Sibylle Hardegger

Wallfahrt anders als erwartet....

Wer kennt das Gefühl nicht: Man hat Pläne. Man will die Pläne unbedingt verwirklichen. Man bereitet sich vor. Trainiert – in meinem Fall. Kann die Vorfreude kaum dämpfen. Man hat Bilder im Kopf, die man gerne lebendig werden lassen möchte und obwohl man ahnt, was auf einen zu kommt, muss man offen sein für Unvorhergesehens. Es ist diese letzte Haltung, die mich auf der diesjährigen Radwallfahrt nach Trondheim geprägt hatte. 
Ursprünglich waren wir 8, welche die Strecke unter die Räder nehmen wollten. Schliesslich waren wir 6, die gestartet sind. 5 Radfahrer und ein Chauffeur.
Es ist der 23. Juni, das Wetter ist durchzogen und die Wetteraussichten schlecht. Doch nichts kann uns abhalten von unserer Fahrt nach Trondheim. 
Nach 10 km beginnt es zu schütten. Heiliger Olav, steh uns bei! Der Test für die neue Regenkleidung. Sie hält dicht. Gott sei Dank. Die ersten 44 km, die es an diesem Nachmittag zu fahren gilt, sind okay. Nur mein Magen rebelliert. Die Pizza vom Mittag hält nicht lange und das Abendessen geht gar nicht. 
Die Nacht ist kalt. Bereits jetzt habe ich die wollene (lange) Unterwäsche an. Die Nacht ist nicht dunkel und in die Dämmerung hinein frage ich mich, was diese Wallfahrt für mich bereit hält. 
Ein neuer Tag, ein neuer Start. Frühstück geht zunächst – aber hält sich nicht. Nicht einmal Wasser kann ich behalten. Das ist natürlich schlecht bei körperlicher Ertüchtigung. Langsam angehen. Zum Glück brennt die Sonne nicht. Noch einmal 40 km und dann geht nichts mehr. Nun muss ich aufgeben. 
Und unweigerlich denke ich an die Worte, die ich nach der letzten Radwallfahrt aufgeschrieben habe: Nicht immer kommt man an. Ankommen ist Gnade!
Mit dem Begleitbus fahre ich zum Ort, wo wir am Abend zelten wollen. Zelt aufstellen, hinlegen, schlafen. 
Und unweigerlich denke ich an die Wallfahrer des Mittelalters. Wie schwierig muss es damals gewesen sein. Gefahren, die an allen Orten lauerten und kein bequemer Begleitbus. 
Aufgeben – oder weitermachen? Dass diese Anfrage bereits am zweiten Tag ansteht, ist zunächst schwer auszuhalten. 

7. Juli 2014 | 10:51
von Sibylle Hardegger
Lesezeit: ca. 1 Min.
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