Markus Baumgartner

Das Haus im Himmel oder die Suche nach Gott

Ein junger Mann zieht sich für ein Jahr in die Abgeschiedenheit der Natur zurück. Enttäuscht von Kirche und Christentum und verunsichert durch Aussagen der Wissenschaft, hat er letztlich nur eine Frage: Gibt es Gott? Aber auch alle anderen grossen Fragen lässt er nicht aus und geht ihnen rigoros auf den Grund. Was dem jungen Mann widerfährt, hat Pfarrer Stephan Urfer aus Kerzers FR als Roman aufgezeichnet. Dabei verbinden sich die theologischen Fragestellungen mit einer spannenden Erzählung auf einer ehrlichen und bewegenden Reise. Der Roman wurde in Kerzers zum Dorfgespräch.

Dass Stephan Urfer ein aussergewöhnlicher Pfarrer ist, wurde letztes Jahr bekannt: Er gewann den Dienstagsmail-Award für gute Kommunikation. Nun legt er mit «Haus im Himmel» auch ein aussergewöhnliches Buch vor. So erklärt der Dichter Hermann Bracher: «Ich habe mich in dieses Buch verliebt. Die Erkenntnis, die mich enorm bewegt hat: Man kann Gott nicht erfassen, nicht benennen, nicht begreifen. Gott kann nur in der Liebe, im Glauben, in der Hingabe erkannt werden. Es ist ein Buch zum Erleben.» Auf demPortal von «Orell Füssli» schreibt eine Rezensentin: «Das Haus im Himmel lese ich nun zum dritten Mal. Es hat mich von Anfang an gepackt und begeistert. Es ist anspruchsvoll und geht in die Tiefe. Zugleich ist es humorvoll und spannend.» Der katholische Theologe Martin Brüske ergänzt: «Das Buch ist eigentümliche Synthese von theologischer Erzählung, weisheitlicher Lehre sowie dokumentierenden Gedichten und Zitaten. Es sprengt alle Genres, es passt nirgends in eine Schublade. Das Buch will die Tiefe der menschlichen Sehnsucht freilegen.» Gerade durch die Kraft der literarischen Gestalt, die Leserinnen und Leser in den Prozess des lebendigen, existentiellen Fragens hineinzieht, sei dieses Buch eine der besten Einführungen in das Geheimnis des christlichen Glaubens: «Das Buch wirkt nicht angestrengt, es hat Witz, hat eine Erzählungs- und Imaginationskraft. Es ist mehr als nur Theologie in erzählender Form.» 

Der Mensch in der Fremde

Marin Brüske ist langjähriger Dozent für Dogmatik an der Universität Fribourg und Dozent für Ethik am TDS in Aarau. In seiner Buchrezension führt er aus: Exil. Der Mensch ist nicht zuhause. Nicht bei dem, der ihn gegründet hat. Und deshalb auch nicht bei sich. Wir sind in der Fremde, weil wir Gott und uns selbst fremd sind. Exil: Das ist in Stephan Urfers «Das Haus im Himmel. Erzählung einer Gottessuche» die Grundsituation des Menschen. Der Ausgangspunkt, seitdem er die ursprüngliche Freundschaft mit sich selbst, mit Mitmensch und Mitgeschöpf, zuerst und zuletzt aber mit Gott verloren hat. Vertrieben aus dem Paradies sind wir – und deshalb Suchende, die die Sehnsucht nach dem Verlorenen treibt. Exil ist in der Tat eines der biblischen Grundmodelle, um über den Menschen nachzudenken: im Ausgang von der Erfahrung Israels, aber im Horizont von Schöpfung und Fall des Menschen im Anfang.

Ein undankbarer Idiot

Auf den ersten Seiten der «Erzählung» begegnet uns ein junger Mann, der sich unverstanden, ja zutiefst einsam fühlt. Er sehnt sich nach Geborgenheit und Angenommensein, nach einem Sinn seines Daseins, das doch nicht allein aus Arbeit und Geld verdienen bestehen kann. Sein Anderssein, seine Empfindsamkeit, sein Suchen nach dem tieferen Sinn seines Lebens, wird nicht verstanden, ein Idiot, ja undankbar sei er, mehr zu wollen und zu erwarten. Da er keine Hilfe und Antwort von Menschen erwartet, hofft er, sie in der Einsamkeit, in der Abgeschiedenheit, vielleicht sogar in einer Gottesbegegnung finden zu können. 

Buch wird zum Dorfgespräch

Die Texte sind vollgepackt mit seriöser Theologie, so dass sich bei wiederholtem Lesen die Sichtweise dauernd erweitert. Theologische Fragen werden in Lehrgesprächen zwischen dem Eremiten und dem Protagonisten diskutiert und eröffnen Bereiche, zu denen Laien sonst kaum Zugang haben. Selbst der Atheismus, hat sich nur als blosser Glaube erwiesen, als Glaube, dass es Gott nicht gibt. Schliesslich gelangte er zur Überzeugung: Es gibt kein Wissen über Gott getrennt von Gott. Und Gott annehmen setzt voraus, sich selbst anzunehmen. All unsere Versuche, Gottes Existenz mit menschlichem Faktenwissen beweisen zu wollen, laufen ins Leere. Gott lässt sich nicht beweisen – nur erfahren: «Dazu könnte ich nur sagen, dass sich jeder selbst auf den Weg machen muss.»

Das Buch wurde zum Dorfgespräch in Kerzers FR, wo Stephan Urfer als Pfarrer wirkt. Viele Leute sagen ihm, dass über sein Buch an vielen Orten diskutiert wird. Und einige haben sich auf den Weg zu Gott gemacht, wie es im Buch beschrieben wird.

Stephan Urfer, Das Haus im Himmel. Erzählung einer Gottessuche (Verlag Riverfield) ISBN 978-3-907459-10-2, ca. CHF 30

Bilder Quelle unsplash/zVg
6. Februar 2024 | 06:32
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 3 Min.
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