Heinz Angehrn

Was einmal gesagt werden muss

Zur Causa Chur/Bischofswahl/M.Grichting ist hier auf kath.ch schon sehr viel, manchmal wohl auch fast zu viel, geschrieben, polemisiert, gefordert worden. Für einige Zeit war zu befürchten, dass das Engagement von kath.ch sogar kontraproduktiv werden könnte.
Der hier Schreibende, mit mehreren Personen rings um diese Causa recht gut vertraut, hat mehrheitlich zähneknirschend und händeringend geschwiegen. Der Grund dafür war, dass ich als Präsident der Redaktionskommission der Schweizerischen Kirchenzeitung «meine» (nicht possessiv gemeint) Mitarbeiterinnen bei der SKZ schützen musste, indem ich ihnen durch die Verwendung meiner frechen Feder bzw. meines frechen Maules (was de facto ja identisch ist) vermutlich hätte schaden können.

Nun denn, alea iacta est, es besteht erstmals die Chance, den Vorgang aus einer gewissen Distanz zu beobachten. Und da fällt auf, dass Martin Grichting ohne jede Rücksicht auf Verluste, ohne jeden Willen zum Kompromiss und – und das tut weh – ohne jedes Interesse, ausgestreckte Hände entgegen zu nehmen, seinen ureigenen, ihm anscheinend von seinem scharfen Verstand aufoktroyierten Weg ins Abseits gegangen ist. Après moi le déluge, bei alleinherrschenden Königen mag das ja gehen, aber hier war es deplaziert, ja es war verwerflich.

Was mich besonders erzürnt, ist dies: Bei Amtsantritt eines neuen Bischofs, so war und ist es Usus, stellen alle wichtigen Mitarbeitenden ihre Positionen zur Verfügung, damit der Neue ein eigenes Team, mit oder ohne sie, bilden kann. Und das Amt des Generalvikars erlischt automatisch (vgl. can. 418 § 2 n.1; can 481 § 1). Die Mitarbeitenden bleiben aber in Funktion, bis sie bestätigt oder ersetzt worden sind, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Ich habe in St.Gallen beobachtet, wie fair diese Übergänge verliefen, auch wenn sie für Manche schmerzlich waren. Martin Grichting aber reichte dem Administrator einen Tag vor Ultimo seine Demission ein, liess sie sich von ihm bestätigen (was auch viel über den Administrator aussagt), verliess Pult und Amt, schwänzte die Bischofsweihe und soll sich gemäss Mitteilung des Bistums (wohl noch selber formuliert) in die Ferien verabschiedet haben. Nun aber hat Martin Grichting bei seiner Priesterweihe nicht nur Bischof Wolfgang Haas Gehorsam versprochen, sondern auch seinen Nachfolgern. Warum er nicht einen Tag später als geschehen beim neuen und echten Bischof die Ämter niederlegt, bei denen er demissionieren muss, ist umso weniger nachvollziehbar.

Meine Conclusio: Das ist einerseits Zynismus pur, kann andererseits aber auch als bewusste Obstruktion gesehen werden.

Es tut mir leid, aber ich ziehe meine Einladung zu einem Essen in der «Kronenhalle» in Zürich nach Ende der Tätigkeit als GV ganz formell und öffentlich zurück. Ich bin enttäuscht.

Bildquellen

  • dying-of-the-light-122903_1280: pixabay.com
27. März 2021 | 06:00
von Heinz Angehrn
Lesezeit: ca. 2 Min.
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