Besuch aus den Philippinen
Bettina Flick

Voneinander lernen – Berührende Moment mit den Menschen unserer Partnergemeinde

Während zwei Wochen haben wir vier Personen aus unserer Partnergemeinde Hingyon auf den Philippinen zu Gast. Nach zwei Besuchen von uns bei ihnen (2009 und 2015) ist dies der zweite Gegenbesuch, schon 2011 hatten wir zwei Personen aus ihrer Pfarrei bei uns zu Gast. Diese Besuche wollen uns helfen, uns als Weltkirche zu verstehen. Der spirituelle und kulturelle Austausch geht dem Teilen von materiellen Gütern voraus.

Untergebracht sind die Vier bei Gastfamilien – jeweils nach zwei bis drei Nächten müssen sie wieder zusammenpacken und kommen in eine neue Familie. Tagsüber werden sie jeweils von zwei Personen der Partnerschaftsgruppe begleitet. So knüpfen sie Beziehungen und erleben ganz verschiedene Menschen und Situationen.

Am ersten Tag fragte mich Fr. Pablo immer wieder: «Ihr müsst viel Wasser hier haben!» Zuerst dachte ich an das satte Grün und meinte: «Ja, wir haben viel Wasser, auch im Sommer.» Später sah ich, dass er verwundert einen Springbrunnen betrachtete und wieder fragte er: «Ihr habt viel Wasser hier in der Schweiz, oder?» Sein Staunen wurde noch grösser, als ich ihm erklärte, dass alles Wasser Trinkwasser ist, dass selbst die WC Spülung mit Trinkwasser funktioniert. Mich machte seine Rückfrage dankbar – dankbar für das Wasser, dankbar für so vieles, das für uns so alltäglich ist.

Wir tauschen immer wieder aus über unsere pastorale Situation. Vieles ist ähnlich. Anderes ist auch ganz anders:

  • Wir haben grosse Kirchen, die sie sehr bewundern. Sie haben kleine Kapellen – die an den Sonntagen gut gefüllt sind. Ganz ehrlich hätte ich auch oft lieber eine kleinere Kirche als so viele leere Kirchenbänke…
  • Bei ihnen kommen viele Jugendliche zu Katechese-Stunden und zum Gottesdienst. Wir freuen uns an unseren Jugendverbänden, die vor allem sinnvolle Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche anbieten.
  • Bei ihnen sprechen engagierte Laien in den einzelnen Weilern die Totengebete. Bei uns gibt es TheologInnen, die hauptberuflich unter anderem Beerdigungen halten.

Wir lachen auch viel miteinander. Inzwischen ist die Bitte von Fr Pablo um ein Glas Milch schon zu einem «running gag» geworden. Ganz ernst kann er erklären, dass er sich eine hellere Haut wünscht und hofft, die Milch helfe ihm dabei. Er habe in der Schokoladenfabrik deshalb auch nur weisse Schoggi gegessen…

In kurzer Zeit sind wir Freunde geworden. Und dann feiern wir gemeinsam Gottesdienst und sie singen in ihrer Sprache das Vater Unser mit geschlossenen Augen. Tief berührt und mit einer Gänsehaut am ganzen Körper spüre ich: Ja, wir sind wirklich Schwestern und Brüder im Glauben!

 

 

 

Besuch aus den Philippinen | © www.se-ma.ch
24. August 2017 | 18:55
von Bettina Flick
Lesezeit: ca. 2 Min.
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