Anna Di Paolo

Wortschritt

Fundwort. Worte wollen gefunden werden. Sie schlummern zum Beispiel in dunklen Ecken oder schweben über mehr oder weniger bewegten Oberflächen. Sie verstecken sich manchmal sehr gut, gerade wenn man sie am nötigsten braucht, sind sie weg. Tschüss. Wenn sie fehlen, sind sie manchmal wie Marchsteine an den Grenzen des Verstands.

Fehlwort. Geschriebene Worte, gesprochene Worte, gedachte Worte können fehlende Worte sein. Und doch ist da, wo die Worte fehlen nicht immer nur Stille oder Leere. Die Worte die einem fehlen, können sehr beredt sein. Sie können einem vieles mitteilen. Warum fehlen sie mir? Warum gerade jetzt? Wann werden sie wieder kommen? Die fehlenden Worte schaffen Raum.

Wortsegler. Eben höre ich einen Beitrag auf SRF Kultur über die Mauersegler. Fasziniert will ich, zu Hause angekommen, gar nicht aussteigen, sondern im Auto sitzenbleiben und fertig zuhören. Doch die Familie wartet bereits. Also steige ich aus und die Worte bleiben von mir unerhört.

Wohren. Richtig, Worte wollen nicht nur gefunden, geschrieben oder gesagt werden. Sie wollen auch gehört werden. Es macht einen Unterschied, ob ich Worte nur hören kann oder ob ich sie nur lese. Sie, die Worte, müssen sich darum dem Empfänger anpassen, damit dieser sie verstehen, aufnehmen kann. Jemand der nur hört, braucht mehr Worte und diese müssen mehr mitteilen als lediglich deren Inhalt. Sie müssen sprechen.

Wortbilder. Auch Bilder sprechen, nicht bloss Worte. Sie teilen genauso Informationen dem Empfänger (hier: Betrachter) mit, wie dies Worte tun. Und auch sie können fehlen und mit ihrer Abwesenheit Dinge zum Ausdruck bringen, die wir so zuvor noch nie gesehen haben. «Worte schaffen Wirklichkeiten.» Dies sagte Bischof Felix letztes Semester beim Treffen mit den Theologie Studentinnen und Studenten des Bistums Basel, als es darum ging, neue Begriffe für mehr oder minder neue Berufe zu diskutieren.

Wortstark. Was die Worte zum Ausdruck bringen hinterlässt einen Eindruck. Die Wahrnehmung auf der Seite des Empfängers ist dabei entscheidend. Nicht immer kommen meine Worte so an, wie ich sie meinte. Und nicht immer erfahre ich von diesem anderen Verständnis.

Wortschritt. Wort für Wort schritt ich die Erfahrungen dieses Semesters ab. Sie validierten mit mir verschiedene Lerninhalte, begleiteten mich durch die Stille der Exerzitien im Alltag, hüpften mit mir durch Twitter und Facebook, kommunizierten mit den Lehrern meiner Kinder. Sie flogen mir zu und blieben mir fern. Für all diese Worte will ich meine Stimme finden.

Bildquellen

  • Wortschritte.: Bildrechte beim Autor
Worte zwischen Buchdeckeln.
7. Februar 2018 | 21:18
von Anna Di Paolo
Lesezeit: ca. 2 Min.
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