Heinz Angehrn

Anmarsch zum 20.Oktober – Teil I

Vor vier Jahren schrieb ich hier jede Woche zum Thema, warum man(n) bei den Eidgenössischen Wahlen wohl jede der Parteien, aber eine ganz bestimmte sicher nicht wählen kann. Wie immer bei meinen politischen Stellungnahmen (damals war ich ja noch in Amt und Würden, sprich eher Bürden) handelte ich mir Ärger und Tadel ein (ja sogar die Drohung eines amtierenden Nationalrates mit Ministrantenbiographie, meinetwegen aus der Kirche auszutreten – ich schrieb ihm freundlich zurück, dass er nur seine brav konservative Kirchgemeinde treffen würde).

Diesmal
– nicht mehr in Amt und Bürden und im Status einer gewissen Narrenfreiheit lebend
– von mehr Bloggern umzingelt und damit nicht mehr zu Massenproduktion verpflichtetet
– überzeugt, dass sich in meiner generellen Beurteilung (sowohl ethisch wie logisch) nichts geändert hat

werde ich im Anmarsch zu den Eidgenössischen Wahlen ein wunderschönes Bonmot von Jan Böhmermann (von ihm im Vorfeld der Landtagswahlen vom letzten Sonntag geschaffen) variieren:

Böhmermann original: «Was die sehr gute Partei AFD schon alles für Deutschland geleistet hat»

Angehrn variiert: «Was die sehr gute Partei SVP schon alles für die Eidgenossenschaft geleistet hat»

Ja, beginnen wir so mit Teil I der Antworten:
– Wir wissen endlich, wer bei uns die «Netten», die wirklich freundlichen Menschen, sind und wer nicht.
– Wir haben endlich gelernt, dass die weltweite Klimaveränderung eine Erfindung böser linker Agitatorenlehrer/innen ist.
– Wir passen in Zukunft besser auf, in einen Apfel, der nicht aus eidgenössischer Produktion stammt, zu beissen.
(- Wobei genauer gesagt, wir aufpassen müssen, dass der Apfel nicht von einem Biobauernhof, aber auch nicht vom Hof von Markus Ritter, sondern nur von echt braun bis bräunlich beackertem Boden stammt.)
– Wir sind begeistert, dass Roger Köppel ein wirklich menschenfreundlicher und anständiger Mensch ist, der seinen Kindern ein echtes Vorbild darstellt (anders als die bösen blaue Würmer Kurt Fluri und Andrea Caroni).

Es folgt mehr…

3. September 2019 | 12:07
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 1 Min.
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3 Gedanken zu „Anmarsch zum 20.Oktober – Teil I

  • Karl Stadler sagt:

    Die auf dieser Website einzusehenden Blogs sind doch ein integrativer Bestandteil von kath.ch. Und die Website “kath.ch”, zumindest so kommt dies zu der Leserschaft herüber, ist doch mehr oder weniger eine virtuelle Kirchenkanzel.
    Da steigt bei mir unweigerlich halt wieder einmal eine Erinnerung an ein Erlebnis ungefähr Ende der fünfziger-Jahre auf, als unser Vater einmal am Mittagstisch sich darüber aufregte, dass er am Sonntag nicht den Gottesdienst besuche, um Empfehlungen über das Stimm- und Wahlverhalten entgegenzunehmen. Recht hatte er! Damals zielten die kirchlichen Voten in unseren Landen mehrheitich gegen die Liberalen und Sozialdemokraten.
    Heute scheint sich diesbezüglich nicht viel verändert zu haben. Bloss hat sich momentan mehrheitlich die Zielrichtung verändert. Wäre ich ein gläubiger Mensch und Blogger auf kath.ch, dann würde ich das Thema “Wahlen” schlichtwegs ausklammern.
    Ja, diese Äpfel! Diese müssen halt als Sujet übehall herhalten, angefangen bei Schillers Apfelschussszene, über gesunde Pausenernährung auf Schulhöfen bis hin zu politischen PR-Aktionen der SVP auf die Wahlen hin.
    Wenn wir halt in der politischen PR-Sprache der SVP als “Würmer” – gemeint ist ja ganz offensichtlich das Verhalten der anderen Parteien im Hinblick auf den Abshluss des Rahmenabkommens – gelten, dann mag das auf den ersten Blick sehr wohl verletzend wirken.
    Dennoch: Wer sich auch nur ein wenig auskennt, der weiss, dass die von Würmern befallenen Äpfel ausgerechnet diejenigen sind, die in der Regel mit Abstand das beste Aroma aufweisen. Jetzt, wenn der Herbst ins Land zieht, wo wieder ausgiebig Fall-Obst am Boden liegt, habe ich immer ein Sackmesser bei mir und esse “wurmstichige”, also von Würmern befallene Äpfel. Genauso wie die Rehe, die jetzt bei uns vermehrt auf Besuch sind. Offenbar ist es der SVP nicht verborgen geblieben, dass manchmal auch Würmer vielleicht sehr wohl spüren könnten, was am besten ist.

    • Heinz Angehrn sagt:

      Einmal selber Kommentare in den eigenen Blog schreiben? Warum nicht, wenn es geboten und sinnvoll erscheint?
      Also: Die Frage nach meinen politischen Kommentaren verfolgt mich durchs ganze Leben. Mit zarten 14 war ich an meiner ersten Demo, ab 17 schrieb ich Leserbriefe, mit 18 die erste Podiumsdiskussion (der St.Galler Offiziersgesellschaft!), auch mit 18 der Parteieintritt (ich habe sie seit damals zwei Mal gewechselt – raten!). Im Studium Mitgliedschaft nicht etwa in einem Bierclub, sondern in dubiosen politischen Gesprächsgruppen (ich grüsse Walti Bochsler und Urs Haener), an der Primizfeier darum eine (zu Recht) anzügliche Schnitzelbank meiner Kommilitonen, was ich denn da in der Kirche eigentlich zu suchen habe. Meine Kirchenverwaltungsräte, die Hörer/innen meiner Predigten, auch meine Bischöfe, sie haben wohl manchmal gelitten.
      Ergo: Auch aus dem Süden nichts Neues.

  • In der Sprachschule Madrid mussten wir auf Spanisch den Witz erzählen: “Was ist schlimmer als ein Wurm im Apfel? Ein halber! Denn die andere Hälfte haben wir schon gegessen…”

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