Corona und Dreifaltigkeit

Ich mache in dieser Predigt den wagemutigen Versuch, Corona und Dreifaltigkeit zu verbinden. Zuerst aber kurz zur Frage: Bleibt von der Krise etwas Positives? Beim Positiven denke ich vor allem an die Rücksichtnahme auf die Älteren, die Schwächeren. Nicht eine möglichst viel Profit abwerfende Wirtschaft stand im Vordergrund, sondern die Gesundheit der Gefährdeten. Eigentlich eine erstaunliche Leistung!

Ich hoffe, dass davon etwas bleibt. Konkret: dass auch Menschen, die nicht mehr viel oder kaum etwas leisten können, nicht als unnütze Last auf die Seite gestellt werden; als altes Eisen, das möglichst bald entsorgt werden muss. Wenn diese Ehrfurcht vor dem Menschen bleibt, weil er eine menschliche Würde hat, wäre sehr viel gewonnen.

Nun zum versprochenen Versuch, die Dreifaltigkeit unter dem aktuellen Bezug der Krise zu behandeln.

Zuerst zu Gott Vater, den viele als «lieben Gott» bezeichnen. Die bange Frage vieler: Wie kann der gute Gott einen so bösen Virus schaffen? Hier müssen wir uns daran erinnern, dass nicht alle Viren bösartig sind. Ja, Fachleute sagen, dass am Anfang des Lebens Viren standen. Ohne sie gäbe es also auch uns Menschen nicht. Es ist nicht der Platz, weiter darauf einzugehen. Nur noch die Feststellung: Seit einiger Zeit wird geforscht, wie Viren zur Bekämpfung schlimmer Krankheiten als Heilmittel eingesetzt werden können.

Zurück zur Gottesfrage: Kaum ein vernünftiger Mensch glaubt, dass die Corona-Krise eine Strafe Gottes ist. Die Ursache ist vielmehr ein weit verbreitetes menschliches Verhalten. Die Menschheit verdrängt immer mehr die Natur, indem sie zum Beispiel immer weiter in die Urwälder vordringt, sie abholzt und damit auch in Kontakt mit wilden Tieren kommt. Es ist erwiesen, dass viele dieser Tiere Viren in sich tragen, die auf die Menschen überspringen und sie krank machen, weil sie noch keine Abwehrkräfte haben.

Zusammengefasst: Nicht Gott ist schuld an Corona, sondern Menschen. Und weil Gott uns die Freiheit gegeben hat, liess er sie gewähren.

Nun kurz zur zweiten Person der Dreifaltigkeit: Gottes Sohn, Jesus Christus. Dass die Welt sich der Würde aller Menschen bewusst ist, verdanken wir ihm und dem Christentum.  Im Heidentum hatte die menschliche Person keine hohe Würde. Denken wir nur an das, was in Rom im Kolosseum geschah: Menschen wurden zum Gaudi des Publikums den Löwen zum Frass vorgeworfen.

Insgesamt zählte ein Menschenleben, vor allem ein schwaches, nicht viel. Doch dann begann die christliche Kirche, für sie Spitäler und Heime zu errichten. Dahinter stand das, was ich einleitend gesagt habe: die Ehrfurcht gegenüber allen Menschen, gerade den Bedrohten.

Kommen wir zum Heiligen Geist. Jesus hat ihn verheissen als den Tröster, Helfer und Beistand. Gerade in den Zeiten der Corona sind wir auf seinen Trost, seine Hilfe angewiesen. Und wir dürfen sicher sein, dass er von vielen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen als Beistand erfahren wurde, die unter Einsatz ihres Lebens sich der Infizierten angenommen haben.

Nun müssen Sie selber entscheiden, wie weit meine Verknüpfung zwischen Corona und Dreifaltigkeit hilfreich war. Ich hoffe, dass Sie wenigstens mit dem einen oder anderen Gedanken etwas anfangen können.

Elisabethenheim, Sa 16.30

Gettnau So 9 Uhr

Walter Ludin

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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