© Albrecht E. Arnold/pixelio.de
Walter Ludin

Jesus heilt – und wir?

Schwiegermütter sind oft unbeliebt. Aber warum eigentlich? Ich habe dazu den Aphorismus/den Spruch kreiert: Schwiegermütter sind auch Mütter. Wohl wir alle kennen Frauen und Männer, die ein herzliches Verhältnis zu ihren Schwiegermüttern haben; die zum Beispiel liebevoll «Muetti» zu ihnen sagen.

Warum erzähle ich alles? Der Grund ist das Sonntagsevangelium vom 4. Februar. Es erzählt, wie Jesus die Schwiegermutter des Petrus heilt. Sie ist übrigens die erste Frau, die von ihm geheilt wird. Ihre Heilung ist also etwas Besonderes. Und trotzdem: Die Bibel verschweigt ihren Namen. Dies ist nicht ein Einzelfall. Denken wir an die so genannte Sünderin, die Jesus die Füsse salbt und sie mit ihren Haaren trocknet. Im Evangelium heisst es: «Ihre Tat wird bis ans Ende der Zeiten erzählt.» Und dennoch verschweigt die Bibel ihren Namen. Feministinnen haben zurecht auf diese Geringachtung von Frauen hingewiesen.

Ich möchte aber hier nicht eine feministische Predigt halten; aber der Frage nachgehen: Was bedeutet es, wenn Jesus immer wieder Menschen heilt. Schon im Mittelalter hat man ihn deshalb im deutschen Sprachraum HEILAND genannt, der Heilende.

Es fällt im Neuen Testament auf: Wenn Jesus Jünger und Jüngerinnen aussendet, gibt er ihnen praktisch immer den Auftrag: Heilt Kranke. Es ging oft vergessen, dass die Jüngerinnen und Jünger, d.h. jene, die an ihn glauben, auch heute diesen Auftrag haben.

Wenn wir realistisch sind, fühlen wir uns davon überfordert, wenn wir nicht Ärzte oder Krankenpflegende sind. Oder wenn wir nicht als Heiler und Geistheilerinnen wirken. Aber wir, als ganz gewöhnliche Leute. Nichts für uns, sagen wir. Aber: Stimmt dies? Ich habe einmal über die Entlebucher Geistheilerin Vreny Zehnder ein Buch herausgeben.  Die Frau erzählte mir, wie sie zum Heilen kam. Eines Mittags hatte ihr Mann fürchterliche Kopfschmerzen, musste aber zur Arbeit. Die Frau legte ihm spontan die Hände auf. Und siehe da: Die Schmerzen waren weg. Seitdem hat die Frau Hunderten von Kranken durchs Handauflegen Heilung geschenkt.

Ja, vielleicht haben auch wir – Sie und ich – verborgene heilende Kräfte. Wagen wir es und machen wir einen Versuch.

Wir sind davon ausgegangen, dass der Auftrag zum Heilen auch für die Christgläubigen von heute gilt. Es gibt da viele unspektakuläre Möglichkeiten. Wer schon einmal krank im Spital lag, weiss, wie heilsam Krankenbesuche sein können. Diese gelten ja sogar als eines der 7 Werke der Barmherzigkeit.

Ganz allgemein kann schon ein GUTES WORT heilsam sein: Etwa, wenn wir jemandem ermutigen: «Da kannst es! Versuch es doch!» Die nicht mehr ganz Jungen kennen wohl das Gegenteil. Es gab früher nicht wenig Lehrer, die ihre Schüler entmutigt haben: «Das kannst du nicht. Das wirst du nie lernen.» Oder sogar: «Du besch es Dobeli und bliebsch es Dobeli.» Nicht selten wurden dadurch Leben zerstört.

Dieses Beispiel zeigt, wie stark und mächtig Worte sind. Sie können das Leben hemmen oder es fördern.

Zum Schluss wage ich zu behaupten: Es gibt in unserer Umgebung sicher Menschen, die auf ein gutes Wort von uns warten: auf ein heilendes, heilsames.

(Wurde als «Wort zum Sonntig» am 4. Februar von Radio Central ausgestrahlt)

© Albrecht E. Arnold/pixelio.de
4. Februar 2024 | 10:58
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 2 Min.
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3 Gedanken zu „Jesus heilt – und wir?

  • Hansjoerg sagt:

    Wenn Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt hat, war Petrus wohl verheiratet. Da frage ich mich nun, weshalb musste Petrus nicht zölibatär leben?

    • Godehard Wambach v. Zelewski sagt:

      Vielleicht mal den kontext begreifen. Jesus hat Petrus zu seinem Jünger berufen, P. verließ sein Fischereibetrieb, also wohl auch seine Frau. daraus kann man erschließen, daß P. zölibatär lebte.

  • Es gibt ja den Witz: Ob Petrus verheiratet war, wissen wir nicht. Aber dass er eine Schwiegermutter hatte, steht in der Bibel.

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