Sibylle Hardegger

Wallfahrt anders als erwartet... V

Unsere Sitzung und die wiederholte Konsultation verschiedener Wetterdienste bringt uns schliesslich zur Einsicht, dass wir mit den Rädern nicht mehr weiter fahren können. In den Bergen, die vor uns liegen, wird es schneien und die Temperaturen werden sich in der Nacht dem Gefrierpunkt nähern. Wir sind dazu nicht ausgerüstet und können diese Komplikationen nebst den übrigen körperlichen Anstrengungen, die uns erwarten, nicht stemmen.
Die Enttäuschung ist allen anzumerken.  Kapitualtion vor dem Wetter, das draussen übrigens wieder als Sturm über den See tobt, mögen wir es bisweilen nennen. Umwege, neue Wege gehen, schwingt auf der anderen Seite mit. Ich denke: Ja, ankommen ist Gnade! 
Wir kommen zur gemeinsame Lösung, dass wir mit unserem Bus nach Trondheim weiterpilgern und unsere Räder bei den Freunden unterstellen. In ein paar Tagen wieder zurück kommen und dann mit den Rädern nach Uppsala zurück fahren. 
Dazu allerdings müssen zwei von uns am nächsten Tag nach Uppsala zurück fahren, um die Sitze in den Bus einzubauen. (Die nämlich sind für den Warentransport ausgebaut.) 
So machen wir es. 2 fahren zurück nach Uppsala, die anderen 4 gönnen sich einen freien Tag in Mora. Ich entschliesse mich mein Fahrrad mit dem Bus nach Uppsala zurück zu schicken. Meine körperliche Verfassung sagt mir, dass ich in den kommenden Tagen nicht mehr Fahrrad fahren kann. Ein schwerer Entschluss, aber der mich erleichtert, nachdem er gefällt ist. 
Draussen regnet es dann auch sintflutartig und wir können deshalb unsere Entscheidung mit jeder Stunde besser verstehen. 
Mittlerweile ist es Sonntag, wir feiern Petrus und Paulus. In der Wohnstube unserer Freunde halten wir Eucharistie – Danksagung. 
Danke, guter Gott, dass du uns immer wieder aufrüttelst und unsere Wege durchkreuzt. Mögen sie uns auch auf den ersten Blick zurück werfen, wenn unsere Wege deine Wege sind, bringen sie uns immer vorwärts.
Dann machen wir uns auf über die Berge Trondheim entgegen. In den Bergen begegnen wir dem Schnee und als wir uns aus dem «Kofferraum» verpflegen hat es gerade mal 6 Grad mit dem Wind fühlen sie sich an wie 0 Grad. Noch ein Stück weiter fahren wir in die Nacht hinein, die hier oben in Mittelnorwegen nie dunkel ist. Dann lagern wir – Wegelagerer gleich am Rand der Strasse in unseren Zelten. Morgen, ja morgen werden wir in Trondheim ankommen. Gewiss. Mitte des Labyrinthes. 

18. Juli 2014 | 14:49
von Sibylle Hardegger
Lesezeit: ca. 1 Min.
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