Walter Ludin

Christliche Stimme aus Palästina

Während der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom Frühherbst 22 in Karlsruhe haben palästinensische Christen in einer «Bibelarbeit» freimütig, aber versöhnlich ihre Sicht des Nahost-Konflikts dargelegt; leider in der Öffentlichkeit kaum beachtet. Darum hier einige Auszüge aus dem Dokument, das den Titel trägt:

Die Stunde der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen.

«Das tragische Schicksal des palästinensischen Volkes heute ist ausweglos geworden», heisst es in der Einführung des Dokuments. Und weiter, im Hinblick auf die Kirche: Hier gehe es nicht allein um ein politisches Problem. «Es geht um eine Politik, die Menschen vernichtet, und das geht die Kirche an.»

Selbstverteidigung
Die Massnahmen Israels gegen die Palästinenser seien Selbstverteidigung, werde festgestellt. Doch: «Unserer Auffassung nach stellt diese Vorstellung die Realität auf den Kopf. Ja, es gibt palästinensischen Widerstand gegen die Besetzung. Wenn es jedoch keine Besetzung gäbe, gäbe es auch keinen Widerstand, keine Angst und keine Unsicherheit.»

In diesem Zusammenhang zum Vorwurf des TERRORISMUS:
«Manche Parteien begaben sich auf den Weg des bewaffneten Widerstandes. Israel benutzte dies als Vorwand, die Palästinenser des Terrorismus zu bezichtigen und konnte damit das wahre Wesen des Konfliktes verfälschen, ihn als einen israelischen Krieg gegen den Terrorismus darstellen und nicht als israelische Besetzung, die auf legitimen palästinensischen Widerstand zu ihrer Beendigung stösst.»

Warum können wir nicht diese Sichtweise übernehmen, jene der Unterdrückten? Würde Tellensöhnen und -Töchtern gut anstehen …

Gleiche Würde
Es handelt sich ja um ein theologisches Dokument. So heisst es im Abschnitt «Wir glauben an Gott, einen gütigen und gerechten Gott.»:

«Wir glauben, dass jeder Mensch von Gott nach Seinem Bilde und Ihm gleich geschaffen worden ist und dass jedes Wesen seine Würde der Würde des Allmächtigen verdankt. Wir glauben, dass diese Würde unteilbar und in jeder und jedem von uns gleich ist. Das heisst für uns hier und heute und vor allem in diesem Land, dass Gott uns nicht für Kampf und Streit geschaffen hat, sondern dafür, dass wir zueinander kommen, einander kennenlernen und lieben können und gemeinsam das Land in Liebe und gegenseitigem Respekt aufbauen.»

Fortsetzung folgt.

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6. März 2023 | 10:27
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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