Bruder Klaus und Gefährten

Weihnachten im zugigen Unterstand

Weder Schneelandschaft noch Schäfchen, weder Engel noch Hirten, noch nicht einmal Josef ist mit auf dem Bild. Von Familien-Romantik keine Spur. Und doch erkennen wir in diesem Medaillon, das Niklaus von Flüe in den letzten Jahren im Ranft betrachtet hatte, zweifelsfrei die Weihnachtsszene (zum Betrachtungsbild siehe Blog vom 29. Mai 2017).

Verdichten, konzentrieren, den Blick aufs Wesentliche richten, aus der Tiefe leben: das trieb Niklaus von Flüe an. Was also ist die Kern-Botschaft von Weihnachten?

«Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau» (Gal 4,4); das «Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gelebt» (Joh 1,14).

Unser Retter und Erlöser, der Heiland der Welt, König aller Königreich’ liegt uns nackt zu Füssen, ein ausgebreitetes Tuch nur schützt ihn vom Schmutz der Erde. Maria, die Mutter, betrachtet die Umstände und das Wunder dieser Geburt, sie kniet staunend, ehrfürchtig und demütig vor der Frucht ihres Leibes, Jesus.

Ochs und Esel signalisieren dem Betrachter, dem Bauern und Viehzüchter Klaus, dass Gott in sein Leben hinein fruchtbar werden will.

Der Unterstand gleicht in seiner Fragilität einem Zelt. War Gott nicht am wohlsten, als seine Lade im Zelt überallhin mitzog, wo sein Volk Israel wanderte? David liess er ausrichten, es sei eine schlechte Idee, ihm einen Tempel bauen zu wollen. «Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist» (2 Sam 7,5.8).

Gott ist sich – und damit auch uns – treu geblieben. Er ist der immer neu in unserem Leben Ankommende. Wir aber müssen neu entdecken und uns eingestehen, dass wir unterwegs sind und immer Suchende bleiben werden. Pilgerstab und Vorratstasche weisen darauf hin. «Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige» (Heb 13,14).

Als Pilger und Fremde ist uns aufgegeben, Gastfreundschaft zu leben und Christus in jedem bedürftigen Menschen zu begegnen. Der «Stallgeruch» der Weihnachtskrippe und von uns Christen ist, so könnte man sagen, das heimelige, gastfreundliche Provisorium, unser solidarisches und hoffnungserfülltes Unterwegssein.

Fr. Peter Spichtig op

Medaillon der Geburt Christi aus dem Betrachtungsbild von Bruder Klaus. (Foto: www.bruderklaus.com)
25. Dezember 2017 | 08:07
von Bruder Klaus und Gefährten
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