Hunger nach Freiheit

«Was bringt’s?» So fragen Jugendliche immer wieder. Lange hat mich diese Frage genervt. Bis ich gemerkt habe, dass dies tatsächlich eine zentrale Frage ist. Am Sonntag mit anderen Getauften Gottesdienst feiern: «Was bringt’s?» In der Heiligen Schrift lesen: «Was bringt’s?» Wenn wir jungen Menschen darauf keine Antwort geben können, dann haben wir noch nicht entdeckt, dass unser Glaube zutiefst mit unserem Leben zu tun hat.

Wir alle kennen den Hunger nach Freiheit. Er gehört zum gesunden Menschen. Gott will nicht Sklaven, sondern freie Menschen. Darum ist in unserem Glauben Gott im Mittelpunkt, aber ebenso der konkrete Mensch. Denn wer Gott wirklich ins Zentrum stellt, stellt auch den Menschen ins Zentrum. Und wer den Menschen ins Zentrum stellt, stellt Gott ins Zentrum.

Heiner Wilmer, der neue Bischof von Hildesheim, stellt sich zusammen mit Simon Biallowons dem Hunger nach Freiheit. Er orientiert sich an der Gestalt des Mose. «Mose, das ist der grösste und älteste Schlüssel zu unserer Seele, aber auch zu unserer abendländischen Kultur, Politik und Führung. Und Mose ist der Schlüssel zu Gott, selbst in seinem Aufstand gegen Gott.» So sind bewegende Wüstenlektionen zum Aufbrechen entstanden. Das «hat nichts zu tun mit sanfter Wellness-Spiritualität, mit gefühliger Meditationsromantik», sondern vielmehr mit hartem, nahrhaftem und schmackhaftem Walliser Roggenbrot.

«Was bringt’s?» Dankbarkeit fürs eigene Leben trotz all den Widersprüchen, Ecken und Kanten. Mut in Durststrecken. Staunen über Gottes Wege. Freude am Wort Gottes, das Brot des Lebens wird. Miteinander unterwegs sein zur Freiheit, für die wir erschaffen sind.

 

Heiner Wilmer (unter Mitarbeit von Simon Biallowons), Hunger nach Freiheit. Mose – Wüstenlektionen zum Aufbrechen. Herder Verlag. Freiburg i.Br. 2018.

Pater Martin Werlen

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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