Wallfahrt anders als erwartet ... IV

Es ist Freitag. Herz Jesu Fest. Am Morgen feiern wir die Messe im Bildungshaus. Die Kapelle ist voll. Die Gottesdienstbesuchenden versprechen uns in ihren Gebeten auf dem Weg nach Trondheim zu begleiten. Das Wetter ist nicht für uns – eher gegen uns. Es regnet. Ich entscheide mich heute wieder zu Rad zu fahren. Denn diesen Teil der Wallfahrtsstrecke bin ich noch nie gefahren. Vor zwei Jahren fuhren wir eine andere Strecke. 
Nach ein paar Kilometer hat mich die Gruppe «abgehängt». Ich bin langsam und fahre meistens alleine am Schluss. Das ist gut so. So kann ich mein Tempo halten. Die Strecke führt über Schotterwege und durch Wald. Irgendwo hinter den Bäumen liegt der Siljan See. 
Ich komme gut voran. Manchmal muss ich den Weg suchen. Auch das gehört dazu. Jeden Tag tragen wir ein Anliegen oder eine Person mit in unserem Gebeten. Als äusseres Zeichen fädeln wir ein Perle auf ein Lederband. Und dieses Lederband hüpft auf meiner Brust hin und her, hin und her…
 
Und dann am Nachmittag, habe ich kurz den Gedanken aufzugeben. Alles ist nass und ich bin völlig durchgefroren. Aber ich beisse mich durch und weiss, am Abend darf ich bei Freunden ankommen, die eine warme Stube bereit halten. 
So schwer habe ich die Wallfahrt vom letzten Mal nicht in Erinnerung. Vielleicht sind Wetter und Temperaturen im übertragenen Sinne die berühmten Erbsen in den Schuhen….
Am Abend dann ein herzlicher Empfang. Ein Bett, eine warme Stube und ein Festmahl, das uns aufgetischt wird. Wir könnten das Lied auf das Festmahl auf Zion des Jesaja singe: Ein Mahl mit erlesenen Speisen und Weinen!!! Es ist der Abend des 27.Juni. Wir sind erst 5 Tage unterwegs und ich habe soviele Gedanken im Kopf…. Und Trondheim liegt so weit. 
Wir müssen uns beratschlagen, wie weiter? In den Bergen, die vor uns liegen, wird es in den nächsten Tagen schneien. Wir sind nicht ausgerüstet für eine winterliche Fahrt. Und bereits jetzt habe ich  alle Kleider gebraucht, die ich dabie habe. Abbrechen? Weitermachen? Ent-täuschen.