Ausschnit aus dem Fil-Cover© trigonfilm
Walter Ludin

Predigt: Hauptgebote

Welches ist das wichtigste der Gebote Gottes? Schon als Kinder haben wir die Antwort auf diese Frage im Katechismus bekommen – dem so genannten «Kanisi». Und wir haben sie mit mehr oder weniger Mühe wortwörtlich auswendig gelernt. Nämlich:«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist grösser als diese beiden.»

Was kann es aussehen, diese Gebote in unserem Alltag zu leben? Jesus gibt uns im Neuen Testament Antworten. Ich möchte mit Ihnen nur ganz kurz einige anschauen. Ich fange mit dem am nächsten Liegenden an; mit der Aussendungsrede im heutigen Evangelium. Jesus gibt den Jüngern den Auftrag:

«Heilt Kranke. Weckt Tote auf. Macht Aussätzige rein. Treibt Dämonen aus.»

Sie sehen: Das alles hat mit Nächstenliebe zu tun. Dennoch steht es nicht losgelöst vom Gottesglauben. Denn die Taten der Apostel sind ein Zeichen dafür, dass das Himmelreich, das Reich Gottes nahe ist. Wenn sie diese Aufträge erfüllen, tragen sie dazu bei, dass Gottes Reich auf Erden wächst. Weil ich Sie nicht mit einer langen Predigt langweilen möchte, greife ich nur zwei der vier aufgetragenen Werke heraus.

-Zuerst: Heilt Kranke! Da werden Sie zurecht einwenden, dass Sie nicht über Wunderheilkräfte verfügen. Dennoch: Wir können heilend wirken:

*Ich denke da nicht nur an die Krankenpflege durch Fachkräfte und pflegende Angehörigen. Auch ein Krankenbesuch kann heilen, aufrichten, Hoffnung schenken.

*Und ebenso ausserhalb der Krankenzimmer: Wenn wir einem Mitmenschen ein gutes Wort schenken, vielleicht ihm auch nur geduldig zuhören, kann dies Wunder wirken. Das Gegenteil kennen wir ja: Ein böses Wort kann verwunden, oft auf Jahre hinaus.

Und nun der zweite Auftrag, den Jesus seinen Jüngern und damit auch uns gibt: «Treibt Dämonen aus.» Sicher werden Sie nun erstaunt fragen, wie dies möglich ist. Die Antwort: Unter Dämonen können wir nicht nur teuflische Kräfte verstehen; sondern auch ganz einfach Geister, das heisst geistige Vorstellungen, die das persönliche und gesellschaftliche Zusammenleben vergiften.

Da heute auch der Flüchtlings-Sonntag ist, beschränke ich mich auf den gerade in unserem Land weit verbreiteten Ungeist der Fremdenfeindlichkeit. Er widerspricht der Menschenwürde, die gerade auch in der Bibel eine grosse Rolle spielt. So schreiben die Leitungen der Schweizer Kirchen, darunter unsere Bischöfe in ihrem Wort zum heutigen Sonntag:

«Vor Gott sind alle Menschen gleich. Alle haben dieselbe Würde, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer Nationalität und ihrer Religion.» Wenn wir diese Worte ernst nehmen, haben Angst, Abscheu ja sogar Hass gegenüber den Fremden in unsern Herzen keinen Platz.

Muotathal, Kloster St. Joseph, 19. Juni 23.


Kino-Film

Laura Baumeister, Regie: «La hija de todas las rabias». Nicaragua 2022. trigon-film.org; spanisch mit deutschen Untertiteln.
Zum ersten Mal führte eine in Nicaragua geborene Frau Regie in einem Spielfilm: Laura Baumeister. Sie erzählt eindrücklich die Geschichte eines elfjährigen Mädchens, das von ihrer Mutter verlassen wurde. Der Film «La hija de todas las rabias» spielt am Anfang in einer Wellblechhütte am Rand der grössten Müllhalde der Hauptstadt Managua. Lilibeth, die Mutter, bestreitet ihren Lebensunterhalt mit dem Einsammeln und dem Verkauf von Abfall – bis sie eines Tages ein neues Leben anfängt und ihre Maria in einem Betrieb mit Kinderarbeit abgibt. Voller Wut («rabia» ist das spanische Wort dafür) macht die Kleine sich auf die Suche ihrer Mutter. Die elfjährige Schauspielerin Ara Alejandra Medial spielt dabei ihre Rolle faszinierend, mit einer unglaublichen Präsenz.

Geschickt informieren die Filmbilder im Hintergrund über die aktuelle politische und wirtschaftliche Krise Nicaraguas. Was das Werk ebenso sehenswert macht, sind seine fantastischen Elemente (beeinflusst vom kolumbianischen Schriftsteller Gabriel «Gabo» Garcia Marquez?).

Demnächst im Kino

  • Baden-Wettingen, Orient: ab 6. Juli
  • Basel, Kult.kino: ab 6. Juli
  • Bellinzona, Open Air Cinema: 20. August
  • Bern, Rex: ab 6. Juli
  • Frauenfeld, Luna: ab 13. Juli
  • Lugano, Open Air Cinema: 3. September
  • Luzern, Stattkino: ab 6. Juli
  • St. Gallen, Kinok: ab 7. Juli
  • Winterhur, Cameo: ab 15. Juli
  • Zürich, Houdini: ab 6. Juli
  • Zürich, Riffraff Sneaky Sunday: 2. Juli
Ausschnit aus dem Fil-Cover© trigonfilm
23. Juni 2023 | 06:59
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Ein Gedanke zu „Predigt: Hauptgebote

  • Hansjoerg sagt:

    In dem von Walter Ludin erwähnten Katechismus stehen, nebst vielen anderen, aber auch die folgenden, längst nur noch lachhaften Punkte:

    – Wenn zwei geschiedene Menschen eine neue Liebe gefunden haben und miteinander leben und Sex haben, gelten sie als permanente Ehebrecher.
    – Verhütung ist vor, während und nach der Ehe verboten und des Teufels.
    – Sex vor der Ehe ist verboten, obschon die jungen Menschen heute meist erst nach dem 30igsten Altersjahr heiraten
    – Zwei sich liebende, gleichgeschlechtliche Menschen dürfen nicht gesegnet werden, obschon die Ehe für alle klar unserem Recht entspricht.
    – Masturbation ist eine Sünde und des Teufels.

    Ich frage mich, mit welchen Recht diese Aussagen in der heutigen Zeit noch verbreitet werden dürfen um damit Angst und Schrecken auszulösen?

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