Markus Baumgartner

Ruhe im Sturm bei Gott finden

Man kennt sie fast nur lächelnd. Sie sprang schon von der Staumauer im Verzascatal, kann gut ohne Handy leben und steht offen zu ihrem Glauben an Gott: Die schnelle Skifahrerin Corinne Suter (29). Sie gehört zu den wichtigsten Skifahrerinnen der Schweiz – auch in diesem Winter. 

Das Skifahren begleitet Corinne Suter seit ihrer frühen Kindheit: Von den ersten Skiversuchen als vierjährige über regionale Skirennen mit vielen Podestplätzen ging es hin zur professionellen Förderung. «Aufgeben gibt es nicht. Man übt etwas, bis mans kann», lautet der Leitsatz ihrer Familie. Die ganze Familie ist sportlich: Leichtathletik, Schwimmen, Fitness stehen auf dem Programm. Natürlich fährt Corinne mit ihren drei Brüdern an freien Nachmittagen und am Wochenende auf dem Hausberg Ibergeregg gemeinsam Ski. Das einzige Mädchen unter drei Brüdern zu sein, weckte Corinne Suters Ehrgeiz früh. «Ich wollte unbedingt schneller sein als sie.» Sich gegen die Jungs durchzusetzen, fällt ihr nicht schwer. Seit 2010 gehört Corinne Suter zum Kader der Nationalmannschaft und bestreitet den Ski-Weltcup in den Disziplinen Abfahrt und Super-G sowie sporadisch im Riesenslalom. Sie wird bereits mit Schweizer Grössen wie Marie-Theres Nadig, Maria Walliser oder Michela Figini verglichen. So gewann sie als Spezialistin für die Speed-Disziplinen schon die Disziplinenwertungen in den Abfahrt und im Super-G. Mit dem Olympiasieg 2022 in Peking in der Abfahrt ging ihr grösster Kindheitstraum in Erfüllung. «Nichts kann den Nervenkitzel der Geschwindigkeit übertreffen.»

«Ich bin sehr gläubig»

Die in Schwyz aufgewachsene und 1,72 m grosse Athletin bezeichnet sich selbst als ruhige, sehr motivierte und ehrgeizige Person. Sie ist für jeden Spass zu haben, offen für vieles und man sagt ihr nach, dass sie liebenswürdig und herzlich sei. Sie könne gut zuhören und den Leuten in ihrem Umfeld helfen. Bei der Frage «Gibt es einen Gott?» antwortet sie mit einem deutlichenJa: «Ich bin sehr gläubig. Wir haben in der Familie abends immer gebetet, das habe ich beibehalten. Es gibt mir Halt und enorm viel, zu wissen, dass da noch etwas ist, was mir helfen kann. Ich teile im Gebet Sorgen und alles Mögliche.» Bevor sie sich am Abend hinlegt, lässt die zweifache Junioren-Weltmeisterin den Tag gerne Revue passieren. «Ich bete jeden Abend, schon seit ich Kind bin. Dafür, dass es meiner Familie und mir gut geht. Das gibt mir Kraft.» Und sie findet Zuversicht für die Herausforderungen, die sich ihr stellen. «Es hilft mir, zu wissen, dass jemand da ist.» Wenn es mal nicht so läuft, dann hilft ihr der starke Glaube an Gott: «Ich bin gerne auch mal ein paar Minuten für mich alleine. Oder in der Kirche. So bin ich aufgewachsen, das tut mir gut.»

Fast ein Fuss amputiert

Ein einschneidendes Erlebnis verstärkte Suters Glaube noch einmal. Im Juni 2018 beim Trainingslager am Stilfser Joch in Italien  erlitt sie eine schwere Blutvergiftung. Ihr rechter Zeh war aufgrund vieler Schläge innerhalb des Skischuhs verletzt. Sie hing im Spital zwei Tage am Tropf. Eine ambulante Behandlung verschlimmerte die Situation. Es droht sogar die Amputation des ganzen Fusses. Das war ein Schock! Doch der Fuss konnte gerettet werden. «Diese Episode hatte einen grossen Einfluss auf mich. Skifahrerin zu sein, ist ein Privileg. Aber oft schätzt man jene die Dinge, die man liebt, zu wenig. Erst wenn sie fast verloren gehen, wird einem das bewusst. Bei mir war das der Fall», sagte Corinne Suter zum «Blick». Als sie im Winter 2023 in Cortina d’Ampezzo mit über 100 km/h mitten aufs Gesicht plötzlich stürzt, schreibt sie dazu: «Also…das tat weh. Ich kann momentan nicht viel sehen, aber zum Glück geht es meinem Körper gut.» Sie zitiert auch den verstorbenen US-Pastor Billy Graham, der sagte: «Die Engel sind näher, als du denkst!» 

Balance im Leben 

Neben dem Abschluss der Hotelfachschule hat Corinne Suter noch eine weitere Leidenschaft: Pferde. «Falls Gott etwas Schöneres erschuf als Pferde, hat er es für sich behalten», schreibt Corinne Suter unter ein Bild eines Shootings, das sie mit dem Freiberger «Nikito» auf Instagram gepostet hatte. Wenn sie im Sommer zwischen Trainingslagern Zeit findet, verbringt sie diese auch heute noch in einem Stall im benachbarten Brunnen, wo sie Nikito – das Pferd einer Freundin – reiten und pflegen darf. Letztes Jahr musste Corinne Suter aber von ihrem Nikito Abschied nehmen, denn der Vierbeiner starb. Der Verlust ihres treuen Wegbegleiters schmerzt das Ski-Ass spürbar. Es ist nicht nur die Liebe zu Tieren, die Corinne Suter auszeichnet. Sie ist ein Mensch, der sich vieles zu Herzen nimmt, überall und allen zu helfen versucht. Wer sie um etwas bittet, bekommt es. So findet Corinne Suter Balance im Leben: Die Auszeit auf dem Reithof und die Spiritualität sind ein guter Kontrast zum Skizirkus, wo es meist alles andere als idyllisch und besinnlich zugeht.

Bidl Quelle corinnesuter.ch
31. Oktober 2023 | 06:15
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 3 Min.
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