In die Stille des Ranft. © Walter Ludin
Walter Ludin

Stille – Freundschaft mit Jesus

Mit etwas Verspätung schalte ich hier meine Predigt vom letzten Sonntag auf, dem 1. Fastensonntag)

Schauen wir uns zuerst kurz den Anfang des heutigen Evangeliums an. Jesus zieht sich in die Wüste zurück. Nach ihm haben dies unzählige Gläubige getan, allen voran Wüstenväter wie Antonius und Pachomius. Und vergessen wir nicht: Es gab auch Wüstenmütter. Ihre Namen wurden weitgehend vergessen. Es sind Frauen wie Sarrah, Synkletia oder Theodora.

Und auch religiöse Persönlichkeiten wie Buddha, Mohammed oder Bruder Klaus haben sich für kürzere oder längere Zeit in die Wüste oder sonstwohin in die Einsamkeit zurückgezogen. Eines ihrer Hauptmotive: Selbstfindung/Selbsterkenntnis. Ohne Stille ist dies nur schwer möglich.

Dazu gibt es das berühmte Wort von Blaise Pascal: «Ich habe oft gesagt, dass alles Unglück der Menschen einem entstammt: Nämlich, dass sie unfähig sind, allein in einem Zimmer zu bleiben.»

Am Schluss des heutigen Evangeliums stehen die bekannten Worte, die so etwas wie die Primizpredigt Jesu sind: «Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!»

Wir haben sie am Aschermittwoch bei der Austeilung der Asche gehört. Sie traten an die Stelle der traditionellen Formel: «Gedenke, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst.» Ihr seid wohl mit mir einig: Ab einem gewissen Alter und Gesundheitszustand braucht man nicht extra daran erinnert zu werden …

Zudem: Die neue Formulierung mit Reich Gottes, Umkehr und Evangelium ist viel positiver und nicht so düster.

Wo heute UMKEHR steht, stand in der alten Übersetzung BUSSE. Dieser Ausdruck tönt gar nicht sympathisch. Es erinnert an den Strafzettel, den Autofahrer unter dem Scheibenwischer finden. Und bei «Busse» denkt man auch an Abtötung und Verzicht; oder an Aszese. Sicher, gerade in der Fastenzeit ist dies von Bedeutung. Die diesjährige Kampagne der Fastenaktion, früher Fastenopfer, hat ja den Slogan «Weniger ist mehr.»

Aber eben: Im Evangelium steht nicht das Wort Busse, sondern das griechische metanoia/Umdenken/neues Denken. Vielleicht erinnern Sie sich noch an das Wort des populären Bundesrates Willi Ritschard: «Der Kopf ist rund, damit er sein Denken ändern kann.»

Umdenken, umkehren, an das Evangelium glauben. Dies will sich auch in Werken der Liebe ausdrücken. Aber: Jesus will nicht bloss, dass wir bestimmte Werke tun; oder dass wir Opfer bringen, um den Himmel zu verdienen. Ein weiser Mensch meinte dazu: «Ein Himmel, den wir uns verdienen könnten, wäre ein recht armseliger Himmel.»

Letztlich geht es im Glauben nicht um äussere Werke, so wichtig sie auch sind. Es geht Jesus um etwas zutiefst anderes: um die FREUNDSCHAFT mit ihm. Dies zeigt sich in der Berufung der Jünger. Er berief sie, damit sei BEI IHM SEIEN, dass sie ihn auf den alltäglichen Wegen begleiten. Und er nannte jene, die ihm folgten, nicht mehr Knechte, sondern Freunde.

Zum Schluss zusammengefasst: Die Fastenzeit, die Zeit der Umkehr, lädt uns ein, unsere Freundschaft mit Jesus, unsere Freundschaft mit Gott zu vertiefen.

Predigt in der Krankenkapelle des Kapuziner-Klosters/Pflegestation Schwyz

In die Stille des Ranft. © Walter Ludin
26. Februar 2024 | 11:20
von Walter Ludin
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