Kirche kommuniziert

Clickbait zerstört den Journalismus

In der Medienwelt gibt es vor allem eine Währung: Klicks! Je mehr, umso besser. Doch das ist ein Trugschluss. Analysetools drängen Journalistinnen und Journalisten, möglichst profitable Inhalte zu produzieren. Eine endlose Spirale, die den Verfall unabhängiger Berichterstattung nur noch beschleunigt.

Der Journalismus steckt in seiner grössten Krise. In den vergangenen Jahren wurden unzählige Stellen in der Branche gestrichen. In den USA spricht man von «News Desert», von Gegenden, in denen es keine Tages- oder Wochenzeitung mehr gibt.

Keine Tageszeitungen – News Wüste in Amerika

Eine Studie der UNC School of Media von 2018 ergab, dass von den ca. 3’100 Landkreisen in den USA mehr als 2’000 keinen täglichen Zeitungsverlag mehr hatten. Die Symptome dieses strukturellen Versagens sind zahlreich. Etwas fällt jedoch auf: der verzweifelte Kampf um Werbeerlöse wird mit immer härteren Mitteln geführt, bei dem fast alles erlaubt ist. Einhergehen schlechtere Arbeitsbedindungen, die durch einen immer höheren Output verursacht werden und schwindende Qualität, die nicht selten im «Einheitsbrei» oder, schlimmer noch, in «Fake News» mündet. Hans Mathias Kepplinger, Professor für Empirische Kommunikationsforschung an der Universität Mainz, bestätigt gegenüber dem Magazin für Kommunikation, dass die Zahl der (politischen) Skandale seit den 1950er Jahren stark gestiegen ist: «In den 1950er Jahren hatten wir ungefähr zwei bis fünf Skandale auf nationaler Ebene. Heute haben wir schätzungsweise 60 bist 70.» Einer der Gründe, so Kepplinger, sei der intensive Wettbewerb innerhalb der Branche. Durch Skandalisierung könne man die ohnehin geringe Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen. Doch wie anders?

Die Messung von Klicks allein ist unbrauchbar

Kritische Stimmen warnen seit langem davor, dass ein metrikgeleiteter Journalismus qualitiativ hochwertige Berichte verhindert, in dem er Journalistinnen und Journalisten zwingt, schnelle Inhalte ohne Mehrwert zu produzieren. Dabei ist der Klick als alleinige Messzahl für Erfolg oder Misserfolg einer News unbrauchbar. Das hat auch die Redaktion der überregionalen deutschen Tageszeitung «Die Welt» verstanden. Sie hat bereits vor vielen Jahren einen eigenen Bewertungsscore für ihre Artikel entwickelt, bei dem eine Vielzahl an Kennzahlen, z.B. auch die Summe der Social-Media Interaktionen, die Absprungrate oder Verweildauer, in die Betrachtung einbezogen werden. Der frühere Chefredaktor, Jan-Eric Peters, fühlt sich bestärkt darin, nicht allein auf Klicks zu setzen: «Das Erstellen einer attraktiven Überschrift kann man schnell lernen, aber guten Content dahinter zu schaffen, dafür braucht man einen guten Journalisten.» Wie Recht er doch hat!

Die Experten von Kirche kommuniziert, einen Beratungsangebot des Katholischen Medienzentrums, unterstützen Sie gerne bei allen Kommunikationsanliegen.

21. März 2024 | 11:27
von Kirche kommuniziert
Lesezeit: ca. 2 Min.
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