Nach dem Ende des Krieges Staaten können «auferstehen»  © Tim Reckmann/pixelio.de
Walter Ludin

Nach dem Ende des Krieges

Was würde geschehen, wenn die Ukraine kapitulieren müsste? «Es wäre eine schlimme Niederlage vor der ungerechten Gewalt. Aber 1000 lebend Besiegte sind besser als 1000 Tote. Und anders als der Tod halten Siege nie lange.» (Thomas Nauerth, Internationale Versöhnungsbund).

Dazu eine persönliche Überlegung, die ich seltsamerweise noch nirgends gefunden habe:

Eine Kapitulation wäre nicht das ewige Aus für einen unabhängigen ukrainischen Staat. Niemand könnte dies besser wissen als die Ukrainer und Ukrainerinnen. Denn dem Ende der staatlichen Unabhängigkeit könnte durchaus eine Auferstehung des Staates folgen.

Die Geschichte zeigt dies – wie hier eine grobe geschichtliche Skizze nachweist. Lange Zeit gehört das Land zum russischen Reich (was aber zweifellos Putin nicht das Recht gibt, es «zurückzuholen»!) Sodann: Galizien, ein wichtiger Teil der Ukraine wurde praktisch von Österreich verwaltet. 1918, ebenfalls nach dem Ersten Weltkrieg, gab es einen unabhängigen ukrainischen Nationalstaat.

Die Auferstehung von Staaten

Die Freiheit war nur von kurzer Dauer. Denn bereits 1922 wurde das Land zur abhängigen «Ukrainischen sozialistischen Sowjetrepublik». Die Fortsetzung der Geschichte haben die meisten von uns erlebt: 1991, nach dem Zerfall der Sowjetunion» bekam die Ukraine die staatliche Unabhängigkeit.

Auf ein ähnliches Hin und her von Abhängigkeit und Souveränität kann übrigens Polen zurückblicken. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Land aufgeteilt zwischen Preussen, Österreich und Russland. Erst nach dem Ersten Weltkrieg bekam es die Unabhängigkeit, allerdings wie die Ukraine nur für kurze Zeit, da Polen bald in den sowjetischen Machtbereich kam. Die «Wende» von 1989/91 bracht die Souveränität.

Nach dem Ende des Krieges Staaten können «auferstehen» © Tim Reckmann/pixelio.de
22. Februar 2023 | 08:21
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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5 Gedanken zu „Nach dem Ende des Krieges

  • Jojo Murer sagt:

    Der russische Überrfall macht mich auch ohnmächtig. Gandhis Kampf ist für mich immer noch ein Leitbild. Und dennoch bin ich mit Dir nicht einverstanden. Selbst wenn ein Volk jahrhundertelang unterdrückt wurde, haben die Menschen doch ein Recht auf Selbstbestimmung. Es ist so billig, aus der Ferne Kapitulation und nur gewaltlose Aktionen zu fordern. Ich lobe mir Menschen wie Pussy Riots, die Aktionen machen und dafür sogar in Straflager und ins Exil gehen. Dass die Schweiz die Waffen ab denen sie verdient nicht zurdVerteidigung freigibt, hat für mich nur den Vorteil, dass sie hoffentlich letztlich weniger exportieren kann. Ich fühle mich ohnmächtig und kann nur beten.

  • Walter Ludin sagt:

    Es gelingt mir nicht, den Kommentar meines lieben alten Freundes Jojo zu “übernehmen”. Darum auf diesem Weg ….

    Der russische Überrfall macht mich auch ohnmächtig. Gandhis Kampf ist für mich immer noch ein Leitbild. Und dennoch bin ich mit Dir nicht einverstanden. Selbst wenn ein Volk jahrhundertelang unterdrückt wurde, haben die Menschen doch ein Recht auf Selbstbestimmung. Es ist so billig, aus der Ferne Kapitulation und nur gewaltlose Aktionen zu fordern. Ich lobe mir Menschen wie Pussy Riots, die Aktionen machen und dafür sogar in Straflager und ins Exil gehen. Dass die Schweiz die Waffen ab denen sie verdient nicht zurdVerteidigung freigibt, hat für mich nur den Vorteil, dass sie hoffentlich letztlich weniger exportieren kann. Ich fühle mich ohnmächtig und kann nur beten.

  • stadler karl sagt:

    Es wäre brandgefährlich, wenn Putin und seine Entourage mit diesem brutalen Angriffskrieg seine Ziele erreichen könnte. Man brauchte absolut kein Politanalyst zu sein, um von allem Anfang beobachten zu können, wessen Geistes Kind Putin und seine Clique ist. Seit der Machtübergabe von Jelzin auf Putin zeigte sich, wie er sich aussen- und innenpolitisch gebärdete: Der zweite Tschetschenienkrieg, wahrscheinlich die brutalste Auseinandersetzung in Europa seit dem 2. Weltkrieg; die Auseinandersetzung in Nordossetien; der heimliche Krieg im Donbass; die klammheimliche Annexion der Krim; die massiven Flächenbombardements in Syrien, wo ganze Städte wehrloser Menschen dem Erdboden gleichgemacht wurden, um das Mörderregime von Assad zu unterstützen und systematisch Millionenflüchtlingswellen nach Westeuropa auszulösen; der eigentliche Angriffskrieg auf die Ukraine vor einem Jahr; der Umgang mit politischen Gegnern im In- und Ausland. Gewiss, die Ukraine war in der Geschichte selten ein unabhängiger Staat in der heutigen Form. Aber Fakt ist, dass über 90% der Menschen in der Ukraine, auch die grosse Mehrheit der mehrheitlich von russisch-sprachigen Menschen in der Ostukraine, von dreissig Jahren sich für die Unabhängigkeit entschieden, auch für das Recht, sich auch nach Westen und nicht lediglich nach Osten zu orientieren. Und es ist auch kein Wunder, bescherte in den dreissiger Jahren ihnen die Abhängigkeit von der Sowjetunion doch halbwegs einen Genozid von über 5 Millionen Menschen. Auch die Abhängigkeit von solchen Regimen kann Millionen Tote kosten, nicht nur Kriege. Beste Beispiele sind China und Russland, wo in der Vergangenheit nicht Millionen, sondern zig-Millionen, nicht nur in Kriegen, ins Gras beissen mussten
    Es ist auch bezeichnend, wer in diesem Konflikt mehr oder weniger zu Putin hält: Alles autoritäre Mörderregime wie Iran, Syrien, China oder Nordkorea, Weissrussland. Und es sind einmal mehr die USA, die den freiheitlichen Westen gegen das kriegerische Ausgreifen machtgieriger Potentaten schützen müssen.
    Putin musste um die Sicherheit Russlands wegen der Ukraine sich nicht die geringsten Sorgen machen. Das ist ein billiges Propagandanarrativ. Das weiss er selber am besten. Aber er fürchtet demokratische, unabhängige Staaten direkt an seinen Grenzen wie der Teufel das Weihwasser.
    Und es handelt sich einmal mehr um einen Konflikt, wo die christliche Religion, wie so oft in der Geschichte des Christentums, sich auf schlimmste Art instrumentalisieren lässt.
    Und vielleicht sollte der ganze Krieg auch ein Hinweis sein, dass nicht alle, die für eine glaubwürdige militärische Wehrfähigkeit des Westens, auch der Schweiz, eintreten, phantasielose Militaristen sind. Es mag vielleicht christlich sein, sich einem latenten Antiamerikanismus hier in Europa hinzugeben, gleichzeitig die eigenen Armeen über weite Strecken verlottern zu lassen und sich seit 1945 mehr oder weniger unter dem militärischen Schutzschirm der USA zu sonnen. Verantwortungslos in hohem Grade ist es alleweil!

    • Die Aufzählung der (Schand)Taten Putins ist zutreffend und bedrückend. Da fragt sich, warum der Westen so lange mit Sanktionen zugewartet hat.

  • Michael Bamberger sagt:

    “Die Kultur, die Demokratie, die Zivilisation muss sich verteidigen können. Europa wird nur sein, wenn der Humanismus seine Männlichkeit entdeckt, wenn er lernt, in Harnisch zu gehen, und nach der Erkenntnis handelt, dass die Freiheit kein Freibrief sein darf für diejenigen, die nach ihrer Vernichtung trachten. trachten. Nur „militanter Humanismus“ kann die Weltkultur retten. Die Barbarei muss mit Gewalt im Krieg besiegt werden“ (Thomas Mann, Humaniora und Humanismus 1936)

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