Beachtliches Zitat zur Zeit

Nur zitiert, nichts vom Schreibenden hinzugefügt, aus dem NZZ-Interview von René Scheu mit dem Philosophen Markus Gabriel (27.10., S.30f):

«Das ist das Selbstverständnis des Menschen im neuen Hygienismus, der sich ja ebenfalls anlässt wie eine grosse Realsatire. Wehe, Sie niesen oder husten im Zug! Sie werden wie ein Aussätziger behandelt. Die Menschen treffen sich heute, um zu zeigen, dass sie eineinhalb Meter Abstand wahren können. Man marschiert mit der Maske an seinen Tisch, und dann verbringt man ein paar Stunden ohne Maske. Man sitzt im Restaurant, und die erste Stunde des Dinners besteht in der Diskussion darüber, wie gefährlich es ist, in geschlossenen Räumen beieinander zu sein, wie moralisch man aber zugleich ist, weil man ja alle Regeln beachtet und selbst die Corona-App installiert hat. Wir können gegenwärtig mannigfache Verhaltensanomalien dieser Art beobachten. Ich halte es hier ebenfalls mit dem Schweizer Uhrmacher, der sich weiterhin als freies, verantwortliches, vernunftbegabtes Wesen versteht. Er muss jetzt nicht in den schwitzigen Klub, er trägt eine Maske, er kann auch einmal von zu Hause arbeiten, aber er hat nicht gleich Todesangst. Er hört nicht auf, ein Mensch zu sein, sondern verhält sich vorsichtig angesichts der Gefahren der Pandemie.»

Applaus!
(Apropos: Wir waren gestern golfen im wunderschönen, hoch ob dem Lago di Lugano gelegenen 9-Loch-Platz von Lanzo d’Intelvi. Da gab es so unselbständige, von Panik getriebene Menschen, die trugen die Maske vom Auto bis zum Abschlag von Loch 1, obwohl sie unter sich waren. Da gab es den selbständigen, allein sitzenden Mann an der Bar ohne Maske. Ich trug sie übrigens quer hoch über dem Kopf.)

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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