Konzilsblogteam

Zwangsarbeit für die Religionsfreiheit – und ein Verzweiflungsschrei

Die Theologen waren erschöpft. Manche wurden krank. Aber die Arbeit am Schema über die Religionsfreiheit musste weitergehen – Zwangsarbeit für die Religionsfreiheit. So lässt sich Gilles Routhiers Beschreibung der letzten Monate und Wochen bis zur Verabschiedung des Textes über die Religionsfreiheit im November 1965 lesen.
Es war ein elendes Gezerre zwischen der dicht vernetzt arbeitenden Minderheit, die sich in der Ablehnung des Schemas bis zum Schluss einig sein würde, und der Mehrheit, die jedoch intern oftmals mit wenig gravierenden aber doch spürbaren Differenzen zu kämpfen hatte. Ihr Zuspruch zum Schema schien lange ungewiss.
Dennoch zeigten die Diskussionen je länger je mehr eine Zustimmung zum Schema – was sich auch darin zeigte, dass die Minderheit alles tat, um eine Abstimmung zu verhindern. Nicht zuletzt nutzte sie Wege an der inhaltlichen Debatte vorbei, zu der sie keine neuen Impulse mehr liefern konnte. Gilles Routhier kommentiert in diesem Zusammenhang ein Plädoyer von Marcel Lefebvre: «Es war wie ein Verzweiflungsschrei, der nicht in dieses Jahrhundert zu passen schien (…) Achtzehnmal bezog Lefebvre sich im zweiten Teil seiner Rede auf die lex divina. Zugleich betonte er, dass das zeitgenössische Denken, das zum zeitgenössischen Bewusstsein der Personenwürde geführt habe, seinen Ausgangspunkt nicht im christlichen Denken habe, sondern ausserhalb der Kirche bei den Philosophen des 17. Jahrhunderts, deren Gedanken durch die Päpste feierlich verurteilt worden sei.»
In diesen Spannungen lag es am Papst Paul VI., eine Richtung vorzugeben. Fast immer wehrte er die verschiedenen Beeinflussungsversuche, die an ihn gerichtet wurden, ab. Er konnte so sein Ansehen und das Vertrauen in ihn wieder herstellen, das er in der dritten Konzilssession bei einigen Konzilsvätern eingebüsst hatte.
(ab; A 5,93-118)

14. November 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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