Ikone, Kloster Visitation Fribourg
Bettina Flick

Warum ich ins Kloster gehe...

… immer wieder für ein paar Tage!

 

Es war eine Zufalls-Entdeckung. Ich war sowieso in der Westschweiz unterwegs und wollte noch ein paar stille Tage verbringen, da fiel mir ein, dass jemand mir vor ein paar Jahren einmal vom Kloster «Visitation» in Fribourg erzählt hatte. So verbrachte ich das erste Mal ein paar Tage in diesem Kloster. Obwohl ich es schon auf der homepage (www.visitation-fribourg.ch) gelesen hatte, war ich doch sehr überrascht, dass sie ihre (weiblichen) Gäste in die Klausur mit hineinnehmen. Ich ass mit ihnen im Schweigen im Refektorium, dem klösterlichen Speisesaal, hatte meinen festen Platz fürs Gebet im Schwesternchor, mein Zimmer in einem Gang, in dem auch Schwestern schlafen und auch Zugang zum grossen Klostergarten.

Dass mir die Ruhe und das Schweigen guttun, wusste ich aus verschiedenen Erfahrungen, zum Beispiel in Exerzitien. Hier, in der «Visitation», in den Gängen und Räumen, in denen seit fast 400 Jahren Frauen schweigen und beten, empfand und empfinde ich das Schweigen als besonders wohltuend, gefüllt mit einer ganz besonderen Gegenwart. Auch die Gebetszeiten mit den Schwestern sind wie Balsam für die Seele. Der schöne Gesang und die Ruhe in den Gebeten lassen auch mich innerlich zur Ruhe kommen. Der Kontakt mit den Schwestern beschränkt sich auf einen Blick, ein Lächeln hin und wieder, wenn man sich begegnet und ist geprägt von einer grossen Herzlichkeit.

Im Schwesternchor steht die Ikone der «Heimsuchung»: Die schwangere Maria besucht ihre ebenso schwangere Cousine Elisabeth. Die beiden Frauen begegnen einander, umarmen sich. Verbundenheit ist spürbar auf dem Bild. Und die beiden Frauen tragen je ein Kind in ihrem in ihrem Mutterleib, ein Kind von Gott geschenkt. Für mich ist es ein Bild dessen, wie ich die Schwestern im Umgang untereinander und mit mir erlebe: Offen und zugewandt. Und zugleich voll Achtung im Wissen, auch in der je anderen lebt Gott.

Mein erster Besuch in der «Visitation» ist nicht mein letzter geblieben. Gern tauche ich hin und wieder ein ins Schweigen, in die Ruhe, ins Gebet, dankbar, dass die Schwestern mich als Gast so bereitwillig mit hineinnehmen in ihr Beten und Leben. Und manchmal ahne ich etwas von der Faszination Gottes, die diese Schwestern dazu geführt hat, ihr Leben dem Gebet und der Gemeinschaft zu schenken. Wie gut, dass es solche Orte gibt! Wie gut, dass wir daran teilhaben dürfen!

Bildquellen

  • Ikone, Kloster Visitation Fribourg | © Bettina Flick: Bildrechte beim Autor
Ikone, Kloster Visitation Fribourg | © Bettina Flick
1. November 2017 | 18:50
von Bettina Flick
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