Heinz Angehrn

Was einmal gesagt werden muss

Ich kann es nicht lassen – und seit Beginn der Covid-Zeiten sollte man es auch nicht mehr lassen – den Blöd- und Irrsinn, der sich seit mehr als drei Jahren inkarniert im sogenannt mächtigsten Mann der Welt zeigt, zu konterkarieren, und nämlich im Vergleich mit dem wohl grössten Denker aller Zeiten

Es sind vier Fragen, die der Mensch zu beantworten hat, damit sein Leben gelingt:
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?

Die Reihenfolge darf nicht auf den Kopf gestellt werden im Sinne:
Der Mensch ist Krone der Schöpfung, darum
Was soll ich tun, dass es mir nütze?
Was darum darf ich glauben/hoffen und was nicht?
Was muss und soll ich wissen, dass es mir nicht schadet?

Der umgekehrte kategorische Imperativ in solcher Weltsicht lautet übrigens:
Alle betrügen, also darf ich auch betrügen.
Alle lügen, also darf ich auch lügen.
Alle sind Egoisten, also bin ich der grösste von allen.

Es tut mir leid so deutlich zu sagen: Trump ist der absolute Anti-Kant. Schlimm steht es um eine Welt, in der solche Menschen Wahlchancen haben!

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23. Juni 2020 | 10:24
von Heinz Angehrn
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2 Gedanken zu „Was einmal gesagt werden muss

  • stadler.karl sagt:

    Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Ich würde es bei dieser Reihenfolge belassen. Denn Kants erste Frage war doch rein theoretischer Natur, vorerst ohne jegliches praktisch-ethisches Interesse. Und diese Fragestellung ist auch nicht verständlich ausserhalb des Kontextes der Entwicklung der Ideengeschichte. Kant kannte ja die Scholastik und deren Metaphysik sehr gut. Er kannte die Schriften von Thomas, Anselm usw. Aber er kannte auch die geistigen Umwälzungen, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, insbesondere aber im genialen 17. Jahrhundert anbahnte. Er kannte die Werke eines Francis Bacon, Harvey, Kepler, Galilei, Descartes, Pascal, Huyghens, Boyle, Newton, Spinoza Leibniz usw. Und vor allem kannte er auch einen David Hume, der halbwegs noch ein Zeitgenosse von ihm war. Ohne diese geniale gewaltige geistige Revolution – unser Jahrhundert, aber auch das letzte, nimmt sich da bezüglich geistige Innovation wahrscheinlich eher langweilig aus – die am Ende des 16. und vor allem während des 17.Jahrhunderts sich ereignete, wäre, da bin ich mir fast sicher, weder ein Kant noch sonst ein Aufklärer in dieser Form im 18. Jahrhundert denkbar gewesen. Ohne diese riesigen Denkbewegungen im 17. Jahrhundert hätte Kant die scholastische Metaphysik niemals vom Sockel zu stürzen vermocht. Die “Kritik der reinen Vernunft”, ein klassisches theoretisches Werk, das am Scheidepunkt geschrieben wurde, ob Innovation von Wissen sich nur mittels Vernunft, der ratio, oder doch nicht weniger auch aufgrund von wissenschaftlichen Experimenten, wissenschaflich-methodologischer Beobachtung, beschrieben duch eine sich immer mehr differenzierter ausgeformte mathematische Sprache und Theoriebildung ereignen könne, dieses Werk wäre ohne die geniale und gewaltige Vorarbeit, welche im 17. Jahrhundert durch geniale Geister geleistet wurde, schlicht nicht möglich gewesen.
    Und gerade deshalb müsste sich eigentlich logisch folgerichtig die Frage “Was soll ich tun” anschliessen. Aufgrund dieser gewaltigen geistigen Umwälzungen lag es nur nahe, dass eine Geltungsbegründung ethischer Normen nicht mehr, zumindest nicht primär, im Rahmen christlich-scholastischen Denkens erfolgen konnte. Ein kategorischer Imperativ in seiner Autonomie-Formel, ja selbst letztlich auch in seiner Selbst-Zweck-Formel, ist wahrscheinlich innerhalb eines geschlossenen scholastischen Denkens kaum möglich. Und angesichts dieser Gegebenheit war es für Kant nur konsequent, dass er, nachdem er sämtliche Gottesbeweise von Thomas, aber auch von Anselm, für nicht hinreichend, d.h. nicht für zwingend erachtete, er sich mit der Frage und deren Ausarbeitung “Was darf ich hoffen” begnügte.
    Was Trump betrifft, weiss ich nicht, wie weit der über Kant und den kategorischen Imperativ Bescheid weiss. Vielleicht interessieren ihn derartige Fragestellungen im politischen Alltag und bei der Ansellung von Machtkalkülen nicht besonders.

  • stadler Karl sagt:

    Natürlich haben Sie recht, dass Trump ein nicht sympathischer, egozentrischer und äusserst machtbewusster und teilweise tollpatschiger Politiker ist, dem viele äusserst drängende Probleme innenplitischer wie aussenpolitischer Natur völlig zweitrangig zu sein scheinen, wenn es seinen Machtkalkülen und seinem offenbar erfolgreichen Machtinstinkt entspricht. Aber anderseits ist doch äusserst erstaunlich, welchen Stellenwert in den hiesigen europäischen Medien dem Gebaren von Trump einräumen. Dass Trump letztlich gewählt wurde, hat in keinster Weise nur mit “barbarischer Befindlichkeitt” weiter Kreise der amerikanischen Gesellschaft zu tun, wie Sie das vielleicht ausdrücken würden, sondern teilweise auch mit dem Verhalten aufgeklärter liberaler Kreise in den USA, die sich um die kurzfristigen ökonomischen Aussichten mancher Teile der Gesellschaft aufgrund internationaler Entwicklungen mehr oder weniger foutierten. Und die Europäer, die sich nicht selten von oben herab ein moralisches Urteil über die Trump-Politik erlauben, täten besser daran, einmal ein wenig zurückzulehnen und ihr eigenes Tun ein wenig zu überdenken. Die je länger je engere wirtschaftliche Anbindung an Diktaturen wie China, die halt eben auch lukrativ, aber umso gefährlicher zu sein scheint, oder die Haltung gegenüber Regimen wie die des Irans, steht an Rücksichtslosgikeit und moralischer Devianz den Ausfällen von Trump um nichts nach. An Heuchelei jedenfalls scheint Europa den USA gewiss ebenbürtig zu sein. In Europa will man über weite Strecken nicht sehen oder ist schlicht blind.

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