Daniel Craig als James Bond in "Spectre"
Charles Martig

Religion und Gewalt in den Medien

Von «James Bond» bis zum iranischen Film «Taxi Teheran» – so weit reicht das Spektrum in meiner Arbeit als Dozierender an der Universität Zürich. Im Juni 2016 habe ich einen Lehrauftrag abgeschlossen, der sich mit Religion und Gewalt in den Medien beschäftigte. Eine hoch engagierte Gruppe von 20 Studierenden aus dem interdisziplinären Studiengang des Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik und der Theologie hat sich mit aktuellen Filmen beschäftigt.

Hier ein kurzer Überblick über die programmierten Filme, die wir als Medienphänome zwischen Gewaltkritik und -legitimation in Ausschnitten angeschaut, analysiert und gedeutet haben:

James Bond: Religiöse Codes in der grössten Kinoserie der Filmgeschichte
Skyfall, Sam Mendes, UK / US 2012
Spectre, Sam Mendes, UK / US 2015

Das Evangelium nach Dan Brown
The Da Vinci Code, Ron Howard, US 2006

Star Wars: Mythologisches Erzählen in der Populärkultur
Star Wars, George Lucas, US 1977–2016

Lateinamerika: zwischen Naturreligion und christlicher Missionierung
El abrazo de la serpiente, Ciro Guerra, Columbia 2015
The Mission, Roland Joffé, GB / FR 1986

Wenn Maschinen zu Menschen werden
Ex Machina, Alex Garland, US 2015

Die Sieben Todsünden als Thriller: David Fincher
Seven (Se7en), Regie: David Fincher, US 1995

Religiöses Leben zwischen Christentum und Islam in Nordafrika
Des Hommes et des Dieux, Xavier Beauvois, FR 2010

Strukturelle Gwalt in einem religiösen Milieu der Türkei
Takva (Gottesfurcht), Özer Kiziltan, DE / TK 2006

Iran als Filmland: zwischen Filmförderung und Zensur
Taxi Teheran, Jafar Panahi, Iran 2015

Kriegsfilme und ihre naturreligiöse Dimension
Apocalypse Now, Francis Ford Coppola, US 1979 / Apocalypse Now Redux, US 2001
The Thin Red Line, Terrence Malick, US 1998

Stanley Kubrick und Ridley Scott: Ein Universum mit oder ohne Götter
2001 A Space Odyssey, Stanley Kubrick, GB 1968
Prometheus, Ridley Scott, US / GB, 2012

Lars von Trier: religiöse Symbolik als avantgardistische Suchbewegung
Antichrist, Lars von Trier, DK / DE / FR 2009
Breaking the Waves, Lars von Trier, DK / SE / FR 1996

Diese herausragenden Werke aus der Filmgeschichte haben mir – und hoffentlich auch den Studierenden – die Augen geöffnet, wie breit das Thema der Gewalt in Filmen verhandelt, legitimiert oder kritisiert wird. Gewalt gehört wohl oder übel zur menschlichen Natur. Entscheidend ist, wie wir uns dazu stellen und wie wir aus dieser Erkenntnis heraus unser Handeln neu ausrichten.

Religion erscheint in diesem Zusammenhang einerseits als ästhetische Überhöhung der Gewalt im Film und andererseits als Ursprung von Gewaltkritik. Beide Aspekte sind in den aufgeführten Filmen präsent. Es wäre also naiv zu vermuten, dass Religion nur friedensstiftend oder nur gewaltfördernd sei. Beide Bewegungen sind in der Religionsgeschichte bis heute deutlich festzustellen.

Wenn sich aus dem hier aufgeführten Programm die eine Dozentin oder der andere Erwachsenenbildner dazu ermutigt fühlt, mit Spielfilmen das Thema «Gewalt und Religion» neu aufzunehmen, bin ich glücklich. Plündern und plagieren ist in diesem Fall erlaubt, sogar erwünscht! Und wer Unterstützung bei der Planung und Durchführung einer Film-Veranstaltung braucht, kann jederzeit bei mir andocken. Bis bald am Filmfestival Locarno, das dieses Jahr vom 3.–13. August über die Leinwände geht!

Hier gibt es mehr zu James Bond als Religion.

Daniel Craig als James Bond in «Spectre» | © 2015 MGM / Columbia
15. Juli 2016 | 08:35
von Charles Martig
Lesezeit: ca. 2 Min.
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