Weinstock im Klostergarten Wesemlin © GFX 2021
George Francis Xavier

Weinstock

Jesus spricht von seiner Beziehung zu seinen Jüngern, wenn er sagt: «Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt.»

Wenn die Kirche nicht auch von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten wird, wird die Kraft des Weinstocks vergeudet, wird die Stärke und Relevanz unserer Existenz gemindert. Bleibt sie lange Zeit ungeschnitten, wird der Weinstock sogar wild und bringt nur noch Weinranken und wilde Trauben hervor.

In jedem Zeitalter gab es Menschen, die für Veränderungen in der Kirche eintraten. Bevor jemand unter uns begann, die Kirche zu reformieren, haben es viele versucht und waren erfolgreich, aber sie wurden einst als nicht geeignet für die Kirche angesehen. Die heilige Katharina von Siena war ‘ein Stachel im Fleisch der Kirche ihrer Zeit’, blieb aber als Rebe immer mit Jesus verbunden, dem Weinstock.

Abschneiden und Zurückschneiden sind keine Bilder der Ablehnung, sie zeigen Gottes Fürsorge für die Kirche. Aber der Prozess des Zurückschneidens ist einfach eine Vorbereitung auf die mächtige Aussicht, dass wir noch fruchtbarer werden. Christus sprach von der Notwendigkeit, auch fruchtbare Pflanzen regelmässig zurückzuschneiden und zu stutzen, um neues Wachstum zu erhalten und zu fördern.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns vor 50 Jahren in einer Weise zurechtgestutzt, die nicht in völliger Übereinstimmung mit allem war, was vorher galt, genau wie die Reformen des Konzils von Trient, die die skandalösen Situationen in dem 16. Jahrhundert zu beheben suchten.

Jesus stellt zwei Situationen dar. Die erste ist negativ: Der Zweig ist verdorrt, er bringt keine Frucht, und deshalb wird er abgeschnitten und weggeworfen. Die zweite ist positiv: Der Zweig ist lebendig und gesund, und so wird er zurückgeschnitten. So oder so, wir werden zurückgeschnitten!

Öffnet die Fenster.

Lasst das Zurückschneiden beginnen.

Lasst uns wachsen und fruchtbar sein.

Wir sind nicht dazu bestimmt, unbeweglich und im Stillstand zu bleiben.

Weinstock im Klostergarten Wesemlin © GFX 2021
1. Mai 2021 | 12:44
von George Francis Xavier
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