Schockstarre?

So muss ich das Schweigen meiner Mitbloggenden deuten. Was sind wir denn: hilflos-überfordert, verärgert, verstummt, bockig? Das ist doch unser unwürdig. Umgekehrt bewirft uns ja das Medium, für das wir hier bloggen, im Halbtages-Rhythmus mit immer neuen Infos und Stellungnahmen. Soweit wir erkennen können, war es (das Medium) aber auch selber an dieser, «DomkapitelLeaks» benannten, Aktion beteiligt.
Ob dieser Schockstarre-Situation muss ich mich nochmals äussern, ich kann nicht anders. Ich hoffe auf Reaktionen, Ideen, Vorschläge.

Der Schreibende befindet sich ja in einer der beiden ihm verbliebenen Kirchen-Tätigkeiten, dem Vorsitz der Redaktionskommission der Schweizerischen Kirchenzeitung, in einer eher heiklen Situation. Bei der Neuausrichtung des Auftritts der SKZ, wie sie nun vor bald drei Jahren begonnen hatte, war es ein Zeichen eines kleinen Neubeginns, auch eine gewisse Hoffnung, dass auch die Vertreter des Bistums Chur sowohl bei der inhaltlichen wie der personellen Neuausrichtung mitarbeiteten und ihre Präferenzen mit einfliessen liessen. Schon damals wurde das vom kritischen Flügel misstrauisch beäugt, ich selber fing Schelte ein. Ich habe mich – das werden die Mitglieder der Herausgeberkommission hoffentlich unisono (…) bestätigen – sehr darum bemüht, dies in der Tagesarbeit ständig zu bedenken und umzusetzen. Ich war und bin weiterhin der Meinung, dass knapp ein Drittel des Deutschschweizer Klerus (der Priester also, nicht der Diakone und nicht der Pastoralassistenten/innen) zum «neo-konservativen» Flügel zu zählen ist, eine Ausrichtung, die eine stärkere Treue zum römischen Lehramt einfordert und dem dualen System – weil «dysfunktional» (ein Bonmot des abtretenden Herrn aus South Dakota) – ablehnend gegenübersteht. Auch diese Menschen mit ins Boot zu holen, das war eines der Ziele von nun drei Jahren seriöser theologischer und journalistischer Arbeit.

Doch nun dieser Eklat, diese gegenseitigen Vorwürfe, insbesondere aber – da kann ich nicht neutral bleiben – dieser offensichtliche Versuch, jeglichen Kompromiss, eine Art Aussöhnung zu hintertreiben und so den Zustand und damit das Ansehen der Deutschschweizer Kirche bewusst zu kompromittieren! Ich sage Euch/Ihnen (mit dem «Ihnen» sind die Mitglieder der SBK gemeint): Das Geschirr ist zerschlagen, den Schaden kittet Ihr nicht mehr. Mit der «Sache Jesu», sprich mit dem Reich Gottes und seinem Wachsen unter uns, hat das gar nichts mehr zu tun. Vielmehr zeigt die «sündige Kirche» ihr verbeultes und angeschlagenes Gesicht. Ein Trost nur, dass Papst Franziskus auffordert, immer wieder auch an solche defizitäre Ränder hinaus zu gehen. Auch mir hilft zurzeit nur dieser Ruf: Santo padre, hilf uns aus dem Schlamassel.

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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