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Walter Ludin

Ein anregendes Buch über neue Formen des Priesteramtes

Endlich kein Priestermangel mehr?

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Paul M. Zulehner: Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell. Patmos 2019 | ISBN/GTIN978-3-8436-1181-7 | 104 S. | CHF 19.90

Der Wunsch, «bewährte Männer» zu Priestern zu weihen, stösst seit der Priestersynode von 1971 bei den Päpsten auf Ablehnung. Immerhin hat nun kürzlich Papst Franziskus eingestanden, dass unzählige Pfarreien aufgrund des Priestermangels an «eucharistischem Hunger» leiden. Und er bat die Amazonas-Bischöfe, ihm zu dessen Behebung «mutige Vorschläge» zu unterbreiten.

Aus diesem aktuellen Anlass veröffentlichte Paul M. Zulehner das vorliegende schmale, aber inhaltsreiche Buch. Er nimmt darin die Ideen des ehemaligen Südafrika-Bischofs Fritz Lobinger auf. Der Pflichtzölibat soll zwar nicht abgeschafft werden. Doch lebendige christliche Gemeinden sollen die Kompetenz haben, dem Bischof geeignete Personen (nicht nur Männer!) vorzuschlagen, die geweiht werden und dann in diesen nebenamtlich priesterliche Funktionen ausüben. Ob die Amazonas-Synode im kommenden Oktober den Vorschlag aufnimmt und ihn dem südamerikanischen Papst unterbreitet?

Walter Ludin

Nachbemerkung:
Ich war im Wartezimmer meiner Augenärztin am Lesen dieses Buches. Der freundliche Herr, der neben mir sass, sagte: «Entschuldigen Sie die Störung. Ist der Autor der bekannte Theologe von Wien? Ich habe ihn schon öfters im Fernsehen gesehen.» Ich durfte dann stolz erzählen, dass ich mit Paul vor vielen Jahren ein Buch über Basisgemeinden im dt. Sprachraum herausgegeben habe …


Zitate:

Charismen der Laien
«Die Priester fungieren gleichsam als ›Charismenschwamm’ und saugen die breit verteilten Charismen der gläubigen Gemeinde in sich auf. Sie sind für alles verantwortlich. Als sie in der Zeit der Auflösung der ›christentümlichen Gesellschaft’ sich mit immer mehr Aufgaben konfrontiert sahen, begannen sie, Aufgaben ›an Laien zu delegieren’. Aber sie haben damit den Laien nur ›zurückgegeben’, was sie ihnen vorher ›weggenommen’ haben.»

Paul M. Zulehner: Naht das Ende des Priestermangels? S. 66

 

Keine Diskussion über Frauenpriestertum
Das Verbot, über die Frauenordination überhaupt zu diskutieren (Johannes Paul II. 1984) konnte sich nicht durchsetzen. Das blosse Traditionsargument des Papstes besitzt theologisch keine Tragfähigkeit. Hätte es diese, gäbe es heute noch die Sklaverei und müssten Christen das ganze jüdische Gesetz annehmen (vgl. Gal. 3,28).  Die Formel ›nie und nimmer, die Päpste gern verwenden, um Diskussionen und Entwicklungen zu unterbinden, hat sich in der Kirchengeschichte so gut wie nie bewährt.»

Paul M. Zulehner: Naht das Ende des Priestermangels? S. 93

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23. August 2019 | 09:34
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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2 Gedanken zu „Ein anregendes Buch über neue Formen des Priesteramtes

  • Thomas Markus Meier sagt:

    Was, wenn die Gemeinden hauptamtliche TheologInnen vorschlagen? Wirken die dann neben dem Brotberuf noch nebenamtlich als PriesterInnen? 😇

  • Karl Stadler sagt:

    Es werden zwar viele Theologinnen und Theologen gewiss vehement völlig anderer Meinung sein und vielleicht die folgenden Sätze als billiges Palaver abtun: Gerade läuft in Zug in der Arena der Festakt. Diese zweitägige Veranstaltung, die man, trotz völlig zufälliger historischer und kultureller Rahmenbedingungen keineswegs als “ausschliessende” Veranstaltung sehen muss, ist im Grunde doch ein einziger festlicher “Gottesdienst”, mit bis zu den letzten Plätzen gefüllten Bänken auf den Tribühnen. Und schauen Sie genau hin, es finden sich letztlich viele “Priesterinnen” und “Priester” an diesem Fest, und nicht zuletzt auch im Sägemehl selber. Die Symbolik, welche dieses Fest trägt, ist nicht einfach Traditionalismus und kulturell-geistige Abgeschlossenheit, als was sie oft dargestellt wird. Nein, es ist ein Ausdruck für Offenheit, Zusammengehörigkeit, aber auch für gegenseitigen Respekt und gegenseitiges Verständnis, für Verändernug und vor allem auch für das Bewusstsein der Kontingenz der eigenen kulturellen Befindlichkeit und damit der hohen Wertschätzung auchfür andere Kulturen und Weltgegenden.

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