Anne-Marie Holenstein (zw.v.r.) während der Buchvernissage im Gespräch mit Gästen  © Walter Ludin
Walter Ludin

Buch von Anne-Marie Holenstein ...

Anne-Marie Holenstein: Zwischen Restauration und Aufbruch. Ein Rechenschaftsbericht zum Konflikt um das Fastenopfer in den Jahren 1994 – 2000 | Edition Exodus 2021| 172. S. | CHF 22.50

Es erinnert sich wohl kaum jemand mehr daran, dass unter den Theologen, die vor genau 60 Jahren das Fastenopfer gegründet haben, der Kapuziner Walbert Bühlmann war. Hauptinitiant war der «Laie» Meinrad Hengartner.

Das Werk wurde eindeutig als Werk der «Laien» gegründet. Doch Ende der 1990er-Jahre sollte es unter die Kontrolle der Bischöfe gestellt werden. Diese warfen etlichen Mitarbeitenden mangelnde «Kirchlichkeit» vor – was auch immer dieser nie klar definierte Begriff bedeuten mochte.

Die damalige Direktorin Anne-Marie Holenstein schildert in ihrem Buch diesen Konflikt, «aus einer persönlichen Perspektive und Betroffenheit». Ihr Bericht zeigt: Es ging um die «Restauration» einer Klerikerkirche, um die mündig gewordenen Laien wieder zu gehorsamen Objekte zu machen. Oder auch: Letztlich ging es um Macht und Geld.

Wer die damals agierenden Vertreter der Hierarchie kennt, ist enttäuscht. Männer, die wir als aufgeschlossen hielten, geraten in eine vorkonziliare Rolle. Integre Bischöfe und Äbte verfallen in einen autoritären Modus. Ein betrübliches Kapitel neuerer katholischer Kirchengeschichte!

Walter Ludin

Zitat
«Die Geschichte des Fastenopfers ist exemplarisch für wichtige Prozesse in der katholischen Kirche während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Geschichte steht für das Bemühen vieler Katholikinnen und Katholiken, aus dem katholischen Ghetto und der Klerikerkirche des 19. Jahrhunderts auszubrechen. Und sie steht für Weltverantwortung und Ökumene.»
Anne-Marie Holenstein: Zwischen Restauration und Aufbruch


GLOSSE

Frieden schaffen mit Waffen?

1982: Fastenopfer und Brot für alle führen ihre Kampagne «Frieden wagen» durch – und erhalten «Schläge» noch und noch. Ein Ärgernis für viele ist der in diesem Zusammenhang entstandene Slogan «Frieden schaffen ohne Waffen».

Dieser sei eine «Illusion», behauptet ein bürgerlicher Nationalrat, der sich rühmt, Offizier zu sein. Ein Blick in die Welt zeige, «dass wir heute von einem gerechten Frieden weiter entfernt sind als je». Als Beispiel wird u.a. Afghanistan genannt! Fazit: Realistisch und somit ohne Illusion sei das Konzept «Frieden schaffen mit Waffen.»

Wie sehr dies in die Hosen ging, zeigt das, was heute in Afghanistan geschieht. Ironie: die modernsten Waffen im Wert vieler Milliarden sind in die Hände jener gefallen, die alles andere als Frieden und Gerechtigkeit schaffen wollen.

Andere Beispiele für das Versagen des Versuches, mit Waffen Frieden zu schaffen:

  • Der Irak, wo als Nebenwirkung des militärischen Eingreifens die potente Mörderband Al-Kaida entstand.
  • Syrien, wo aus dem Versuch, mit Waffen einen Despoten zu entmachten, ein Land völlig zerstört wird; mit Hunderttausenden von Toten und Millionen von Flüchtlingen.
  • Libyen: Auch hier zerfällt ein Staat «dank» militärischen Intervention. «Der Staatszerfall öffnete Flüchtlingen neue Wege nach Europa.» (Wikipedia).

Wer das Weltgeschehen aufmerksam betrachtet, könnte weitere Beispiele anfügen. Und sich fragen: Welches Konzept der Schaffung von Frieden erweist sich als Illusion?

Walter Ludin

Anne-Marie Holenstein (zw.v.r.) während der Buchvernissage im Gespräch mit Gästen © Walter Ludin
1. September 2021 | 10:09
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 2 Min.
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