüdische Koryphäen
Zu den jüdischen Kulturleistungen kam mir kürzlich ein Gedicht von Otto Köhler in die Hand, das erschienen ist in der Gedichtsammlung «Wir Kinder von Marx und Coca Cola» (1971):
«Nach langen Studien und Überdenken
Habe ich erwogen
Zum Judentum zu konvertieren
Nachdem ja die Genossen
Jesus Marx Lasalle
Trotzki Luxemburg Eisner
Toller Tucholsky Bloch
Cohn-Bendit Weiss und Fried
Und all die andern
Daraus hervorgegangen sind.»

Die Liste liesse sich fast unendlich verlängern. Trotz Hochachtung vor diesen Persönlichkeiten: Wir dürfen den Judenstaat kritisieren. Ich behaupte: Die meisten der Erwähnten würden es auch tun.»
Und auch das noch: Wir dürfen Israel kritisieren, auch wenn Hamas und Co. keine Heiligen sind. Und auch die Arafat und die Leitung der PLO kaum heilig zu sprechen sind …
Übrigens: In meinen Unterlagen finde ich den Hinweis: «Schon 1993 hat die PLO das Recht Israels auf Existenz in Frieden und Sicherheit anerkannt. Der Palästinensische Nationalrat hat 1998 aus der PLO-Charta alle Israel negierenden Passagen entfernt und war zu Gebietseinschränkungen bereit. Aber Israel hat seine Ansiedlungspolitik auf dem Gebiet des zukünftigen Staatsgebietes Palästina und die Besatzung fortgesetzt.»  (Leserbrief in Kirche in).
Inzwischen wissen wir leider, dass wegen den Siedlungen eine Zwei-Staaten-Lösung kaum möglich ist.
Und: Wir alle mussten in den letzten Wochen täglich Schreckensnachrichten aus der Region hören. Wobei nicht zu vergessen ist: Das Verhalten der Palästinenser ist die Antwort auf vielerlei Unrecht, wozu nicht nur die Vertreibung Dutzender palästinensischer Familien aus Al Quds/Jerusalem zählt, sondern z.B. auch was Radio SRF berichtet:
«Jüdische Nationalisten marschierten durch Jerusalem und riefen ’Tod den Palästinensern’. Die israelischen Sicherheitskräfte stürmten die Al Aqsa Moschee und sorgten für Bilder, die in der muslimischen Welt noch lange für Wut sorgen werden: Sie feuerten Blendgranaten in die drittheiligste Moschee des Islam, ausgerechnet während des Ramadan, und verletzten Hunderte auf dem Tempelberg. Sie liessen nicht einmal Rettungskräfte des Roten Halbmondes passieren.»
Vor allem letzteres dürfte wohl auch von der Israel-Lobby nicht zu rechtfertigen sein ….
PS: In Zürich gibt’s jeden zweiten Freitag im Monat eine Mahnwache:


Wir stehen hier für ein Leben in Freiheit und Sicherheit ALLER MENSCHEN in Palästina und Israel

Wir fordern:
Das Selbstbestimmungsrecht und einen gerechten Frieden auch für die PalästinenserInnen.
Einhaltung der Menschenrechte durch Israel in den besetzten Gebieten.
Auflösung aller illegalen israelischen Siedlungen.
Das Ende der Vertreibungspolitik mit Häuserzerstörungen und Siedlungsbau.
Gespräche statt Bomben
Kein Import von Siedlungsprodukten und keine geschäftliche Beziehungen mit Siedlungen.

17. Juni 2021 | 17:25
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Ein Gedanke zu „Trotz Bewunderung für Juden …

  • stadler karl sagt:

    Sigmund Gottlieb, Chefredaktor des Bayerischen Fernsehens von 1995 bis 2017, kürzlich in einem Interviev zur Frage, wie er die Berichterstattung über Israel einschätze: “Seit Jahrzehnten stelle ich fest, dass es einen anti-israelischen Reflex in fast aller Berichterstattung gibt. Obwohl es in diesem kleinen Land so viele Journalisten gibt wie in keinem andern Land dieser Welt, ist Differenziertheit der Berichterstattung absolut unterentwickelt und gering. Sie entsteht unter der Überschrift: `Was die Nazis den Juden angetan haben, das tun die Israelis den Palästinensern an.` Das ist jetzt wohl gemerkt zugespitzt, aber es trifft die Richtung. Viele kleine Rinnsale der Formulierungen führen dorthin. Da wünsche ich mir deutlich mehr Differenzierung. Das gilt im Grunde für Medien in ganz Europa. Da ist die Realität kein bisschen anders.”
    Genau das bestätigen sehr viele Menschen in Israel, die in keiner Weise national-religiös denken und auch den rechten Parteien politisch fernstehen. Und sehr schön bestätigt dies auch Walter Ludin auf seine Art mit seinen Blog-Beiträgen immer wieder!
    Bei der Auswahl namhafter jüdischer Persönlichkeiten, die Sie da präsentieren, schwingt eine klassische linke Perspektive mit. Es gäbe natürlich auch sehr viele andere Auswahlmöglichkeiten, die die grossen Leistungen für die Menschheit, welche jüdischer Kultur entstammen, einiges besser repräsentieren würden.
    Übrigens, wieso schreiben Sie die Impfgeschichte nicht fort. Es wurde ja lauthals behauptet, Israel komme gegenüber den Palästinensern seinen gesundheitspolitischen Verpflichtungen nicht nach, wohl wissend, dass die PA im letzten Herbst eine diesbezügliche Zusammenarbeit ablehnte. Israel wollte kürzlich der PA eine Million Impfdosen zur Verfügung stellen, deren Haltbarkeit im Herbst abläuft. In Israel wird genau mit diesem Impfstoff immer noch bis zum Ablaufdatum geimpft. Die PA lehnte das Angebot ab mit der Begründung, die Dosen seien nicht mehr brauchbar, obwohl dies nachweislich nicht zutrifft.
    “Gespräche statt Bomben”: Herr Ludin, erkundigen Sie sich, wer seit langem konsequent Gespräche strikte verweigert oder Vorbedingungen dazu stellt, die Israel nicht erfüllen kann.
    Zum Glück verfügt die Kirche nicht mehr über so viel politischen und gesellschaftlichen Einfluss wie früher. Es käme wahrlich nicht gut!!

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