Was sind mir Werte wert? (#Wertedebatte 1)

In den Schweizer Medien hat seit einiger Zeit der Begriff «Wertedebatte» Konjunktur. Dass sich hinter dieser edlen Formulierung mancherorts vermutlich eine weniger edle (Anti-)Islamdebatte verbirgt, ist bedauerlich. Aber wenn eine solche Debatte schon geführt werden soll, ist es aus Sicht der Kirche(n) zentral, die Leerformeln «Wertedebatte» und «christliche Werte» inhaltlich zu füllen: Welches sind unsere Werte? Was sind uns diese Werte wert?

Unscharfer Wertbegriff

Schon sprachlich ist gar nicht so klar, was denn ein «Wert» ist.

Für eine «Wertedebatte», die nicht wissenschaftlich geführt wird, sondern an der sich Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen beteiligen, macht es keinen Sinn, einen «richtigen» Sprachgebrauch festzulegen.

Echte und unechte Werte – ein Unterscheidungskriterium

Um echte Werte von unechten zu unterscheiden, schlage ich folgendes Kriterium vor :

Wer sagt: «Das friedliche Zusammenleben und dass alle einander verstehen sind zentrale Werte », ist dann glaubwürdig, wenn er aufzeigen kann, was er selbst dafür für einen Preis zu bezahlen bereit ist: Freiwilliges Engagement, Arbeit an den eigenen Vorurteilen, Aufbau von interkultureller Kompetenz, Bereitstellung von Sprachkursen, Verzicht auf sprachliche (und natürlich auch auf physische Gewalt). Solcherart inhaltlich gefüllte «Werte» sind keine billigen Leerformeln, sondern haben einen Gehalt, entwickeln Leuchtkraft, wirken anziehend und ansteckend.

 

Daniel Kosch

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/was-sind-mir-werte-wert-wertedebatte-1/