Golf
Adrian Marbacher

Den «authentischen Schlag» finden oder was ist spirituelle Begleitung?

Gleich vorweg: ich kann nicht Golf spielen und kenne dessen Regeln nicht. Trotzdem habe ich anhand eines Filmes über Golf erst realisiert, wie ich spirituelle Begleitung verstehe. Filme sind Fiktion. Und doch zeigen sie die Realität oftmals anschaulicher als die Realität selber. Sie reduzieren die undurchsichtige Komplexität des Lebens und übersetzen sie in überschaubare Geschichten. Wenn sie auch symbolisch aufgeladen und übertrieben sein mögen, lösen sie etwas aus und machen auf verborgene Anteile in uns aufmerksam. Filme helfen, das Leben zu verstehen. Daher liebe ich es, ein Filmbeispiel zu geben, wenn ich etwas vereinfacht erklären möchte. So auch bezüglich Spiritueller Begleitung, bei dem ich gerne auf den Film: «Die Legende von Bagger Vance» verweise.

Der Film spielt in den 30er-Jahren in der USA, Savannah, und zeichnet die persönliche Entwicklung eines traumatisierten Kriegs-Veteranen und ehemaligen Golf-Champions Rannulph Junuh nach (gespielt von Matt Damon). Trotz seines selbst auferlegten Rückzuges soll er in einem Schauturnier gegen zwei legendäre Golfer antreten. Niemand glaubt an seinen Sieg, nicht mal er selber. Ausnahme bilden ein kleiner Junge, der rückblickend die Geschichte erzählt und der geheimnisvolle Bagger Vance (Will Smith), der ihm in der Rolle des Caddys als Art spiritueller Mentor dient. Im Verlauf des Turniers gewinnt Junuh seinen «authentischen Schlag» zurück, den er für immer verloren glaubte.

Der sinnlich-poetische Film von Robert Redford führt uns in die Faszination des Golfsportes und begleitet den Zuschauer auf eine spirituelle Reise, die universelle Gültigkeit besitzt und einige Prinzipien von Spiritueller Begleitung aufzeigt. Dabei werden weniger die Herausforderungen und Schwierigkeiten der Begleitung aufgezeigt, als vielmehr das Ziel und das Ideal. In sokratischer Manier verhilft Bagger Vance dem Golfer Junuh sich selbst zu finden und seinen eigenen Weg zu gehen:

  1. Seinen «authentischen Schlag» finden

Vielleicht das Hauptthema des Filmes. Junuh hat seinen Schwung verloren. Sein Körper kennt noch den Ablauf für den Schlag. Er ist aber nicht mehr eins mit ihm. Im Krieg hat er sich selbst entfremdet. In der Begleitung geht es darum, wieder in Einklang mit seinem Innersten selbst zu kommen und in Einheit von Körper, Seele und Geist zu handeln. Die Beziehung zum Körper ist genauso wichtig, wie die Beziehung zur Seele oder zu Gott (oder dem Göttlichen). In der Einheit ist man auch gegenwärtig. Ich bin nicht definiert von der Vergangenheit oder der Zukunft her, sondern bin frei im Hier und Jetzt. Im Alltag erlebt man sich aber vielfach nicht in dieser Einheit. In der Begleitung zeige ich Möglichkeiten und Methoden, die es dir ermöglichen, immer einfacher dahin zu kommen und erneut deinen eigenen «authentischen Schlag» zu finden.

  1. Das «Feld» wahrnehmen

Kein geborenes Wesen ist unabhängig von Raum und Zeit. Mensch sein heisst, sich in konkrete Situationen einzulassen und in Beziehung zu sein. Seinen «authentischen Schlag» finden, heisst auch in Beziehung mit seiner Umwelt zu treten. Es ist ein Unterschied, ob ich Sozialarbeiter, Künstler oder Buchhalter bin. Es gelten andere Regeln und dennoch handelt es sich immer um den einen, deinen, «authentischen Schlag». Daher ist es wichtig das «Feld» zu spüren und zu verstehen, wie hier konkret der «authentische Schlag» geschlagen werden muss. In der Begleitung, werden die Herausforderungen des «Feldes» angeschaut und Möglichkeiten aufgezeigt, die dich unterstützen, zuzulassen, was du im Innersten spürst, deiner eigenen Intuition und Eingebung zu vertrauen und authentisch in Beziehung zu sein.

  1. Man kann das Spiel nicht gewinnen, nur spielen

Wir leben in einer Kultur, in der wir stets vergleichen: Lohn, Erfolg, Schönheit usw. Auch diejenigen, die meinen darüber zu stehen, müssen sich ehrlicherweise eingestehen, dass sie immer wieder darauf reinfallen. Den eigenen Weg zu gehen, ist keine Leistung, die man erbringen muss. Es gilt keinen Sieg zu holen, sondern sich aufs Leben einzulassen. So, wie es ist. «Man kann das Spiel nicht gewinnen, nur spielen». Es ist sinnvoll, sich Ziele zu setzen und zu manifestieren, wer ich sein möchte. Ob wir wollen oder nicht, wir realisieren, worauf wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Das Spiel des Lebens zu spielen, heisst aber auch, sich als Teil eines grösseren Ganzen zu sehen und seine Grösse in Demut anzuerkennen und zu sein, was man ist: Einzigartig, geliebt und vollkommen.

Originaltitel: The Legend of Bagger Vance (2000, Regie: Robert Redford)

#spiritualitaet  #spirituellebegleitung #meinweg

Golf | © 2023 pixabay CC0 Public Domain
21. Juni 2023 | 11:50
von Adrian Marbacher
Lesezeit: ca. 3 Min.
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