Leo Karrer an einer Buchvernissage in Freiburg  © Walter Ludin
Walter Ludin

Kirchen-Krise

Wo bleibt die kirchliche Dialogkultur?

Mein Freund Leo Karrer hat vor einiger Zeit einen sehr lesenswerten Artikel mit dem Untertitel «Langer Atem zwischen Vision und Realität» zur Kirchenkrise veröffentlicht. Ich dokumentiere hier einige wenige Auszüge als Denkanstösse:

Im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise schreibt Leo von

von einem «Supergau der katholischen Kirche. Mir kommt das schreckliche Bild vom Tsunami in den Sinn, der die Kirche überschwemmt. Dabei handelt es sich nicht nur um interne Spannungen zwischen progressiven und konservativen Lagern in der Kirche. Vielmehr hat die römisch-katholische Kirche in ihrem System die moralische Ehre verloren.»

Weiter: «Die Kirche kann nicht dauernd die ethischen Höchstpreise an die Welt verkünden, ohne diese Grundsätze im eigenen Bereich selber zu praktizieren und die eigenen Kosten im Sinne dieser Höchstpreise zu übernehmen. (…)

Bis zu einem gewissen Grad wird verständlich, warum die mediale Öffentlichkeit z. T. so unerbittlich reagiert. Denn man verübelt der Kirche, dass sie ihre eigenen hehren Grundsätze nicht ernst nimmt. Das betrifft auch andere Bereiche wie Menschenrechte, demokratische Partizipation, Subsidiarität usw. Die Kirche ist insofern Opfer ihrer selbst und nicht nur das Opfer einer vermeintlich feindlichen Welt. Wie ist aber diese bedrängende Situation der Kirche zu verstehen?»

Der Autor weist dann auf etwas hin, das Kirchenreform seit Jahrzehnten festgestellt haben, aber dafür «Schläge» bekamen von jenen, die damals noch (!!!) sich als sehr «papsttreu» ausgaben:  «Das klerikal-hierarchische System wurde seit Johannes Paul II. in seinem geradezu feudalistischen Zuschnitt eher wieder forciert. Aber die kanonische Kirche ist für das inzwischen üppig Gewachsene viel zu eng geworden. Was spriessen und leben will, möchte sich entfalten und beansprucht Lebensraum. Dadurch werden bemühende Konflikte erzeugt. Regelverstösse, Druck von unten und schismatisierende Selbsthilfe werden geradezu provoziert.»

Leo Karrer, der «Erfinder» der Reformbewegung TAGSATZUNG unterstreicht: «In solchen Zeiten braucht es Brückenbau und Streit- und Dialoginstrumente, nicht verbohrten Rückzug auf ideologische Brückenpfeiler. Für Spannungen und Mitsprache in einer synodalen Kirche (nicht gegen den Papst, sondern mit ihm, und nicht gegen das Volk Gottes, sondern mit ihm) sind wir aber schlecht vorbereitet.»

Gegen Schluss seines Artikels nimmt Leo Karrer dieses Postulat nochmals auf:

«Bei aller Mühe und bei aller Kritik ist nicht zu vergessen, dass es auch in einem reformbedürftigen System eine richtige Praxis geben kann. Und dafür sind wir ganz persönlich selber verantwortlich und haftbar, auch im Alltag der Kirche. Und dafür müssen wir im Moment – auch in der Schweiz – Instrumente, Foren und Solidarisierungen schaffen.»

Übrigens: Die schon erwähnte Tagsatzung überlegt schon seit einiger Zeit, wie «Foren der Solidarisierung» aussehen könnten. Eine nicht leichte Frage. 

www.tagsatzung.ch

Bildquellen

  • bild leo k: Bildrechte beim Autor
Leo Karrer an einer Buchvernissage in Freiburg © Walter Ludin
9. Dezember 2019 | 11:16
von Walter Ludin
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