Syn Schweiz Ode

Der letzte Blog aus Rom

Die Weltsynode hat die Weichen gestellt – hin zu mehr Teilnahme und Mitverantwortung in der katholischen Kirche.

Helena Jeppesen-Spuhler

Die letzten Tage waren dicht und ereignisreich. Zwischen Donnerstag- und Freitagabend hat das Redaktionskomitee der Weltsynode 1251 sogenannte Modi (Änderungsanträge) aus Gruppen und von Einzelpersonen ins Synthesedokument eingearbeitet. Am Samstag um 11 Uhr erhielten die Mitglieder der Synode den umfangreichen Text in italienischer und englischer Sprache ausgehändigt. Um 15.30 Uhr ging es dann in die Schlussrunde, in der über jeden Textabschnitt abgestimmt wurde.

Resultat: Alle Abschnitte des Dokuments wurden mit grosser Mehrheit angenommen. Der Abschlusstext mit den einzelnen Kapiteln wird nun in den Ortskirchen studiert werden und zu einigen Themen können bereits Änderungen eingeleitet werden. Die Ortskirchen müssen an die Diskussionen der Weltsynode anknüpfen. Auch in der Schweiz stehen wir an vielen Orten hinter dem zurück, was das Kirchenrecht schon jetzt zulässt und was an Teilhabe und Mitbestimmung möglich ist.

Eine neue Art Kirche zu sein

Die wichtigste Botschaft der Synodenversammlung vorneweg: Die Weltkirche hat mit grosser Zustimmung eine synodale Art und Weise des Kirchenseins beschlossen. Dies verlangt nun von allen – sei es Kirchenleitung oder Basis – ein gemeinsames Mitdenken und Umgestalten der Strukturen. Für viele überraschend wurden die Punkte zu Rechenschaftspflicht und Kontrolle der Kirchenleitungen ins Schlussdokument aufgenommen. Die Umsetzung entsprechender übergeordneter Strukturen ist nun dringend notwendig.

Wir verdanken den Druck auf die Kirchenleitung zu mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht vor allem auch den zahlreichen Missbrauchsbetroffenen weltweit, die mutig und beharrlich von ihren Schicksalen erzählten und auf die systemischen Risiken für Missbrauch im gegenwärtigen Kirchensystem hinwiesen.

Papst Franziskus zusammen mit den stimmberechtigten Synodenteilnehmerinnen. (Bild ZVG)

Die Gegenstimmen zu den Themen der Rolle der Frau haben viel zu reden gegeben. Auch wenn die Zweidrittelmehrheit (auch die der Bischöfe) längst gegeben war, wurde bei diesen Abschnitten des Schlussdokuments sichtbar, dass es nach wie vor Widerstände gegen die Transformation in eine gleichberechtigte, nicht-diskriminierende Kirche gibt.

Engagierte Diskussion zu Gleichberechtigung der Frau

Dem Abstimmungsergebnis ist die Diskussion in der Synode gegenüberzustellen: kaum ein Moment in den vier Synodenwochen war so energiegeladen und mutig wie die engagierte Diskussion zum Thema der Gleichberechtigung der Frau. Viel Offenheit, Mut und Aufbruch waren in den zahlreichen Voten aus allen Teilen der Welt zu spüren. Der Zugang der Frauen zu allen Ämtern wurde erstmals überhaupt in einer Weltsynode offen diskutiert. Papst Franziskus hat dies mit seinen Antworten auf die fünf «Dubia» ermöglicht. Mehrere synodenerfahrene Kardinäle und Bischöfe erwähnten dies lobend und auch erleichtert. Kardinal Schönborn aus Wien sprach sogar von seiner bisher besten Synode überhaupt.

«Und vergessen Sie nicht, die Uhr umzustellen!»

Papst Franziskus hat an der fünfeinhalbstündigen Abschlusssession am Samstag zum Schlussdokument teilgenommen und die Abstimmungen mit viel Interesse beobachtet. Mit seiner humorvollen Schlussbemerkung: «Und vergessen Sie nicht, die Uhr umzustellen!» lockerte er die Stimmung der erschöpften Synodenteilnehmenden auf. Viele waren Papst Franziskus dankbar, dass er sie an die Zeitumstellung erinnert hatte. Auch ich gehörte zu ihnen. Noch viel dankbarer bin ich Franziskus aber, dass er die Weltkirche beharrlich auf synodal umstellt.

In der ganzen Weltkirche sind wir nun aufgerufen, die Uhren umzustellen – auf synodal! Dass ich Teil der denkwürdigen Weltsynoden-Sitzung sein durfte, an der dies festgeschrieben wurde, gibt mir Hoffnung und Kraft, mich weiter für eine glaubwürdige und gleichwürdige Kirche einzusetzen.

Nach der Zeitumstellung am Sonntag ein Interview mit der SRF Korrespondentin Simone Caminada für die Tagesschau. (Bild ZVG)

Vielen Dank allen, die die Synode mit Interesse verfolgt und unseren Blog gelesen haben! Nun freue ich mich darauf, nach Basel zurückzukehren und auf dem dortigen Petersplatz die Herbstmesse zu besuchen!

Hinweis: Am Freitag, 3. November, erscheint auf kath.ch eine neue Episode des Podcast «Laut + Leis», in dem Helena Jeppesen-Spuhler die Synode Revue passieren lässt.

1. November 2023 | 10:44
von Syn Schweiz Ode
Lesezeit: ca. 2 Min.
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