Gar nicht besinnlich kommt das Evangelium zum ersten Advent dieses Jahr daher (Im Markus-Evanglium, Kap. 13): Da verfinstert sich die Sonne, die Sterne fallen vom Himmel und die «Kräfte des Himmels werden erschüttert», bevor Christus auf den (nichtsdestotrotz immer noch vorhandenen) Wolken mit Macht wiederkommt, um die Auserwählten zu sammeln. In nicht ganz logischer Sprache versucht so jemand auszudrücken, was PhysikerInnen wohl als das Ende unseres Universums, einschliesslich der Aufhebung der bekannten Naturgesetze bezeichnen würden.
Das ist nicht unmöglich, wenn auch nicht eins der wahrscheinlichsten Szenarien für das Ende des Universums. Die drei derzeitigen Favoriten dafür sind
(Übrigens: Zwei Drittel des Universums bestehen aus Dunkler Energie, von der recht wenig bekannt ist, gut ein Viertel aus Dunkler Materie, von der es nur Vermutungen gibt, was das sein könnte – nur gerade mal 5% des Universums kennen wir als Sterne und Planeten…)
Wenn die materielle Welt wertvoll in den Augen Gottes ist, dann genügt ein «Weltende» für die Menschen (ob durch den Tod jeder Einzelnen oder kollektiv) nicht, dann muss auch die Schöpfung, muss das Universum ein Ende haben, das einen «neuen Himmel», eine neue Erde möglich macht. Weder Zerstrahlen noch Zerreissen scheinen dafür eine Option zu bieten, und der Zusammenbruch ist eben nicht wahrscheinlich. Deshalb ist es nicht unsymphatisch, dass die Physik seit wenigen Jahren eine weitere Möglichkeit entdeckt hat, wie das Universum an sein Ende kommen könnte:
Mit der Entdeckung des Higgs-Teilchens wurde auch seine Masse erkannt – und die ist so, dass das Universum aller Wahrscheinlichkeit nach in einem instabilen Zustand ist. Es ist so angelegt, dass es jederzeit in einen stabileren, energieärmeren Zustand zerfallen kann, so wie ein Ball von einem Hügel rollt. Nur wären die Folgen weitaus drastischer: Nicht nur gewaltige Energie würde frei, auch die Naturkonstanten und Naturgesetze wären nach diesem Übergang verschwunden, vielleicht ersetzt durch etwas völlig Neues.
Ein instabiles Universum, das in jedem Moment (wenn auch mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit) zerfallen und für etwas ganz anders Platz machen kann – könnte sein, dass das die Weise ist, mit der alles, was ist, seinen Platz in Gott findet.
Karin Reinmüller
Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant
https://www.blogs-kath.ch/wege-zum-weltgericht-oder-wie-man-ein-universum-beendet/