Auch Frauen in der Kirche sind «gefährlich und klug»© Walter Ludin
Walter Ludin

«Warum ich katholisch bleibe?» (II.)

Vor einigen Wochen gab ich hier einige provokative Sätze wieder aus dem Buch «Warum ich versuche, katholisch zu bleiben der deutschen Journalistin Christiane Florin: https://www.blogs-kath.ch/?s=florin

Weil der Beitrag auf grosses Interesse stiess, geht’s hier gleich weiter:

«Eigentlich liegt die Kirchenleitung im Strassengraben, um im überstrapazierten Bild des Weges zu bleiben. Doch sie vollbringt das Wunder, noch vom Strassengraben aus zu herrschen. Die Bischöfe verzichten nicht sofort auf ihre privilegierte Stellung. Sie nutzen ihre Macht, um über Machtverzicht reden zu können.» (S. 95)

Sexualität
Im Zusammenhang mit dem Ruf nach hartem Durchgreifen etwa im Zusammenhang mit Homosexualität schreibt die Autorin:

«Adornos Studien zur autoritären Persönlichkeit legen den Verdacht nahe: Der Ruf nach äusserer Ordnung des Trieblebens soll den Denunzianten vor der eigenen inneren Unordnung erlösen.» (S. 112)

Empirische Forschungen bestätigen diesen Sachverhalt: Männer, welche die  Homosexualität empört ablehnen, reagierten erregt, als man ihnen entsprechende Videos abspielte ….

«Für Jesus ist Sexualität kaum der Rede wert. … Dass er ein fremdes Schlafzimmer zu Kontrollzwecken betreten hat, ist nicht überliefert.» (S. 117)

Frauen in der Kirche
Nachdem Christiane Florin sich mit den unhaltbaren Argumenten gegen das Frauenpriestertum auseinandergesetzt hat, schreibt sie in wohltuendem Sarkasmus:

«Jahrelange, knallharte Recherchen haben mich zu drei Erkenntnissen geführt.

  1. Es gibt Frauen so lange wie Männer.
  2. Es gibt so viele Frauen wie Männer.
  3. Es gibt Frauen schon länger als Bischöfe.» (S. 138)

Dann stellt die Autorin fest, dass hinter der Ablehnung von Priesterinnen «diffuse  Ängste vor weiblicher Sexualität» stehen. Es sei auch

«die Angst vor Veränderung und vor Machtverlust. ›Jesus wollte nicht.’ ›Gott will nicht’ – die ehrliche Version wäre: ›Ich will nicht.’» (S. 139)

Christiane Florin: Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben. | Kösel 2020 | 176 S. | ca. CHF 30.90

Bildquellen

  • regensburg_kl: Bildrechte beim Autor
Auch Frauen in der Kirche sind «gefährlich und klug»© Walter Ludin
7. Juli 2020 | 16:36
von Walter Ludin
Lesezeit: ca. 1 Min.
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2 Gedanken zu „«Warum ich katholisch bleibe?» (II.)

  • karl stadler sagt:

    Es gibt keineswegs nur Männer, welche die Homosexualität empört ablehnen oder vor wenigen Jahrzehnten ablehnten, als eine solche Haltung noch in war! Da würde man an Beispielen bald fündig. “Der Ruf nach äusserer Ordnung des Trieblebens…” Adorno wäre der letzte gewesen, der einen solchen Ruf a priori abgelehnt hätte. Und kennt jemand eine Kultur, historisch oder aktuell, welche nicht stets bemüht war, das Triebleben ein Stück weit einer äusseren Ordnung zu unterwerfen? Der Ruf nach äusserer Ordnung desTrieblebens muss keineswegs Homophobie beinhalten. Und was ist denn die aktuelle Debatte über Kindsmissbrauch oder MeeToo letztlich anderes als der Ruf nach äusserer Ordnung des Trieblebens? Oder die nicht enden wollenden Revisionen des Sexualstrafrechts?
    Und wenn für Jesus Sexualität und Sex kaum der Rede wert war – wers glaubt, werde selig – dann hätte ich persönlich mit ihm gar nichts anfangen können. Wahrscheinlich sind derartige Themen zwischen ihm und seinen Jüngern, aus welchem Grund auch immer, einfach nicht in die Evangelien eingeflossen. Vielleicht hätte er besser daran getan, mehr über Sex zu reden, als teilweise unerfüllbare Maximen über Nächstenliebe aufzustellen. Sokrates oder Platon jedenfalls scheinen da vierhundert Jahre früher unseren anthropologischen Bedürfnissen eher entsprochen zu haben. Zu denken ist da z.B. an den wunderschönen Dilaog “Symposion”.

  • Michael Bamberger sagt:

    Der biblische Jesus kommt völlig naturwidrig und als vollendeter Biedermann daher, wenn er behauptet:

    „Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“ (Mt 5,28)

    Der Moralapostel Paulus doppelt nach und outet sich dabei als radikal weltfremder Spiessbürger:

    „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren. Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben.“ (1. Kor 7,1-2)

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