Vera Rüttimann

Zum 9. November 2016

Am 9. November ist Mauerfalltag. Auch für mich ist das selbst 27 Jahre nach diesem denkwürdigen Ereignis noch immer ein spezielles Datum, schliessslich ist in meinem Leben danach kein Stein auf dem anderen geblieben. Die heutige Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten, der an der Grenze zu Mexiko eine neue Mauer aufziehen will und das Mauerfall-Datum ist ein seltsames Aufeinandertreffen von Ereignissen, das viele Gedanken auslöst. Ich  möchte jedoch nicht viele Worte verlieren, sondern Bilder sprechen lassen.

Angefügt zu meinen Blog-Text habe ich spezielle Fotografien. Zum einen ist da das Bild von der New Yorker Freiheitsstatue am Checkpoint Charly in  Berlin, das 1996 anlässlich einer Kunstperformance entstand. «Neue Zeit» prangte zu diesem Zeitpunkt noch an der alten Brandmauer, das war der Titel einer längst verblichenen DDR-Zeitung. Dieses Foto hat etwas zeitloses, denn «Neue Zeit» ist für mich auch der treffende visuelle Kommentar zur Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Vielleicht stehen wir vor einer erneuten Zeitenwende.

Die anderen Bilder sind Lomographien, also keine Instagram-Bilder. Gemacht sind sie mit der «Holga», einer fehlerhaften Plastikkamera und auf  6 x 6-Rollfilm. Ich kann damit sehr experimentelle Fotos machen. Ich weiss nie, was dabei genau herauskommt. Fotografiert sind die Motive auf dem Gelände der «Gedenkstätte Berliner Mauer» an der Bernauer-Strasse, der grossen Narbenlandschaft in Berlin. Seltsam zerrissen, doppelbelichtet und in leuchtend intensiven Farben – diese Fotos drücken für mich den Seelenzustand dieses Ortes aus. Und irgendwie auch dieses 9. Novembers 2016.

Kopie der Freiheits-Statue aus New York am Checkpoint Charly in Berlin. © Vera Rüttimann 1996
9. November 2016 | 16:50
von Vera Rüttimann
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!