Schöne Kassettenmalerei in der Karl Borromäus-Kapelle von 1618. Diese Dekoration im Stil der Spätrenaissance stammt mit Sicherheit aus Italien. (© Bild Bernard Schubiger)
Bruder Klaus und Gefährten

Wie viele Sprachen beherrschten Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss?

Die Ferien sind (fast) vorbei und so scheint mir eine Frage passend, die bei vielen noch in die Ferienzeit gehören dürfte: Wie viele Sprachen beherrschten Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss? Die Antwort mag erstaunen: Sie sprachen mindestens zwei Sprachen fliessend. Zudem würde mich nicht wundern, wenn sie auch ein einfaches Italienisch beherrschten. Doch der Reihe nach.

«Mit einer angenehmen, guten deutschen Sprache»

Der wichtigste Zeuge für die Sprachkenntnisse von Niklaus von Flüe und seiner Frau Dorothee Wyss ist einmal mehr der deutsche Pilger Hans Waldheim. Seinen Besuch bei Niklaus von Flüe vom 26. Mai 1474 beschrieb er ausführlich in seinem Reisetagebuch. Unter den einführenden Aussagen zu seinem Besuch hielt er fest: «Bruder Klaus ist ein feiner Mann, etwa in meinem Alter, in den besten Jahren bei Fünfzig. Er (…) ist überhaupt ein schlanker Mann mit einer angenehmen, guten deutschen Sprache

Der Kaufmann aus dem sächsischen Halle bezog sich dabei eindeutig auf ein überregional gut verständliches Deutsch, denn wenige Jahre später klagte Martin Luther: «Deutschland hat mancherley Dialectos, Art zu reden, also, dass die Leute in 30 Meilen Weges einander nicht wol können verstehen.» Waldheim sprach auch ausführlich mit Dorothee. Da er bezüglich ihrer Sprachkenntnisse nichts anmerkte, gehe ich davon aus, dass seine Aussage über Niklaus sinngemäss auch für sie gilt.

Warum sprachen die von Flües (hoch-)deutsch?

Zum einen dürfen wir nicht unterschätzen, wie vielfältig auch damals überregionale Kontakte waren. Es gab Söldner, Krämer, Künstler, Handwerker und vor allem Kirchenleute, die weit herum kamen. Zudem liebten die Menschen die unterschiedlichen Dialekte, welche bewusst als Unterscheidungsmerkmale genutzt wurden. Das Sprechen und Parodieren anderer Dialekte gehörte ebenso zum Geschäft wie zur Unterhaltung. Im Fall der Sachsler gibt es sogar einen ganz spezifischen Grund, warum die von Flües mit Waldheim bestens sprechen konnte. So besetzte von 1446 bis 1455 Kaspar Helwig die Pfarrstelle in Sachseln. Er stammte aus Siebenbürgen (heute Rumänien), wohin Deutsche aus allen Landesteilen gezogen waren und wo die meisten eine Art mittelrheinisches Deutsch sprachen. Dieses (Hoch-)Deutsch war ihnen also sicher geläufig.

Ich halte dafür, dass Ihnen auch das Italienische nicht unvertraut war. Sei es wegen der Reisen nach Norditalien zum Verkauf von Fleisch von Käse, sei es wegen der italienischen Handwwerker und Künstler, die schon damals für einen Grossteil der Kapellen und bei reichen Privatleuten für die Ausstattung zuständig waren.

Roland Gröbli

Schöne Kassettenmalerei in der Karl Borromäus-Kapelle von 1618. Diese Dekoration im Stil der Spätrenaissance stammt mit Sicherheit aus Italien. (© Bild Bernard Schubiger)
9. August 2017 | 00:05
von Bruder Klaus und Gefährten
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